Weil sie Deutsche sind – Das Massaker von Přerov 

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  1. November 2025

Im Schatten des Kriegsendes ereignete sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 1945 eines der grausamsten Verbrechen gegen Zivilisten in der Tschechoslowakei: das Massaker von Přerov. Etwa 265 Menschen, darunter 120 Frauen und 74 Kinder, wurden von tschechoslowakischen Soldaten ermordet – nur weil sie Deutsche waren. 

Die Vorgeschichte: Heimkehr in die Katastrophe 

Die Opfer waren überwiegend Karpatendeutsche, die kurz vor Kriegsende aus der Zips und dem Hauerland nach Nordböhmen evakuiert worden waren. Am 18. Juni 1945 befanden sie sich in einem Zug auf dem Rangierbahnhof von Přerov, als ein Militärtransport mit Soldaten des Infanterieregiments Nr. 17 aus Engerau/Petržalka eintraf. Die Soldaten kamen von einer Siegesfeier in Prag. 

Der Nachrichtenoffizier Karol Pazúr, ein ehemaliges Mitglied der Hlinka-Garde und inzwischen Kommunist, ließ die Zivilisten aus dem Zug holen. Unter dem Vorwand, es handle sich um Kollaborateure, wurden sie verhört und ihrer Wertgegenstände beraubt. 

Die Nacht des Grauens 

In der Nacht wurden die Menschen zur Schwedenschanze bei Horní Moštěnice gebracht. Dort mussten sie sich bis auf die Unterwäsche entkleiden. Die Soldaten zwangen Dorfbewohner, ein Massengrab von 17 Metern Länge und zwei Metern Tiefe auszuheben. 

Anschließend wurden die Zivilisten in Vierergruppen mit Genickschüssen ermordet. Kinder mussten zusehen, wie ihre Eltern getötet wurden, manche wurden vor den Augen ihrer Mütter erschossen. Das jüngste Opfer war ein acht Monate alter Säugling, das älteste ein 80-jähriger Mann. 

Die Täter und die juristische Aufarbeitung 

Karol Pazúr rechtfertigte später die Ermordung der Kinder mit den Worten: „Was sollte ich mit ihnen anfangen, da wir ihnen ja die Eltern erschossen hatten?“ Trotz politischer Widerstände wurde Pazúr 1949 zu 7½ Jahren Haft verurteilt. Der Mitverantwortliche Bedřich Smetana wurde nie belangt. 

Erinnerung und Mahnung 

Heute erinnert ein Gedenkkreuz an der Schwedenschanze an die Opfer. 2015 wurde eine Gedenktafel enthüllt. Das Massaker von Přerov bleibt ein Mahnmal für die Grausamkeit, die auch nach dem offiziellen Ende des Krieges möglich war – und für die Notwendigkeit, Verbrechen gegen die Menschlichkeit niemals zu vergessen. 

Quellenangaben 

 

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