Weil sie Deutsche sind – Das Massaker von Aussig am 31. Juli 1945

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  1. November 2025

Am 31. Juli 1945 ereignete sich in der nordböhmischen Stadt Ústí nad Labem (deutsch: Aussig) ein blutiges Pogrom, das bis heute zu den dunkelsten Kapiteln der Nachkriegszeit zählt. Mehrere Hundert Deutsche wurden Opfer gezielter Gewalt, ausgelöst durch eine Explosion in einer Munitionsfabrik – ein Ereignis, das als Vorwand für eine brutale Abrechnung mit der deutschen Bevölkerung diente.

Der Auslöser: Explosion in Schönpriesen

Gegen 15:33 Uhr explodierte ein Munitionsdepot in der Kabelfabrik im Stadtteil Schönpriesen (Krásné Březno). Die Detonation zerstörte die Fabrik und angrenzende Gebäude vollständig. Dabei starben sowohl tschechische Wachleute als auch 14 deutsche Arbeiter. Die Ursache der Explosion ist bis heute ungeklärt – doch sie wurde von tschechischen Revolutionsgarden und Teilen der Bevölkerung als gezielter Anschlag durch sogenannte „Werwölfe“ dargestellt.

Die Eskalation: Gewalt auf der Elbbrücke

Bereits 40 Minuten nach der Explosion begannen die Ausschreitungen. Deutsche Zivilisten, erkennbar an weißen Armbinden, wurden auf der Dr.-Edvard-Beneš-Brücke zusammengetrieben. Augenzeugen berichten von Menschen, die von der Brücke in die Elbe gestoßen und im Wasser erschossen wurden. Eine Frau mit Säugling wurde samt Kinderwagen in den Fluss geworfen. Leichen trieben bis ins benachbarte Sachsen – dort wurden laut Totenmatrikeln 80 Leichen geborgen.

Gewalt im gesamten Stadtgebiet

Die Gewalt beschränkte sich nicht auf die Brücke. Im gesamten Stadtgebiet wurden Deutsche erschlagen, erstochen oder ertränkt. Vor dem Bahnhof starben mindestens zwölf Menschen. In Schreckenstein (Střekov) wurden am Folgetag 17 deutsche Mitarbeiter der Firma Georg Schicht vermisst. Historiker gehen davon aus, dass die tatsächliche Opferzahl zwischen 400 und 4.000 liegt.

Politischer Hintergrund und Vertuschung

Die tschechoslowakische Regierung unter Präsident Edvard Beneš hatte zuvor auf Druck der Alliierten die Gewalt gegen Deutsche administrativ gestoppt. Dennoch wurde das Massaker von Aussig von Teilen des Staatsapparats geduldet oder gar organisiert. Geheime Unterlagen deuten auf eine gezielte Aktion der Abteilung Z des Innenministeriums und des Inlandsgeheimdienstes OBZ hin, um die Vertreibung der Deutschen zu legitimieren.

Jahrzehntelanges Schweigen

In der kommunistischen Ära wurde das Massaker systematisch verdrängt. Erst nach 1989 begann eine zögerliche Aufarbeitung. Ein Gedenkstein wurde 2005 errichtet – jedoch ohne klare Benennung der Täter oder eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Quellenangaben

 

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