Katastrophen der Menschheit: Brand im Salangtunnel/Afghanistan am 03.11.1982

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Der 3. November 1982 war ein schwarzer Tag in der Geschichte Afghanistans. An diesem Tag ereignete sich im Salangtunnel, dem wichtigsten Verbindungsweg zwischen Nord- und Südafghanistan, ein verheerender Brand, der Tausende von Menschenleben forderte. Es war eine der schlimmsten Tunnelkatastrophen der Menschheit, die durch eine Verkettung von unglücklichen Umständen, menschlichem und technischem Versagen sowie politischen Spannungen ausgelöst wurde.

Der Salangtunnel liegt in den Bergen des Hindukusch, etwa 90 Kilometer nördlich von Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Er wurde 1964 von sowjetischen Ingenieuren erbaut und ist 2,67 Kilometer lang. Er erreicht eine Höhe von etwa 3.400 Metern über dem Meeresspiegel und war bis 1973 der höchste Straßentunnel der Welt. Er ermöglichte eine ganzjährige Verbindung zwischen den nördlichen und südlichen Teilen des Landes, die sonst durch hohe Pässe und schwieriges Gelände getrennt waren. Er verkürzte die Reisezeit von 72 Stunden auf 10 Stunden und sparte etwa 300 Kilometer Wegstrecke.

Der Tunnel war jedoch nicht nur ein ziviler Verkehrsweg, sondern auch ein strategisches Ziel. Afghanistan war seit 1979 von der Sowjetunion besetzt, die den Tunnel als militärische Versorgungsroute nutzte. Der Tunnel war daher häufigen Angriffen von den afghanischen Widerstandskämpfern, den Mujaheddin, ausgesetzt, die versuchten, die sowjetische Präsenz im Land zu untergraben. Die Sowjets versuchten ihrerseits, den Tunnel zu schützen und zu kontrollieren, was oft zu Konflikten mit der lokalen Bevölkerung führte.

Am Morgen des 3. November 1982 kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall im Tunnel. Zwei sowjetische Militärkonvois kollidierten miteinander, als sie sich in entgegengesetzter Richtung durch den Tunnel bewegten. Einer der Konvois bestand aus einem Tanklaster, der mit Benzin beladen war. Durch den Aufprall wurde der Tank beschädigt und das Benzin lief aus. Eine Zündquelle entfachte das Benzin und löste eine gewaltige Explosion aus, die einen Feuerball durch den Tunnel schickte.

Die Explosion war so heftig, dass sie die beiden Eingänge des Tunnels verschüttete und einen Rückstau von Fahrzeugen im Tunnel verursachte. Die Menschen im Tunnel waren in einer Falle gefangen. Sie konnten weder vor noch zurück fliehen. Sie wurden entweder von den Flammen verbrannt oder von den giftigen Rauchgasen erstickt. Die Hitze war so intensiv, dass sie das Metall der Fahrzeuge zum Schmelzen brachte. Die Dunkelheit war so dicht, dass sie die Orientierung unmöglich machte.

Die Rettungsmaßnahmen waren äußerst schwierig und langwierig. Die Sowjets versuchten zunächst, den Brand mit ihren eigenen Mitteln zu löschen, aber sie scheiterten kläglich. Sie riefen dann die Hilfe anderer Länder an, darunter Frankreich, Pakistan und Indien, die Experten und Ausrüstung schickten. Es dauerte jedoch mehrere Tage, bis die Rettungskräfte den Tunnel erreichten und die Opfer bergen konnten.

Die genaue Zahl der Toten ist bis heute unbekannt. Die Sowjets gaben offiziell an, dass 64 ihrer Soldaten und 112 Afghanen ums Leben kamen. Andere Quellen schätzen jedoch, dass die Zahl viel höher war, zwischen 2.000 und 3.000 Menschen. Die meisten Opfer waren afghanische Zivilisten, die den Tunnel für ihre täglichen Reisen oder für den Warentransport nutzten. Viele von ihnen wurden nie identifiziert oder begraben.

Der Brand im Salangtunnel war eine Tragödie von enormem Ausmaß, die das Leid eines vom Krieg geplagten Landes noch verschlimmerte. Er zeigte auch die Mängel und Risiken eines veralteten und unzureichend gesicherten Tunnels, der für eine viel höhere Verkehrsdichte als ursprünglich geplant genutzt wurde. Er war ein Mahnmal für die Notwendigkeit von mehr Sicherheit und Vorsorge in solchen kritischen Infrastrukturen.

Quellen:

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