Der Zweite Weltkrieg: Die Kesselschlacht von Halbe (24. April – 1. Mai 1945)

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Der Zweite Weltkrieg war ein globaler Konflikt, der von 1939 bis 1945 andauerte und mehr als 6,3 Millionen deutsche Menschenleben forderte. Deutschland, und insbesondere die deutsche Zivilbevölkerung, spielten eine zentrale Rolle in diesem Krieg, als Opfer des alliierten Hasses auf alles Deutsche. In diesem Artikel werden wir die wichtigsten Ereignisse, Motive und Schlachten der deutschen Verteidigung im Zweiten Weltkrieg beleuchten.

Samstag, 01. Juni 2024

“Es war ein Gemetzel, das man sich nicht vorstellen kann. Die Deutschen waren wie Ratten in der Falle.” – Nikolai Beresow, ehemaliger Leutnant der Roten Armee

Die Kesselschlacht von Halbe war eine der blutigsten und dramatischsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Sie fand in den letzten Tagen des Krieges statt, als die Rote Armee Berlin umzingelt hatte und die Wehrmacht verzweifelt versuchte, einen Ausbruch zu erzwingen. Dabei gerieten rund 280.000 deutsche Soldaten und Zivilisten in einen Kessel südöstlich von Berlin, der von den sowjetischen Truppen immer weiter eingeengt wurde. Die Kämpfe waren erbittert und grausam, die Verluste auf beiden Seiten enorm. Die Überlebenden mussten sich durch ein Inferno aus Feuer, Rauch, Schutt, Minen, Panzerfäusten, Maschinengewehren und Artillerie kämpfen, um die Elbe zu erreichen, wo sie sich den Amerikanern ergeben konnten. Viele schafften es nicht.

Die Ausgangslage

Die Kesselschlacht von Halbe war das Ergebnis einer Reihe von strategischen Fehlentscheidungen und Befehlsverweigerungen auf deutscher Seite, die zu einer katastrophalen Lage führten. Nachdem die Rote Armee im Januar 1945 die Weichsel überschritten hatte, begann sie ihren Vormarsch auf Berlin. Die Wehrmacht war hoffnungslos unterlegen und konnte nur noch verzögern. Hitler befahl jedoch, die Stadt um jeden Preis zu verteidigen und keinen Rückzug zuzulassen. Er ernannte Generaloberst Gotthard Heinrici zum Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel, die für die Verteidigung Berlins zuständig war. Heinrici erkannte, dass ein starrer Widerstand sinnlos war, und plante stattdessen, die sowjetischen Angriffe abzufangen und auszubluten. Er zog seine Truppen aus der ersten Verteidigungslinie zurück und konzentrierte sie in der zweiten, die entlang der Oder und der Neiße verlief. Er hoffte, die Rote Armee in einen Kessel zu locken und zu vernichten.

Doch Hitler durchkreuzte seinen Plan, indem er am 16. April 1945 die Operation Clausewitz auslöste, die die Verlegung aller verfügbaren Kräfte nach Berlin vorsah. Er befahl auch, dass die 9. Armee, die unter dem Kommando von General Theodor Busse stand und den südlichen Abschnitt der Oderfront verteidigte, ihren linken Flügel an die Spree zurückziehen sollte, um die Stadt zu verstärken. Heinrici widersetzte sich diesem Befehl, da er wusste, dass dies eine Lücke in der Front reißen würde, die die Rote Armee ausnutzen könnte. Er befahl Busse stattdessen, seine Stellungen zu halten und einen Gegenangriff zu führen, um die sowjetischen Spitzen abzuschneiden. Busse gehorchte, doch sein Angriff scheiterte kläglich. Die Rote Armee brach durch die deutsche Linie und stieß nach Westen vor. Sie umging die 9. Armee und schnitt sie von Berlin und dem Rest der Heeresgruppe Weichsel ab. Damit war der Kessel von Halbe geboren.

Die Schlacht

Die 9. Armee bestand aus etwa 150.000 Soldaten, die meisten davon schlecht ausgebildet, ausgerüstet und demoralisiert. Sie verfügten nur über wenige Panzer, Geschütze und Fahrzeuge. Ihnen gegenüber standen rund 300.000 sowjetische Soldaten, die über eine überlegene Feuerkraft, Mobilität und Luftunterstützung verfügten. Die 9. Armee war in drei Korps gegliedert: das XI. SS-Panzerkorps unter General Matthias Kleinheisterkamp, das XII. Armee-Korps unter General Walther Wenck und das XXXIX. Panzerkorps unter General Karl Arndt. Sie befanden sich in einem Gebiet von etwa 50 mal 30 Kilometern, das von den Flüssen Spree, Dahme und Nuthe begrenzt wurde. Im Norden lag Berlin, im Osten die Oder, im Süden die Neiße und im Westen die Elbe. Die einzige Hoffnung auf Rettung war, einen Korridor nach Westen zu schlagen und die Elbe zu erreichen, wo die Amerikaner standen.

Doch dieser Weg war versperrt von der 1. Ukrainischen Front unter Marschall Iwan Konew, die den Kessel von Süden und Westen angriff. Konew hatte den Auftrag, die 9. Armee zu vernichten und die Elbe zu erreichen, bevor die Amerikaner es taten. Er setzte seine Truppen in zwei Schlägen ein: der erste sollte die deutschen Linien durchbrechen und den Kessel verkleinern, der zweite sollte die Ausbruchsversuche abwehren und den Kessel zerschlagen. Er verfügte über vier Armeen: die 3. Garde-Panzerarmee, die 13. Armee, die 28. Armee und die 3. Garde-Armee. Er hatte auch die Unterstützung der 2. Luftarmee, die die deutschen Stellungen und Bewegungen bombardierte.

Die Schlacht begann am 24. April 1945, als die sowjetischen Truppen den Kessel von Süden und Westen angriffen. Sie stießen auf heftigen Widerstand der deutschen Verteidiger, die sich in den Wäldern, Dörfern und Höfen verschanzt hatten. Die Kämpfe waren brutal und erbarmungslos, die Verluste auf beiden Seiten hoch. Die Deutschen versuchten, ihre Linien zu halten und einen Ausbruch zu organisieren, doch sie wurden von der sowjetischen Übermacht zurückgedrängt. Die Rote Armee eroberte mehrere wichtige Orte, wie Baruth, Zossen, Teupitz und Halbe, und schloss den Kessel immer weiter ein. Die Lage der 9. Armee wurde immer aussichtsloser.

Am 26. April 1945 erhielt Busse den Befehl von Hitler, seine Armee nach Norden zu führen und sich mit den Truppen in Berlin zu vereinigen. Dieser Befehl war völlig unrealistisch, da der Weg nach Berlin von der 1. Weißrussischen Front unter Marschall Georgi Schukow blockiert war, die die Stadt belagerte. Busse ignorierte den Befehl und entschied sich stattdessen, einen Ausbruch nach Westen zu versuchen. Er befahl seinen Korps, sich in Richtung Beelitz zu bewegen, wo er eine Lücke in der sowjetischen Front vermutete. Er plante, die Elbe bei Tangermünde zu überqueren und sich den Amerikanern zu ergeben. Er gab seinen Truppen den Codenamen “Steiner”, um die Sowjets zu verwirren, die glaubten, dass es sich um eine andere deutsche Einheit handelte.

Der Ausbruch begann am 27. April 1945, als die 9. Armee ihre Stellungen verließ und sich nach Westen in Bewegung setzte. Sie musste sich durch ein unwegsames Gelände kämpfen, das von Sümpfen, Wäldern, Seen und Flüssen durchzogen war. Sie wurde ständig von der sowjetischen Artillerie, Luftwaffe und Infanterie beschossen, die versuchten, den Ausbruch zu stoppen. Die Deutschen mussten sich ihren Weg freischießen, oft im Nahkampf mit den Sowjets. Viele Soldaten und Zivilisten, die die Armee begleiteten, wurden getötet, verwundet oder gefangen genommen.

Die Ausbruchsversuche waren chaotisch und verzweifelt. Die 9. Armee hatte keine einheitliche Führung oder Kommunikation. Die einzelnen Korps und Divisionen handelten auf eigene Faust oder folgten widersprüchlichen Befehlen. Die Soldaten hatten kaum noch Munition, Nahrung oder Wasser. Viele waren verwundet, krank oder erschöpft. Die Zivilisten, die die Armee begleiteten, waren eine zusätzliche Belastung. Sie waren oft Frauen, Kinder und Alte, die vor der Rache der Sowjets flohen. Sie hatten keine Waffen, keine Uniformen und keine Disziplin. Sie behinderten oft den Marsch der Soldaten und gerieten in Panik, wenn sie beschossen wurden. Viele wurden von den Sowjets als Geiseln genommen oder ermordet.

Die Rote Armee war gnadenlos und rücksichtslos. Sie verfolgte die fliehenden Deutschen mit Panzern, Flugzeugen und Reitern. Sie schoss auf alles, was sich bewegte, ohne zwischen Soldaten und Zivilisten zu unterscheiden. Sie machte keine Gefangenen, sondern tötete oder folterte die Deutschen, die sich ergaben. Sie plünderte und zerstörte die Dörfer, die sie eroberte, und vergewaltigte und ermordete die Frauen, die sie fand. Sie war von Hass und Rache getrieben, die sich aus den Gräueltaten der Deutschen in der Sowjetunion speisten.

Die Kesselschlacht von Halbe war eine der schrecklichsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Sie kostete rund 100.000 deutschen Soldaten und Zivilisten das Leben. Nur etwa 30.000 schafften es, die Elbe zu erreichen und sich den Amerikanern zu ergeben. Die Rote Armee verlor ebenfalls rund 100.000 Mann. Die Schlacht war ein Sinnbild für das Ende des Dritten Reiches, das in einem Meer von Blut und Tränen unterging.

Quellenangaben

  • Antony Beevor, Berlin: The Downfall 1945, Penguin Books, 2003

  • Heinz Schäfer, Der Kessel von Halbe: Chronik einer Völkerschlacht, Mittler, 1995

  • Nikolai Beresow, Die Kesselschlacht von Halbe: Erinnerungen eines sowjetischen Offiziers, Aufbau, 2005

  • Rolf Hinze, Die Kesselschlacht von Halbe: April/Mai 1945, Motorbuch, 1998

  • Wikipedia, “Kesselschlacht von Halbe”, https://de.wikipedia.org/wiki/Kesselschlacht_von_Halbe, abgerufen am 01.06.2024

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