Eingemauert im Dunkel –  Das Barbarastollen-Massaker von Mai 1945 in Slowenien

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  1. Oktober 2025

Im Mai 1945, unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ereignete sich in Slowenien eines der grausamsten und lange verschwiegenen Verbrechen der unmittelbaren Nachkriegszeit: das Barbarastollen-Massaker. In einem stillgelegten Bergwerksstollen bei Huda Jama, nahe Laško, wurden tausende Kriegsgefangene – darunter Soldaten der deutschen Wehrmacht, der kroatischen Ustascha, der slowenischen Heimwehr sowie zahlreiche Zivilisten – von jugoslawischen Partisanen ermordet. Viele von ihnen wurden lebendig in den Stollen getrieben und anschließend mit Betonbarrieren eingemauert. Jahrzehntelang war dieses Kapitel ein Tabu, erst nach dem Zerfall Jugoslawiens kam die Wahrheit ans Licht. 

Der Barbarastollen, auch Huda Jama genannt, war ursprünglich ein Braunkohlebergwerk, das von 1902 bis 1942 und erneut kurzzeitig 1945 genutzt wurde. Nach Kriegsende wurde er von Partisanen zweckentfremdet – nicht mehr für den Abbau, sondern als Massengrab. Mit dem Zusammenbruch des „Unabhängigen Staates Kroatien“ und dem Rückzug der deutschen Heeresgruppe E versuchten zehntausende Soldaten und Zivilisten, über Slowenien nach Österreich zu gelangen, um sich den Briten zu ergeben. Doch viele wurden an der Grenze bei Bleiburg zurückgewiesen und den jugoslawischen Partisanen ausgeliefert. Auf langen Märschen durch Slowenien, den sogenannten Todesmärschen, wurden die Gefangenen ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. 

Im Mai und Juni 1945 brachte man mehrere tausend Gefangene in den Barbarastollen. Zeitzeugen berichten, dass viele Opfer noch lebendig in die Stollen getrieben und anschließend mit Betonbarrieren eingemauert wurden. Schätzungen gehen von über 1.000 bis 2.000 Toten allein im Barbarastollen aus, während in ganz Slowenien mehr als 500 Massengräber aus dieser Zeit existieren. Unter dem kommunistischen Regime Jugoslawiens war das Thema tabu. Diskussionen wurden unterdrückt, der Stollen versiegelt und die Erinnerung an die Opfer jahrzehntelang ausgelöscht. 

Erst in den 1990er Jahren, nach dem Zerfall Jugoslawiens, wurde das Massaker erstmals öffentlich thematisiert. 2008 begannen systematische Untersuchungen im Barbarastollen. Im Jahr 2017 bestätigte die slowenische Regierung die Exhumierung von 1.416 Opfern, deren Überreste auf den Dobrava-Friedhof in Tezno bei Maribor umgebettet wurden. Viele Leichen waren durch die Bedingungen im Stollen mumifiziert, was die Grausamkeit der Ereignisse noch deutlicher machte. 

Heute erinnert eine 1997 errichtete Kapelle nahe des Stolleneingangs an die Opfer. Doch die Aufarbeitung bleibt umstritten. Während die einen die Opfer als unschuldige Kriegsgefangene und Zivilisten sehen, verweisen andere auf die Verbrechen der Ustascha und Kollaborateure während des Krieges. Das Massaker steht exemplarisch für die Racheakte und Vergeltungstaten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, die in vielen Teilen Osteuropas stattfanden. Der Barbarastollen ist damit nicht nur ein Ort des Schreckens, sondern auch ein Mahnmal für die Grausamkeiten der Nachkriegszeit und die Notwendigkeit historischer Aufarbeitung. 

 

Quellen 

 

 

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