Texas im Dunkeln – Wie der Wintersturm Uri 2021 das Stromnetz lahmlegte
16.10.2025
Wenn der Süden erfriert – die Chronologie einer Katastrophe
Texas, bekannt für sengende Sommerhitze, Rodeos und Öl, wurde im Februar 2021 von einer eisigen Realität eingeholt. Der Wintersturm „Uri“ brachte Temperaturen, die man sonst eher in Kanada erwartet. Plötzlich verwandelten sich Highways in Eisbahnen, Wasserleitungen platzten – und Millionen Menschen saßen im Dunkeln. Zwischen dem 10. und 27. Februar brach das Stromnetz in weiten Teilen des Bundesstaates zusammen.
Über 4,5 Millionen Haushalte und Betriebe waren betroffen. Strom, Wasser, Heizung – alles fiel gleichzeitig aus. Besonders dramatisch: Krankenhäuser mussten improvisieren, Notstromaggregate liefen am Limit, und in vielen Häusern wurde es lebensgefährlich kalt. Offizielle Stellen sprechen von hunderten Todesfällen, die direkt oder indirekt mit der Katastrophe zusammenhängen.
Die Krise zeigte, wie verwundbar selbst ein Hightech-Staat wie Texas sein kann, wenn Naturgewalten auf ein schlecht vorbereitetes System treffen.
Warum das Netz versagte – Ursachen im Überblick
Viele suchten sofort nach einem Schuldigen. War es die Windkraft, die bei Frost versagte? Oder doch die fossilen Kraftwerke? Die Fakten sind klar: Der größte Ausfall kam ausgerechnet von der Gasinfrastruktur. Leitungen froren ein, Verdichterstationen fielen aus, und Kraftwerke konnten nicht mehr versorgt werden. Auch Kohle- und Atomkraftwerke hatten Probleme.
Ein zweiter Faktor: Texas ist fast komplett vom restlichen US-Stromnetz abgekoppelt. Das bedeutet: In der Krise konnte kaum Strom von außen importiert werden. Während andere Bundesstaaten sich gegenseitig helfen, stand Texas weitgehend allein da.
Und dann war da noch die Nachfrage. Millionen Menschen drehten die Heizungen auf – das Netz war überlastet. Um einen kompletten Kollaps zu verhindern, ordnete der Netzbetreiber ERCOT kontrollierte Abschaltungen an. Doch diese „Rolling Blackouts“ dauerten nicht Stunden, sondern Tage.
Folgen für Menschen und Wirtschaft
Die Bilder aus Texas gingen um die Welt: Menschen, die in ihren Autos schliefen, um sich zu wärmen. Familien, die Schnee schmolzen, um Trinkwasser zu haben. Altenheime, die ohne Heizung ausharren mussten.
Auch wirtschaftlich war der Schaden enorm. Produktionsanlagen standen still, Lieferketten brachen zusammen, und die Gesamtkosten werden auf über 100 Milliarden Dollar geschätzt. Besonders bitter: Einige Verbraucher mit speziellen Stromtarifen erhielten Rechnungen in astronomischer Höhe – teils mehrere tausend Dollar für wenige Tage.
Die Katastrophe war damit nicht nur ein Energie-, sondern auch ein soziales Desaster.
Politik, Markt und Verantwortung
Nach dem Blackout begann die große Schuldzuweisung. Politiker, Energieunternehmen und Regulierungsbehörden schoben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Fakt ist: Schon nach einem Wintereinbruch 2011 hatten Experten dringend empfohlen, die Anlagen „winterfest“ zu machen. Doch viele Betreiber sparten sich die Investitionen.
Das texanische Stromsystem ist stark dereguliert – eigentlich, um Wettbewerb und günstige Preise zu fördern. Doch in der Krise zeigte sich die Kehrseite: fehlende Sicherheitsreserven, kaum Anreize für langfristige Investitionen in Resilienz, und ein Markt, der in Extremsituationen Verbraucher im Stich lässt.
Was sich ändern muss
Nach 2021 wurden erste Maßnahmen ergriffen: Kraftwerke und Gasleitungen müssen künftig besser gegen Kälte geschützt werden. Auch die Diskussion über stärkere Verbindungen zum US-weiten Netz wurde neu entfacht.
Doch die eigentliche Lehre ist größer: Klimawandel bedeutet mehr Extreme – nicht nur Hitze, sondern auch Kälte. Systeme müssen so gebaut sein, dass sie auch seltene, aber gefährliche Ereignisse überstehen. Resilienz kostet Geld, aber sie ist günstiger als die Folgen eines Blackouts.
Quellen
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