Deutsche Sagen und Legenden: Das Nebelmännle
Deutschland und die deutschsprachigen Länder Österreich, Liechtenstein und die Schweiz sind reich an Sagen und Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Viele dieser Erzählungen haben einen gemeinsamen Kern, der je nach Region unterschiedlich ausgeschmückt wurde. Leider sind viele Sagen und Legenden im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten oder nur noch in Bruchstücken erhalten.
Die Sage über das Nebelmännle ist eine Geschichte über eine Sagengestalt des Bodensee-Raums, die den Nebel bringt und den Wein liebt. Er ist eine Personifikation des alten Gottes Wuotan oder Odin, der vom christlichen Läuten vertrieben wird. Er hat auch eine lokale Fasnetfigur des Bodmaner Narrenvereins der Bosköpfe.
Eine Sagenfassung über das Nebelmännle lautet wie folgt:
Es war einmal ein reicher Bauer, der hatte einen großen Weingarten. Er war sehr stolz auf seinen Wein und wollte ihn vor niemandem teilen. Er sagte immer: “Mein Wein ist mein Leben, ich brauche nichts anderes.” Er kümmerte sich nicht um seine Frau und seine Kinder, er kümmerte sich nicht um die Kirche und die Armen. Er dachte nur an seinen Wein.
Eines Tages kam ein kleines Männlein zu ihm und sagte: “Guter Mann, gib mir ein Glas von deinem Wein, ich bin durstig.” Der Bauer sah das Männlein an und erkannte, dass es das Nebelmännle war, das den Nebel über den See brachte. Er sagte: “Nein, du bekommst keinen Tropfen von meinem Wein. Du bist ein böser Geist, der meinen Weinstock schädigt. Geh weg von hier!”
Das Nebelmännle sagte: “Sei nicht so geizig, guter Mann. Dein Wein ist nicht dein Leben, du brauchst noch andere Dinge. Gib mir ein Glas von deinem Wein, und ich will dir etwas Gutes tun.”
Der Bauer sagte: “Nein, du willst mir nichts Gutes tun, du willst mir nur meinen Wein wegnehmen. Geh weg von hier!” Das Nebelmännle sagte: “Sei nicht so starrsinnig, guter Mann. Dein Wein ist nicht dein Leben, du brauchst noch andere Dinge. Gib mir ein Glas von deinem Wein, und ich will dich zu einem schönen Ort bringen.”
Der Bauer sagte: “Nein, du willst mich nicht zu einem schönen Ort bringen, du willst mich nur in eine Falle locken. Geh weg von hier!” Das Nebelmännle sagte: “Sei nicht so töricht, guter Mann. Dein Wein ist nicht dein Leben, du brauchst noch andere Dinge. Gib mir ein Glas von deinem Wein, und ich will dir etwas zeigen, was du noch nie gesehen hast.”
Der Bauer sagte: “Nein, du willst mir nichts zeigen, was ich noch nie gesehen habe, du willst mich nur betören. Geh weg von hier!”
Da wurde das Nebelmännle zornig und sagte: “Du bist ein harter Mann, guter Mann. Dein Wein ist dein Leben, aber du weißt nicht, was du damit verlierst. Du gibst mir kein Glas von deinem Wein, aber ich nehme dir alles andere weg. Du wirst sehen, was du davon hast.” Und das Nebelmännle blies einen dicken Nebel über den See und über den Weingarten des Bauern. Der Bauer konnte nichts mehr sehen und hörte nur noch das Lachen des Nebelmännles.
Der Bauer rief nach seiner Frau und seinen Kindern, aber er bekam keine Antwort. Er rief nach seinen Nachbarn und seinen Freunden, aber er bekam keine Antwort. Er rief nach dem Pfarrer und dem Schultheiß, aber er bekam keine Antwort. Er war ganz allein in dem dicken Nebel.
Da fing er an zu weinen und zu beten. Er sagte: “O Gott, vergib mir meine Sünde! Ich war zu geizig und zu stolz auf meinen Wein. Ich habe mich nicht um meine Frau und meine Kinder gekümmert. Ich habe mich nicht um die Kirche und die Armen gekümmert. Ich habe mich nicht um dich gekümmert. O Gott, vergib mir meine Sünde!”
Da läutete die Kirchenglocke über den See und durch den Nebel. Der Bauer hörte das Läuten und fühlte sich getröstet. Er sagte: “O Gott, danke für deine Gnade! Ich höre deine Stimme in der Glocke. Ich will mich bessern und mein Leben ändern. O Gott, danke für deine Gnade!”
Da verzog sich der Nebel über den See und über den Weingarten des Bauern. Der Bauer sah wieder alles klar und erkannte, dass er nicht allein war. Er sah seine Frau und seine Kinder, die ihn umarmten. Er sah seine Nachbarn und seine Freunde, die ihm halfen. Er sah den Pfarrer und den Schultheiß, die ihn segneten. Er sah den Himmel und die Sonne, die ihn erfreuten.
Er sagte: “O Gott, danke für deine Güte! Ich sehe deine Liebe in allem, was du geschaffen hast. Ich will dir danken und dich loben. O Gott, danke für deine Güte!”
Und der Bauer wurde ein frommer und guter Mann. Er teilte seinen Wein mit allen, die ihn brauchten. Er kümmerte sich um seine Frau und seine Kinder. Er kümmerte sich um die Kirche und die Armen. Er kümmerte sich um Gott.
Und das Nebelmännle kam nie wieder zu ihm.
Quelle:
1: https://de.wikisource.org/wiki/Das_Nebelm%C3%A4nnle
Bing-Abfrage vom 20.07.2023
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