Krupp im Feuersturm – der Bombentreffer auf den Werksstollen in Essen am 5. März 1943
11.10.2025
Essen als Ziel des Luftkriegs
Essen war im Zweiten Weltkrieg ein zentrales Ziel alliierter Luftangriffe. Die Stadt galt mit den Krupp-Werken als „Waffenschmiede des Reiches“. Hier wurden Geschütze, Panzerteile und andere Rüstungsgüter gefertigt, die für die deutsche Kriegsführung von entscheidender Bedeutung waren. Diese Rolle machte Essen zu einem der am stärksten bombardierten Orte im Ruhrgebiet.
Die alliierten Strategien zielten darauf ab, die industrielle Schlagkraft Deutschlands zu schwächen. Neben den Produktionsanlagen standen auch Transportwege und die Infrastruktur im Fokus. Besonders ab 1943 intensivierten sich die Angriffe im Rahmen der sogenannten „Battle of the Ruhr“. Essen wurde dabei mehrfach schwer getroffen, und die Bevölkerung suchte Schutz in Bunkern, Kellern und eigens angelegten Werksstollen.
Der 5. März 1943: Beginn der „Battle of the Ruhr“
Am 5. März 1943 begann die großangelegte Luftoffensive gegen das Ruhrgebiet. In dieser Nacht griffen 442 Bomber der Royal Air Force Essen an. Sie warfen rund 1.200 Tonnen Bomben ab, darunter Spreng- und Brandbomben. Ziel war in erster Linie das Krupp-Gelände, doch auch Wohngebiete wurden schwer getroffen.
Die Angriffe wurden durch Pfadfinderflugzeuge vorbereitet, die mit dem OBOE-Zielfindungssystem Markierungen setzten. Damit sollte die Treffgenauigkeit erhöht werden. Dennoch war der Bombenkrieg von Unsicherheiten geprägt: Wetterbedingungen, technische Probleme und die schiere Masse der Bomben führten dazu, dass ganze Stadtteile in Flammen aufgingen.
Der Angriff vom 5. März gilt als Auftakt der „Battle of the Ruhr“, die sich über mehrere Monate erstreckte und das Ruhrgebiet in eine der am stärksten zerstörten Regionen Europas verwandelte.
Der Krupp-Werksstollen: Schutzraum und Todesfalle
Um die Belegschaft während der Angriffe zu schützen, ließ Krupp ein Netz von Werksstollen anlegen. Diese unterirdischen Anlagen waren mit Belüftungssystemen, Notbeleuchtung und Zugängen ausgestattet und sollten im Ernstfall hunderten Menschen Schutz bieten.
Am 5. März 1943 wurde einer dieser Stollen jedoch direkt von einer Bombe getroffen. Der Einschlag verwandelte den Schutzraum in eine Falle. Zugänge stürzten ein, die Druckwelle und nachfolgende Brände machten Rettungsmaßnahmen nahezu unmöglich. Zeitgenössische Berichte sprechen von mehr als 150 Toten allein in diesem Stollen.
Die Tragödie verdeutlicht die Ambivalenz solcher Schutzräume: Sie boten Sicherheit, konnten aber im Falle eines direkten Treffers zur tödlichen Falle werden.
Opferzahlen und Nachwirkungen
Die Zahl der Opfer in Essen an diesem Tag war hoch. Allein im betroffenen Werksstollen starben über 150 Menschen. Insgesamt forderte der Angriff mehrere hundert Tote und Verletzte in der Stadt.
Die Ereignisse führten zu einer Neubewertung der Luftschutzmaßnahmen. Stollen und Bunker wurden weiter ausgebaut, zusätzliche Belüftungssysteme installiert und Evakuierungspläne angepasst. Dennoch blieb die Gefahr bestehen, dass Schutzräume bei direkten Treffern versagten.
Für die Stadt Essen bedeutete der Angriff vom 5. März 1943 einen tiefen Einschnitt. Er markierte den Beginn einer Phase, in der die Bevölkerung fast täglich mit Bombardierungen rechnen musste. Die Erinnerung an die Opfer des Werksstollens ist bis heute Teil der lokalen Gedenkkultur.
Spuren und Erinnerung heute
Die Spuren der Angriffe sind im heutigen Stadtbild nur noch indirekt sichtbar. Viele Stollen wurden nach dem Krieg verschlossen oder verfüllt. Dokumente im Historischen Archiv Krupp geben jedoch Einblick in die Planung und Nutzung dieser Anlagen.
Die Erinnerung an den 5. März 1943 ist in Essen Teil der städtischen Geschichtskultur. Gedenktafeln, Publikationen und Archivmaterialien halten die Ereignisse präsent. Sie zeigen, wie eng industrielle Produktion, ziviler Alltag und Kriegsfolgen miteinander verbunden waren.
Quellenangaben
- Historisches Archiv Krupp, Bestände zu „Kruppsche Stollen 1943–1944“
- Luftangriffe auf das Ruhrgebiet, Wikipedia (Überblick zu Strategien und Angriffen)
- RAF Bomber Command, Einsatzberichte März 1943 (Sekundärliteratur, Zusammenstellungen)
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