Blutiger Mai 1945 – Das Massaker von Grulich im Sudetenland 

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  1. Oktober 2025

Im Mai 1945, unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, kam es in zahlreichen Orten des Sudetenlandes zu Gewaltexzessen gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Eines dieser Ereignisse war das Massaker von Grulich, dem heutigen Králíky in Tschechien, bei dem nach gesicherten Angaben zwischen dreißig und fünfzig deutsche Zivilisten ums Leben kamen. Dieses Verbrechen steht exemplarisch für die chaotische und von Racheakten geprägte Nachkriegszeit in der Tschechoslowakei. 

Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 befand sich die Tschechoslowakei in einem Zustand des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs. Die deutsche Minderheit, die jahrhundertelang in den Grenzgebieten gelebt hatte, wurde kollektiv für die nationalsozialistische Besatzung verantwortlich gemacht. Die sogenannten Beneš-Dekrete legten die rechtliche Grundlage für die Enteignung und Vertreibung der Deutschen. In einer Atmosphäre der Vergeltung empfanden viele Tschechen die Gewaltakte als eine Form spontaner Gerechtigkeit. Zugleich herrschte in den ersten Wochen nach Kriegsende ein weitgehender Zusammenbruch staatlicher Ordnung, in dem lokale Milizen und Partisanengruppen das Machtvakuum füllten. 

Grulich war im Mai 1945 Schauplatz eines besonders grausamen Übergriffs. Zeitzeugen und historische Forschungen berichten von etwa dreißig bis fünfzig getöteten deutschen Zivilisten. Die Täter waren lokale tschechische Milizen und Partisanen, die nach dem Abzug der Wehrmacht die Kontrolle übernommen hatten. Die deutschen Einwohner wurden zusammengetrieben, misshandelt und schließlich erschossen oder erschlagen. Neben dem Motiv der Rache für die NS-Besatzung spielten auch Besitzübernahmen und politische Säuberungen eine Rolle. 

Das Massaker von Grulich war kein Einzelfall. Ähnliche Ereignisse ereigneten sich in Aussig (Ústí nad Labem), Postelberg (Postoloprty) oder Brünn (Brno), wo tausende Deutsche ihr Leben verloren. Historiker wie Jiří Padevět betonen, dass diese Gewaltakte Teil einer gesetzlosen Übergangszeit waren, in der staatliche Strukturen zusammengebrochen waren. Die Vertreibung der Sudetendeutschen insgesamt betraf rund drei Millionen Menschen, die ihre Heimat verloren. 

Lange Zeit wurden die Massaker in der tschechischen Geschichtsschreibung marginalisiert oder tabuisiert. Erst seit den 1990er-Jahren begann eine differenzierte Aufarbeitung. Historische Forschungen und Publikationen beleuchten die Ereignisse zunehmend kritisch, während lokale Vereine und Vertriebenenverbände sich um Erinnerungstafeln und Mahnmale bemühen. Auch politisch bleibt die Bewertung der Beneš-Dekrete und der Nachkriegsgewalt ein sensibles Thema in den deutsch-tschechischen Beziehungen. 

Das Massaker von Grulich im Mai 1945 war somit Teil der gewaltsamen Nachkriegsgeschehnisse im Sudetenland. Zwischen dreißig und fünfzig deutsche Zivilisten wurden Opfer von Racheakten tschechischer Milizen. Eingebettet in die Vertreibung der Sudetendeutschen steht dieses Massaker exemplarisch für die Eskalation von Gewalt in einer Zeit ohne funktionierende Rechtsordnung. Erst Jahrzehnte später begann eine offene Aufarbeitung dieser Verbrechen. 

Quellen 

 

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