Katastrophen der Menschheit – Brandanschlag auf das Cinema Rex in Iran

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Es war ein Freitagabend im August 1978, als sich Hunderte von Menschen in Abadan, einer Stadt im Südwesten des Iran, auf den Weg zum Cinema Rex machten. Sie wollten sich den Film “Gavaznha” (Hirsche) ansehen, ein sozialkritisches Drama über einen Einbrecher, der von der Polizei verfolgt wird. Was sie nicht ahnten, war, dass sie in eine tödliche Falle gerieten.

Um 20:21 Uhr, kurz nach Beginn der Vorstellung, stürmten vier Männer in das Kino und schlossen die Türen von innen ab. Sie übergossen die Wände und den Boden mit Flugbenzin und zündeten das Gebäude an. Innerhalb von Minuten stand das Kino in Flammen. Die Menschen im Saal versuchten verzweifelt, einen Ausweg zu finden, doch alle Türen waren versperrt. Sie schrien um Hilfe, doch niemand konnte ihnen zu Hilfe kommen. Die Feuerwehr und die Polizei waren zwar schnell vor Ort, aber sie konnten das Feuer nicht löschen oder die Eingeschlossenen befreien. Die Hitze war so stark, dass das Dach des Kinos einstürzte. Die meisten Menschen starben an Rauchvergiftung oder Verbrennungen. Als das Feuer endlich unter Kontrolle war, waren 422 Menschen tot. Es war der schlimmste Brandanschlag in der Geschichte des Iran.

Die Motive und die Hintermänner des Anschlags sind bis heute umstritten. Die Oppositionsbewegung, die gegen das autoritäre Regime von Schah Mohammad Reza Pahlavi kämpfte, beschuldigte den Geheimdienst SAVAK, den Anschlag im Auftrag des Schahs verübt zu haben. Sie behauptete, dass der Schah die Menschen terrorisieren und von den politischen und sozialen Problemen im Land ablenken wollte. Der Schah wies diese Vorwürfe zurück und verurteilte den Anschlag als einen Akt des Terrorismus. Er versprach, die Täter zu finden und zu bestrafen.

Die Ermittlungen vor der Islamischen Revolution, die im Februar 1979 den Sturz des Schahs zur Folge hatte, ergaben jedoch, dass der Anschlag von Mitgliedern der Geistlichkeit aus Qom, einer heiligen Stadt im Iran, in Auftrag gegeben worden war. Sie handelten auf Anweisung von Ayatollah Ruhollah Chomeini, dem Anführer der islamischen Revolution, der damals im Exil in Frankreich lebte.

Sie wollten den Schah diskreditieren und die Menschen gegen ihn aufbringen. Sie wählten das Datum des 28. Mordad, um an den 25. Jahrestag des Sturzes von Mohammad Mossadegh zu erinnern, einem demokratisch gewählten Premierminister, der 1953 durch einen von den USA und Großbritannien unterstützten Putsch gestürzt worden war.

Der Haupttäter des Anschlags war Hossein Takbalizadeh, ein ehemaliger Polizist, der zum Islam konvertiert war. Er wurde zusammen mit drei Komplizen, die ihm beim Anzünden des Kinos geholfen hatten, festgenommen und vor Gericht gestellt. Er gestand seine Tat und nannte die Namen seiner Auftraggeber. Er sagte aus, dass er von einem Geistlichen namens Ayatollah Dastgheib angeworben worden war, der ihm 100.000 Rial (etwa 1.000 US-Dollar) für den Anschlag versprochen hatte. Er sagte auch, dass er von einem anderen Geistlichen namens Ayatollah Taleghani kontaktiert worden war, der ihm gesagt hatte, dass Chomeini den Anschlag befürwortete. Er sagte, dass er glaubte, dass er im Namen Gottes handelte und dass er keine Reue empfand.

Der Prozess gegen Takbalizadeh und seine Komplizen fand im Dezember 1978 statt, kurz vor der Islamischen Revolution. Er wurde von einem Militärgericht unter dem Vorsitz von General Nasser Moghaddam geführt, der als ein loyaler Anhänger des Schahs galt. Der Prozess war öffentlich und wurde im Fernsehen übertragen. Die Angeklagten wurden von einem Anwalt verteidigt, der ihnen vom Gericht zugewiesen wurde. Die Anklage lautete auf Mord, Brandstiftung, Verschwörung und Hochverrat. Die Verteidigung plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit und argumentierte, dass die Angeklagten von religiösem Fanatismus getrieben worden waren. Die Staatsanwaltschaft forderte die Todesstrafe für alle Angeklagten.

Das Urteil wurde am 6. Januar 1979 verkündet. Takbalizadeh und seine drei Komplizen wurden zum Tode verurteilt. Sie wurden am 9. Januar 1979 durch ein Erschießungskommando hingerichtet. Ihre Leichen wurden in einem Massengrab beigesetzt. Die Geistlichen, die den Anschlag in Auftrag gegeben hatten, wurden nicht belangt. Sie wurden nach der Islamischen Revolution zu einflussreichen Figuren im neuen Regime. Ayatollah Dastgheib wurde zum Vertreter von Chomeini in der Stadt Schiras ernannt. Ayatollah Taleghani wurde zum Vorsitzenden des Revolutionären Rates gewählt. Chomeini selbst leugnete jede Verwicklung in den Anschlag und bezeichnete ihn als eine “schreckliche Tragödie”.

Der Brandanschlag auf das Cinema Rex in Abadan war eine der schrecklichsten Katastrophen der Menschheit. Er kostete Hunderte von unschuldigen Menschen das Leben und löste eine Welle von Gewalt und Unruhen im Iran aus, die zum Ende einer Ära führten. Er zeigte auch die dunkle Seite der Religion und der Politik, die Menschen dazu bringen kann, grausame Taten zu begehen. Er bleibt ein schmerzhaftes Kapitel in der Geschichte des Iran, das nicht vergessen werden darf.

Quellen:

1 Brandanschlag Cinema Rex – Wikipedia

2 Brandanschlag Cinema Rex – Wikiwand

3 Brandanschlag Cinema Rex – DBpedia Association

4 Iran’s Cinema Rex Fire: A Tragedy That Fueled a Revolution – The Atlantic

[5] The Cinema Rex Fire: A Massacre That Changed Iran Forever – BBC News

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