Weil sie Deutsche sind – Die vergessene Tragödie von Stettin im Sommer 1945

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  1. November 2025

Im Sommer 1945, nur wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ereignete sich in der pommerschen Hafenstadt Stettin (heute Szczecin, Polen) eine humanitäre Katastrophe, die bis heute kaum im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Unter dem Vorwand politischer Neuordnung und ethnischer Homogenisierung wurden zehntausende Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben – nicht selten unter Anwendung brutaler Gewalt. 

Die politische Ausgangslage 

Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches im Mai 1945 wurde Stettin zunächst von der Roten Armee besetzt. Die Stadt lag in der sowjetischen Besatzungszone, doch Polen erhob Anspruch auf das Gebiet. Die Potsdamer Konferenz im Juli 1945 legte die Oder-Neiße-Linie als provisorische Grenze zwischen Deutschland und Polen fest. Doch bereits im Juni 1945 übernahm die polnische Verwaltung faktisch die Kontrolle über Stettin – mit Rückendeckung der Sowjetunion. 

Systematische Vertreibung der deutschen Bevölkerung 

Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung begann unmittelbar nach der Machtübernahme. Zunächst wurden Deutsche aus ihren Wohnungen gedrängt, oft mit nur wenigen Stunden Vorwarnung. Die polnischen Behörden errichteten sogenannte „Sammellager“, in denen die Menschen unter katastrophalen hygienischen Bedingungen ausharren mussten. 

Im Juli und August 1945 erreichte die Vertreibung ihren Höhepunkt. Zeitzeugen berichten von Gewalt, Plünderungen und Misshandlungen. Viele Menschen starben an Erschöpfung, Hunger oder durch direkte Gewalteinwirkung. Besonders tragisch war das Schicksal von Frauen und Kindern, die häufig ungeschützt den Übergriffen ausgeliefert waren. 

Der „Stettiner Zipfel“ und der Schweriner Grenzvertrag 

Am 21. September 1945 wurde der sogenannte Schweriner Grenzvertrag zwischen der Sowjetunion und Polen unterzeichnet. Damit wurde der „Stettiner Zipfel“ – ein Gebiet westlich der Oder – Polen zugesprochen. Die deutsche Bevölkerung hatte in dieser neuen Ordnung keinen Platz mehr. 

Die Folgen 

Bis Ende 1947 war die deutsche Bevölkerung Stettins nahezu vollständig verschwunden. Ihre Häuser wurden neu besiedelt, ihre Geschichte verdrängt. Die Stadt wurde polonisiert, Straßennamen geändert, Denkmäler entfernt. Die Erinnerung an die einstige deutsche Stadt Stettin verblasste – ebenso wie das Leid ihrer ehemaligen Bewohner. 

 

Quellen 

  1. Schweriner Grenzvertrag – Wikipedia 
  1. Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945–1947 – Deutsche Digitale Bibliothek 
  1. Vertreibungslager in Stettin – FamilySearch 

 

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