Deutsche Sagen und Legenden: Rübezahl

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Deutschland und die deutschsprachigen Länder Österreich, Liechtenstein und die Schweiz sind reich an Sagen und Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Viele dieser Erzählungen haben einen gemeinsamen Kern, der je nach Region unterschiedlich ausgeschmückt wurde. Leider sind viele Sagen und Legenden im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten oder nur noch in Bruchstücken erhalten.

Die gängige Sage über die Sagengestalt Rübezahl wird wie folgt erzählt:

Es war einmal ein mächtiger Berggeist, der im Riesengebirge herrschte. Er konnte sich in alles verwandeln, was er wollte, und er liebte es, den Menschen Streiche zu spielen. Eines Tages sah er eine schöne Königstochter, die mit ihren Freundinnen am Fuß eines Wasserfalls badete. Er verliebte sich in sie und beschloss, sie zu entführen. Er verwandelte sich in einen jungen Prinzen und lockte sie mit schönen Worten in seine Höhle. Dort zeigte er ihr seinen Reichtum und seine Macht und bot ihr an, ihr alles zu geben, was sie sich wünschte. Er schenkte ihr auch einen Korb voller Rüben, die eine besondere Eigenschaft hatten: Sie konnten sich in alles verwandeln, was die Königstochter sich vorstellte.

Die Königstochter war aber nicht glücklich bei dem Berggeist. Sie vermisste ihren Vater, ihre Freunde und ihren Geliebten, den Prinzen Ratibor. Sie wollte nur noch zurück in ihr Reich. Sie dachte sich einen Plan aus, um zu entkommen. Sie sagte dem Berggeist, dass sie ihn heiraten würde, wenn er ihr eine Aufgabe lösen könnte. Er sollte ihr sagen, wie viele Rüben auf dem Feld vor seiner Höhle wuchsen. Der Berggeist war sehr stolz auf seine Klugheit und nahm die Herausforderung an.

Er ging hinaus und zählte die Rüben. Er kam auf 365 Stück. Er ging zurück in die Höhle und sagte der Königstochter die Zahl. Sie aber sagte ihm, dass er falsch lag. Sie hatte nämlich heimlich eine Rübe aus dem Korb genommen und auf das Feld geworfen. Der Berggeist glaubte ihr nicht und ging noch einmal hinaus, um nachzuzählen. Diesmal kam er auf 366 Stück. Er war verwirrt und zählte noch einmal. Wieder kam er auf eine andere Zahl, denn die Königstochter hatte jedes Mal eine andere Rübe auf das Feld geworfen oder wieder zurückgeholt.

Während der Berggeist so beschäftigt war, nutzte die Königstochter die Gelegenheit zur Flucht. Sie nahm eine Rübe aus dem Korb und verwandelte sie in ein schnelles Pferd. Sie schwang sich darauf und ritt davon. Als der Berggeist merkte, dass sie fort war, rannte er ihr hinterher. Er rief ihr zu, dass er sie liebte und dass sie ihm gehörte. Die Königstochter aber lachte ihn aus und rief ihm zu:

“Du dummer Rübezahl! Du kannst nicht einmal Rüben zählen! Lass mich in Ruhe!” Der Berggeist war sehr gekränkt und wütend über diesen Spott. Er schwor, sich an ihr zu rächen. Aber es war zu spät. Die Königstochter erreichte ihr Reich und fiel in die Arme ihres Prinzen Ratibor. Sie lebten glücklich bis an ihr Ende.

Der Berggeist aber blieb allein in seinem Gebirge zurück. Er hasste den Namen Rübezahl, den ihm die Königstochter gegeben hatte. Er bestrafte jeden, der ihn so nannte, mit seinem Zorn. Er wurde noch launischer und unberechenbarer als zuvor. 4 Und so ist es bis heute geblieben.

Die Sage der Sagengestalt Rübezahl ist eine Sammlung von Geschichten über einen Berggeist, der im Riesengebirge lebt und verschiedene Gestalten annehmen kann. Er ist mal hilfsbereit, mal launisch, mal gerecht, mal arglistig.

Er hat viele Namen, aber Rübezahl ist ein Spottname, den er nicht gerne hört. Die Herkunft dieses Namens wird in einer Geschichte erklärt, die Johann Karl August Musäus 1783 in seinen Volksmärchen der Deutschen veröffentlicht hat1.

Darin wird erzählt, wie Rübezahl die Königstochter Emma entführt und ihr Zauberrüben schenkt, die sie in alles verwandeln kann. Sie verspricht ihm zu heiraten, wenn er ihr die Zahl der Rüben auf dem Feld nennt. Er zählt sie mehrmals, kommt aber immer zu einem anderen Ergebnis. Währenddessen flieht sie auf einer zum Pferd verwandelten Rübe zu ihrem Prinzen Ratibor und nennt ihn spöttisch Rübezahl.

Die Sage von Rübezahl ist schon seit dem 16. Jahrhundert belegt2. Die älteste Darstellung stammt von Martin Helwig, der ihn 1561 auf seiner Landkarte als Rübenczal zeichnete3. Später sammelte Johannes Praetorius viele Geschichten über ihn und gab sie 1662 unter verschiedenen Schreibweisen wie Rübezal, Ribezal oder Riebenzahl heraus2. Er beschrieb ihn oft als dämonisch, satanisch oder tierisch. Musäus machte ihn sympathischer und menschlicher und gab ihm den Namen Herr Johannes2. Seine Legenden von Rübezahl wurden sehr bekannt und beeinflussten spätere Autoren und Künstler, die sich mit dem Berggeist beschäftigten.

Die Sage von Rübezahl ist also eine reiche und vielfältige literarische Tradition, die auf mündlichen Überlieferungen aus dem Volk basiert. Sie spiegelt die Faszination für die Natur und das Übernatürliche wider, aber auch die Ambivalenz zwischen Bewunderung und Spott für den Herrn der Berge.

Quellen:

Bing-Abfrage vom 20.07.2023

1: https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCbezahl

2: https://www.deutschland-lese.de/streifzuege/maerchen/ruebezahl/

3: https://www.maerchenatlas.de/deutsche-maerchen/johann-karl-august-musaus/legenden-von-rubezahl-iii/

4 https://www.projekt-gutenberg.org/musaeus/ruebezah/chap001.html

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