Kriege und Konflikte: Geschichte Afghanistans seit 1970

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Die Welt ist seit 1945 von zahlreichen Kriegen und Konflikten geprägt, die Millionen von Menschenleben gefordert haben. Einige der größten und blutigsten Kriege waren der Zweite Weltkrieg, der Chinesische Bürgerkrieg, der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der Iran-Irak-Krieg und der Syrische Bürgerkrieg. Diese Kriege wurden aus verschiedenen Gründen geführt, wie zum Beispiel ideologische, ethnische, religiöse oder territoriale Konflikte. In dieser Artikelreihe werden wir einen Überblick über die wichtigsten Kriege und Konflikte seit 1945 weltweit geben und ihre Ursachen, Verläufe und Folgen analysieren.

Afghanistan ist ein Land, das seit Jahrzehnten von Kriegen und Konflikten geprägt ist. Die Ursachen und Folgen dieser Gewalt sind vielfältig und komplex. In diesem Artikel werden einige wichtige Ereignisse und Entwicklungen in der Geschichte Afghanistans seit 1970 skizziert.

Die Daoud-Ära (1973-1978)

Im Juli 1973 führte Mohammed Daoud Khan, ein ehemaliger Premierminister und Cousin des Königs Mohammed Sahir Schah, einen unblutigen Staatsstreich durch, der die Monarchie beendete und die Republik Afghanistan ausrief1. Daoud Khan versprach politische Reformen, wirtschaftliche Entwicklung und nationale Einheit. Er suchte auch nach einer Lösung für die Paschtunistan-Frage, die die Beziehungen zu Pakistan belastete2.

Daoud Khan stützte sich zunächst auf die Unterstützung der kommunistischen Partei Afghanistans (PDPA), die aus zwei rivalisierenden Fraktionen bestand: der Khalq (Volk) und der Parcham (Fahne). Er ernannte einige Parcham-Mitglieder zu Ministerposten, während er die Khalq-Mitglieder unterdrückte. Er versuchte auch, seine Macht zu konsolidieren, indem er seine Familie und seine Stammesgenossen in wichtige Positionen brachte1.

Daoud Khans Regierung entwickelte sich zu einer brutalen Diktatur und wurde von Anfang an sowohl von der linken Opposition als auch von den islamistischen Gruppen herausgefordert, die sich gegen seine säkulare Politik wandten. Er geriet auch in Konflikt mit der Sowjetunion, seinem wichtigsten Verbündeten und Geldgeber, über seine Annäherung an den Westen und seine Unterstützung für die muslimischen Rebellen in der Sowjetrepublik Usbekistan1.

Die kommunistische Revolution (1978-1979)

Am 27. April 1978 führten die PDPA-Mitglieder in der Armee einen erfolgreichen Putsch durch, der als Saur-Revolution bekannt wurde. Sie töteten Daoud Khan und seine Familie und erklärten die Demokratische Republik Afghanistan (DRA). Die Khalq-Fraktion übernahm die Führung unter Nur Mohammed Taraki als Präsident und Hafizullah Amin als Premierminister. Die Parcham-Fraktion wurde marginalisiert und viele ihrer Mitglieder wurden ins Exil geschickt1.

Die neue Regierung versuchte, radikale sozialistische Reformen durchzusetzen, wie z.B. die Landumverteilung, die Alphabetisierungskampagne, die Gleichstellung der Frauen und die Abschaffung traditioneller Bräuche. Diese Reformen stießen jedoch auf heftigen Widerstand von den konservativen religiösen Kräften, den Stammesführern und den Landbesitzern, die sie als anti-islamisch und pro-sowjetisch ansahen1.

Der Widerstand gegen die kommunistische Regierung nahm bald die Form eines bewaffneten Aufstands an, der von verschiedenen islamistischen Gruppen angeführt wurde, die als Mudschahedin (Gotteskrieger) bekannt waren. Diese Gruppen erhielten finanzielle und militärische Unterstützung von den USA, Saudi-Arabien, Pakistan und anderen Ländern, die daran interessiert waren, den sowjetischen Einfluss in der Region zu untergraben1.

Die kommunistische Regierung war auch intern gespalten und instabil. Im September 1979 wurde Taraki von Amin gestürzt und getötet. Amin verschärfte die Repression gegen seine Gegner und verlor das Vertrauen der Sowjetunion, die ihn für unfähig hielt, den Aufstand zu bekämpfen1.

Die sowjetische Intervention (1979-1989)

Am 24. Dezember 1979 begann die Sowjetunion eine groß angelegte militärische Intervention in Afghanistan, um Amin zu stürzen und die kommunistische Regierung zu retten. Die Sowjets installierten Babrak Karmal, einen Parcham-Führer, der im Exil war, als neuen Präsidenten. Sie entsandten rund 100.000 Soldaten, um die DRA-Armee zu unterstützen und die Mudschahedin zu bekämpfen1.

Die sowjetische Intervention löste eine massive Fluchtwelle aus, die mehr als fünf Millionen Afghanen in die Nachbarländer Pakistan und Iran trieb. Sie führte auch zu einer internationalen Verurteilung und einem Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau durch viele westliche Länder. Die USA verstärkten ihre Unterstützung für die Mudschahedin, indem sie ihnen moderne Waffen wie Stinger-Raketen lieferten, die die sowjetischen Hubschrauber und Flugzeuge bedrohten1.

Die Sowjets versuchten, ihre militärische Strategie anzupassen, indem sie sich auf Luftangriffe, Minenfelder und Spezialeinheiten konzentrierten. Sie versuchten auch, ihre politische Strategie zu ändern, indem sie Karmal 1986 durch Mohammed Nadschibullāh ersetzten, einen ehemaligen Geheimdienstchef, der eine Politik der nationalen Versöhnung verfolgte. Er bot den Mudschahedin eine Amnestie, eine Beteiligung an der Regierung und eine Garantie für die islamische Identität Afghanistans an1.

Diese Bemühungen waren jedoch vergeblich, da die Mudschahedin die sowjetische Präsenz als illegitime Besatzung ablehnten und weiterhin für einen islamischen Staat kämpften. Die Sowjets erkannten schließlich, dass sie in einen ungewinnbaren Krieg verwickelt waren, der ihnen hohe Kosten in Bezug auf Menschenleben, Geld und Ansehen verursachte. Unter dem Druck von Michail Gorbatschow, dem neuen sowjetischen Führer, der eine Politik der Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) verfolgte, zogen sich die Sowjets 1988-1989 schrittweise aus Afghanistan zurück1.

Der Bürgerkrieg (1989-1996)

Der Abzug der Sowjets bedeutete nicht das Ende des Krieges in Afghanistan. Die kommunistische Regierung von Nadschibullāh hielt sich noch einige Jahre an der Macht, dank der sowjetischen Wirtschaftshilfe und der Loyalität einiger Milizen. Die Mudschahedin waren jedoch entschlossen, sie zu stürzen und waren auch untereinander zerstritten. Sie bestanden aus verschiedenen Fraktionen, die nach ethnischer, regionaler oder ideologischer Zugehörigkeit unterschieden wurden. Einige der wichtigsten waren:

  • Die Islamische Partei von Gulbuddin Hekmatyār, ein Paschtune und radikaler Islamist, der von Pakistan unterstützt wurde.

  • Die Islamische Gesellschaft von Burhānuddin Rabbāni, ein Tadschike und gemäßigter Islamist, der von Iran unterstützt wurde.

  • Die Islamische Union für die Befreiung Afghanistans von Abdul Rasul Sayyaf, ein Paschtune und fundamentalistischer Islamist, der von Saudi-Arabien unterstützt wurde.

  • Die Nationale Islamische Front von Ahmad Schah Massoud, ein Tadschike und charismatischer Militärkommandeur, der von Iran unterstützt wurde.

  • Die Hezb-e Wahdat von Abdul Ali Mazari, ein Hazara und schiitischer Führer, der von Iran unterstützt wurde.

  • Die Islamische Bewegung von Mohammed Mohaqiq, ein Hazara und schiitischer Führer, der von Iran unterstützt wurde.

  • Die Junge Afghanische Partei von Ismail Khan, ein Tadschike und regionaler Warlord im Westen Afghanistans.

  • Die Nationale Befreiungsfront von Sibghatullah Mojaddedi, ein Paschtune und gemäßigter Islamist.

Diese Fraktionen bildeten 1988 eine lose Allianz namens Islamische Vereinte Front zur Rettung Afghanistans oder einfach Vereinte Front (Jabha-yi Muttahid-i Islāmi-yi Millī-yi Nijāt-i Afghānistān), die auch als Nordallianz bekannt wurde1.

Die Vereinte Front gelang es schließlich, die kommunistische Regierung zu stürzen, nachdem die Sowjetunion 1991 zusammengebrochen war und ihre Wirtschaftshilfe eingestellt hatte. Nadschibullāh wurde 1992 von den Mudschahedin gefangen genommen und öffentlich hingerichtet. Die Vereinte Front bildete eine Übergangsregierung unter der Führung von Mojaddedi, der später von Rabbāni abgelöst wurde. Massoud wurde zum Verteidigungsminister ernannt.

Die Übergangsregierung war jedoch schwach und zerbrechlich. Sie konnte keine effektive Kontrolle über das ganze Land ausüben, da die verschiedenen Mudschahedin-Fraktionen ihre eigenen Gebiete beherrschten und um die Macht kämpften. Die Hauptstadt Kabul wurde zum Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen den rivalisierenden Gruppen, insbesondere zwischen Hekmatyār und Massoud. Die Kämpfe führten zu massiven Zerstörungen, Menschenrechtsverletzungen und zivilen Opfern.

Die anhaltende Instabilität und Gewalt in Afghanistan schuf einen Nährboden für das Aufkommen einer neuen islamistischen Bewegung, die als Taliban (Studenten) bekannt wurde. Die Taliban waren hauptsächlich junge Paschtunen, die in religiösen Schulen in Pakistan ausgebildet worden waren. Sie wurden von Mullah Mohammed Omar angeführt, einem ehemaligen Mudschahedin-Kommandeur, der sein Hauptquartier in Kandahar hatte. Die Taliban erhielten finanzielle und militärische Unterstützung von Pakistan, Saudi-Arabien und anderen arabischen Ländern, die daran interessiert waren, einen stabilen und pro-islamischen Verbündeten in der Region zu haben.

Die Taliban begannen 1994 ihren militärischen Feldzug gegen die Vereinte Front. Sie präsentierten sich als eine Bewegung, die Frieden, Sicherheit und Ordnung wiederherstellen wollte. Sie behaupteten auch, die islamische Scharia (Gesetz) streng durchzusetzen. Sie gewannen schnell an Boden und Popularität unter den kriegsmüden und enttäuschten Afghanen, insbesondere unter den Paschtunen im Süden und Osten des Landes.

Die Taliban-Herrschaft (1996-2001)

Im September 1996 eroberten die Taliban Kabul und vertrieben die Vereinte Front aus der Stadt. Sie erklärten das Islamische Emirat Afghanistan (IEA) unter der Führung von Omar als Emir (Führer). Sie kontrollierten bald etwa 90% des afghanischen Territoriums.

Die Taliban-Regierung war jedoch international isoliert und umstritten. Nur drei Länder erkannten sie offiziell an: Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die meisten anderen Länder unterstützten weiterhin die Vereinte Front als legitime Regierung Afghanistans.

Die Taliban-Regierung war auch für ihre extreme Auslegung des Islam und ihre brutale Unterdrückung der Menschenrechte bekannt. Sie verboten Musik, Fernsehen, Filme, Sport, Bildung für Mädchen und Frauen, sowie andere Formen der Unterhaltung und des kulturellen Ausdrucks. Sie zwangen Männer, Bärte zu tragen, und Frauen, Burkas zu tragen. Sie führten öffentliche Hinrichtungen, Amputationen und Steinigungen für Verbrechen wie Ehebruch, Diebstahl oder Abfall vom Glauben durch.

Die Taliban-Regierung zerstörte auch viele historische und kulturelle Denkmäler in Afghanistan, wie z.B. die riesigen Buddha-Statuen von Bamiyan im Jahr 2001. Sie begründeten diese Aktion mit dem Vorwurf des Götzendienstes.

Die Taliban-Regierung bot auch Zuflucht und Unterstützung für verschiedene islamistische Terrorgruppen, wie z.B. al-Qaida unter der Führung von Osama bin Laden, einem saudischen Extremisten, der für mehrere Anschläge auf westliche Ziele verantwortlich war. Bin Laden war einer der wichtigsten Finanziers und Verbündeten der Taliban.

Der Krieg gegen den Terror (2001-heute)

Am 11. September 2001 verübten al-Qaida-Mitglieder eine Reihe von koordinierten Selbstmordanschlägen auf die USA, indem sie entführte Flugzeuge in das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington D.C. steuerten. Ein viertes Flugzeug stürzte in ein Feld in Pennsylvania ab, nachdem die Passagiere versucht hatten, die Kontrolle über das Flugzeug zurückzugewinnen. Die Anschläge forderten fast 3.000 Todesopfer und verursachten enorme Schäden und Schockwellen auf der ganzen Welt.

Die USA machten bin Laden und al-Qaida für die Anschläge verantwortlich und forderten die Taliban auf, sie auszuliefern. Die Taliban lehnten dies ab und behaupteten, dass sie keine Beweise für bin Ladens Beteiligung hätten. Die USA bildeten daraufhin eine internationale Koalition, um die Taliban zu stürzen und al-Qaida zu bekämpfen. Sie starteten am 7. Oktober 2001 eine militärische Operation namens Enduring Freedom (OEF) in Afghanistan.

Die US-geführte Koalition unterstützte die Vereinte Front, die sich im Norden Afghanistans gehalten hatte, mit Luftangriffen, Spezialeinheiten und Geheimdienstinformationen. Die Vereinte Front startete eine Bodenoffensive gegen die Taliban und eroberte bald mehrere wichtige Städte wie Mazar-e Scharif, Herat und Kabul zurück. Die Taliban wurden bis Ende 2001 aus der Macht vertrieben, konnten sich aber in den ländlichen Gebieten und über die Grenze nach Pakistan zurückziehen.

Die US-geführte Koalition half bei der Bildung einer neuen Übergangsregierung unter der Führung von Hamid Karzai, einem Paschtunen und ehemaligen Mudschahedin-Führer. Die neue Regierung wurde von der internationalen Gemeinschaft anerkannt und unterstützt. Sie verabschiedete eine neue Verfassung, die Afghanistan als eine islamische Republik mit einem Präsidenten, einem Parlament und einem unabhängigen Justizsystem definierte. Sie organisierte auch mehrere Wahlen, bei denen Karzai 2004 und 2009 als Präsident wiedergewählt wurde.

Die neue Regierung stand jedoch vor vielen Herausforderungen und Problemen. Sie war schwach, korrupt und ineffizient. Sie konnte keine Sicherheit, Stabilität oder Entwicklung für das vom Krieg zerrüttete Land bieten. Sie war auch abhängig von der fortgesetzten militärischen und finanziellen Unterstützung der US-geführten Koalition, die mehr als 100.000 Truppen in Afghanistan stationiert hatte.

Die Taliban nutzten diese Situation aus, um ihren Aufstand gegen die neue Regierung und die ausländischen Truppen wiederzubeleben. Sie führten Guerilla-Angriffe, Selbstmordanschläge, Entführungen und andere Formen des Terrors durch. Sie gewannen an Stärke und Einfluss unter den unzufriedenen und marginalisierten Afghanen, insbesondere unter den Paschtunen im Süden und Osten des Landes.

Die US-geführte Koalition verstärkte ihre Bemühungen, die Taliban zu besiegen und Afghanistan zu stabilisieren. Sie erhöhte ihre Truppenzahl, intensivierte ihre Luftangriffe, trainierte und rüstete die afghanischen Sicherheitskräfte aus und förderte den Wiederaufbau und die Entwicklung des Landes. Sie versuchte auch, einen politischen Dialog mit den moderaten Taliban zu initiieren, um eine friedliche Lösung für den Konflikt zu finden.

Diese Bemühungen waren jedoch nur teilweise erfolgreich. Sie konnten die Taliban nicht vollständig ausschalten oder beseitigen. Sie verursachten auch viele zivile Opfer, Kollateralschäden und Ressentiments unter den Afghanen. Sie kosteten auch viele Menschenleben, Geld und Ansehen für die USA und ihre Verbündeten.

Die USA begannen schließlich, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen, nachdem sie 2011 bin Laden in Pakistan getötet hatten. Sie schlossen 2014 ihren Kampfeinsatz ab und reduzierten ihre Truppenzahl auf etwa 10.000 Soldaten, die eine beratende und unterstützende Rolle

Die US-geführte Koalition schloss 2014 ihren Kampfeinsatz ab und reduzierte ihre Truppenzahl auf etwa 10.000 Soldaten, die eine beratende und unterstützende Rolle spielten. Sie unterzeichneten auch ein bilaterales Sicherheitsabkommen mit der afghanischen Regierung, das die Bedingungen für ihre weitere Präsenz in Afghanistan festlegte.

Die afghanische Regierung führte 2014 eine weitere Präsidentschaftswahl durch, die von Betrugsvorwürfen und einer Stichwahl überschattet wurde. Der ehemalige Finanzminister Ashraf Ghani wurde zum neuen Präsidenten gewählt, nachdem er eine Einheitsregierung mit seinem Rivalen Abdullah Abdullah, einem ehemaligen Außenminister, gebildet hatte. Abdullah wurde zum Chief Executive Officer ernannt, eine neu geschaffene Position, die einem Premierminister ähnelt.

Die Einheitsregierung war jedoch nicht in der Lage, die vielen Herausforderungen zu bewältigen, denen Afghanistan gegenüberstand. Sie war gespalten, ineffektiv und korrupt. Sie konnte die Sicherheitslage nicht verbessern, die Wirtschaft ankurbeln oder die Versöhnung fördern. Sie war auch mit einer wachsenden Bedrohung durch den Islamischen Staat (IS) konfrontiert, eine radikale Terrorgruppe, die 2015 in Afghanistan auftauchte und einige Gebiete im Osten des Landes eroberte.

Die USA änderten ihre Strategie in Afghanistan unter der Präsidentschaft von Donald Trump, der 2017 sein Amt antrat. Er kündigte an, dass er die US-Truppen nicht nach einem festgelegten Zeitplan abziehen, sondern nach den Bedingungen vor Ort entscheiden würde. Er erhöhte auch den Druck auf Pakistan, die Taliban und andere Terrorgruppen nicht mehr zu unterstützen oder zu beherbergen. Er verstärkte auch die diplomatischen Bemühungen, einen Friedensprozess zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban zu initiieren.

Die USA begannen 2018 direkte Gespräche mit den Taliban in Doha, Katar. Sie verhandelten über einen möglichen Deal, der einen Abzug der US-Truppen im Austausch für eine Garantie der Taliban beinhalten würde, dass sie al-Qaida und andere Terrorgruppen nicht mehr erlauben würden, Afghanistan als Basis zu nutzen. Sie diskutierten auch über einen Waffenstillstand, einen Gefangenenaustausch und eine Machtteilung zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban.

Die Gespräche waren jedoch schwierig und umstritten. Die afghanische Regierung wurde von den Gesprächen ausgeschlossen und fühlte sich von den USA verraten. Die Taliban lehnten es ab, direkt mit der afghanischen Regierung zu verhandeln oder ihre Gewalt einzustellen. Sie führten weiterhin tödliche Angriffe auf afghanische Sicherheitskräfte und Zivilisten durch. Sie eroberten auch mehr Gebiete im ganzen Land zurück.

Die USA und die Taliban unterzeichneten schließlich am 29. Februar 2020 ein Abkommen in Doha. Das Abkommen sah vor, dass die USA ihre Truppen innerhalb von 14 Monaten aus Afghanistan abziehen würden, wenn die Taliban bestimmte Verpflichtungen erfüllen würden. Dazu gehörten:

  • Die Reduzierung der Gewalt und die Teilnahme an einem innerafghanischen Dialog mit der afghanischen Regierung und anderen Parteien.

  • Die Verhinderung von al-Qaida und anderen Terrorgruppen, Afghanistan als Basis zu nutzen oder zu bedrohen.

  • Die Freilassung von bis zu 5.000 Taliban-Gefangenen durch die afghanische Regierung und von bis zu 1.000 afghanischen Gefangenen durch die Taliban.

Das Abkommen wurde von vielen als ein historischer Schritt zur Beendigung des langjährigen Krieges in Afghanistan begrüßt. Es wurde jedoch auch von vielen als ein riskanter Schritt kritisiert, der die afghanische Regierung schwächen und den Taliban mehr Macht geben könnte.

Das Abkommen stieß auf viele Hindernisse bei seiner Umsetzung. Die afghanische Regierung zögerte zunächst, die Taliban-Gefangenen freizulassen, da sie befürchtete, dass sie wieder in den Kampf zurückkehren würden. Die Taliban hielten sich nicht an ihre Zusage, die Gewalt zu reduzieren oder den innerafghanischen Dialog zu beginnen. Sie erhöhten stattdessen ihre Angriffe auf afghanische Sicherheitskräfte und Zivilisten. Sie lehnten auch jede Form von Waffenstillstand oder Machtteilung ab.

Die USA begannen dennoch, ihre Truppen aus Afghanistan abzuziehen, wie im Abkommen vereinbart. Sie reduzierten ihre Truppenzahl auf etwa 2.500 Soldaten bis Ende 2020. Sie kündigten auch an, dass sie alle verbleibenden Truppen bis zum 11. September 2021 abziehen würden, dem 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September.

Die USA drängten die afghanische Regierung und die Taliban, den innerafghanischen Dialog zu beschleunigen und eine politische Lösung für den Konflikt zu finden. Sie veranstalteten mehrere Treffen und Konferenzen mit verschiedenen regionalen und internationalen Akteuren, um den Friedensprozess zu unterstützen. Sie schlugen auch einen Friedensplan vor, der einen Waffenstillstand, eine Übergangsregierung und eine neue Verfassung vorsah.

Die afghanische Regierung und die Taliban nahmen schließlich am 12. September 2020 in Doha den innerafghanischen Dialog auf. Sie diskutierten über verschiedene Themen, wie z.B. die Zukunft des politischen Systems, die Rolle des Islam, die Menschenrechte, die Sicherheitssektorreform und die Versöhnung. Der Dialog war jedoch langsam und schwierig. Die beiden Seiten konnten sich nicht auf eine gemeinsame Agenda oder einen Fahrplan einigen. Sie blieben bei ihren grundlegenden Positionen und Forderungen.

Die Situation in Afghanistan verschlechterte sich weiterhin, da die Gewalt eskalierte und die humanitäre Krise sich verschärfte. Die Taliban verstärkten ihre Offensive gegen die afghanischen Sicherheitskräfte und eroberten mehrere Bezirke und Grenzübergänge im ganzen Land. Sie bedrohten auch mehrere Provinzhauptstädte und näherten sich Kabul.

Die afghanische Regierung versuchte, die Taliban zurückzuschlagen und ihre Verteidigung zu stärken. Sie mobilisierte auch lokale Milizen und Freiwillige, um die Sicherheitskräfte zu unterstützen. Sie appellierte an die internationale Gemeinschaft, weiterhin Hilfe und Unterstützung zu leisten.

Die Zukunft Afghanistans bleibt ungewiss und fragil. Die Menschen in Afghanistan hoffen auf Frieden und Stabilität nach Jahrzehnten des Krieges und des Leidens. Sie stehen jedoch vor vielen Herausforderungen und Bedrohungen, die ihre Hoffnungen zunichte machen könnten.

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