Katastrophen der Menschheit – die letzte Fahrt der “ Herold Of Free Enterprise” am 06.03.1987 

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen. 

Am 6. März 1987 ereignete sich eine der tragischsten Katastrophen der Seefahrtsgeschichte, als das Fährschiff „Herald of Free Enterprise“ im Hafen von Zeebrügge, Belgien, kenterte und sank. Von den 623 Menschen an Bord kamen 193 ums Leben. Diese Katastrophe bleibt bis heute in den Erinnerungen der Menschen in Belgien und Großbritannien verankert. 

Der Hintergrund der Katastrophe 

Die „Herald of Free Enterprise“ war eine RoRo-Fähre der Reederei Townsend Thoresen, die später in „P&O Ferries“ umbenannt wurde. Das Schiff wurde 1980 in der Schichau-Unterweserwerft in Bremerhaven gebaut und war für den Liniendienst zwischen Dover und Calais vorgesehen. Am Abend des 6. März 1987 verließ das Schiff den Hafen von Zeebrügge in Richtung Dover. An Bord waren 543 Passagiere und 80 Besatzungsmitglieder. 

Die „Herald of Free Enterprise“ war eine moderne Fähre, die für den schnellen und effizienten Transport von Passagieren und Fahrzeugen zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland konzipiert wurde. Die Fähre hatte eine Länge von 131,91 Metern und eine Breite von 23,19 Metern. Sie war in der Lage, bis zu 1.400 Passagiere und 500 Fahrzeuge zu transportieren. Die Fähre war mit mehreren Decks ausgestattet, darunter ein Hauptdeck für Fahrzeuge, ein Passagierdeck mit Kabinen und öffentlichen Bereichen sowie ein Oberdeck. 

Die Route von Zeebrügge nach Dover war eine der wichtigsten und meistbefahrenen Fährverbindungen in Europa. Die Überfahrt dauerte in der Regel etwa vier Stunden, und die Fähre verließ den Hafen von Zeebrügge in den Abendstunden, um am frühen Morgen in Dover anzukommen. An Bord der „Herald of Free Enterprise“ befanden sich an jenem Abend Menschen unterschiedlichster Herkunft, darunter Geschäftsreisende, Touristen und Lkw-Fahrer. 

Die Ursachen des Unglücks 

Das Unglück ereignete sich, weil der Matrose, der für die Kontrolle der Bugklappen verantwortlich war, in seiner Kabine schlief. Die Bugklappen waren nicht geschlossen, als das Schiff auslief, und bei leichtem Seegang drang schnell eine große Menge Wasser in das Schiff ein. Innerhalb von nur zwei Minuten neigte sich das Schiff nach Backbord und kenterte. Glück im Unglück war, dass das Schiff auf einer Sandbank in etwa neun Meter Tiefe auflief und nicht vollständig unterging. 

Die Ursachen der Katastrophe sind vielfältig und komplex. Im Mittelpunkt steht jedoch das menschliche Versagen und die Missachtung grundlegender Sicherheitsvorschriften. Der verantwortliche Matrose, der die Aufgabe hatte, die Bugklappen zu schließen, war nach eigenen Angaben erschöpft und schlief in seiner Kabine. Das Schiff verließ den Hafen, ohne dass die Bugklappen ordnungsgemäß geschlossen waren, was zu einem schnellen Eindringen von Wasser führte. 

Hinzu kamen organisatorische Mängel und eine unzureichende Kommunikation innerhalb der Besatzung. Es gab keine klaren Anweisungen oder Kontrollen, um sicherzustellen, dass die Bugklappen vor dem Auslaufen des Schiffes geschlossen wurden. Der Kapitän und andere Offiziere an Bord waren sich der offenen Bugklappen nicht bewusst und bemerkten den Fehler erst, als das Wasser bereits in das Schiff eindrang. 

Technische Mängel und Konstruktionsfehler trugen ebenfalls zur Katastrophe bei. Die „Herald of Free Enterprise“ war mit wasserdichten Schotten ausgestattet, die dazu hätten beitragen sollen, das Eindringen von Wasser zu begrenzen. Diese Schotten waren jedoch nicht ordnungsgemäß geschlossen oder funktionierten nicht wie vorgesehen. Zudem war das Schiff so konstruiert, dass es eine geringe Stabilität aufwies, was es anfällig für das Kentern machte. 

Die Untersuchung des Unglücks ergab auch, dass die Besatzung unzureichend ausgebildet und auf Notfälle nicht ausreichend vorbereitet war. Es gab keine regelmäßigen Notfallübungen oder Schulungen, um die Besatzung auf den Ernstfall vorzubereiten. Dies führte dazu, dass die Besatzung im Moment der Katastrophe unsicher und unkoordiniert agierte. 

 

Die Rettungsaktionen 

Schnell eintreffende Rettungsmannschaften konnten mehr als 400 Menschen aus dem Schiff retten. Der Kapitän des ersten am Unglücksort eintreffenden Schiffes, Wolfgang Schröder, wurde für seine umsichtige und mutige Leistung von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher mit einem Dankesschreiben bedacht und vom belgischen König Baudouin mit einem Heldenorden geehrt. 

Die Rettungsaktionen nach dem Kentern der „Herald of Free Enterprise“ waren eine beispiellose Herausforderung für die Rettungskräfte. Die Schiffsbesatzung und Passagiere waren im kalten Wasser gefangen, und viele kämpften um ihr Leben. Die Rettungskräfte wurden sofort alarmiert und eilten zum Unglücksort, um so viele Menschen wie möglich zu retten. 

Rettungsboote und Helikopter wurden eingesetzt, um Überlebende aus dem Wasser zu ziehen und an Land zu bringen. Die Küstenwache, Feuerwehr und medizinisches Personal arbeiteten Hand in Hand, um die Verletzten zu versorgen und in Krankenhäuser zu bringen. Die Rettungsaktionen dauerten mehrere Stunden und wurden durch die Dunkelheit, das kalte Wasser und die schwierigen Wetterbedingungen erschwert. 

Viele Menschen, die im kalten Wasser festsaßen, erlitten Unterkühlungen und Verletzungen. Einige Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden bei dem Versuch, aus dem gekenterten Schiff zu entkommen, verletzt. Die Rettungskräfte standen vor der schwierigen Aufgabe, Menschen aus den Trümmern des Schiffes zu befreien und sicherzustellen, dass alle Überlebenden gezählt wurden. 

Wolfgang Schröder, der Kapitän des ersten Schiffes, das am Unglücksort eintraf, spielte eine entscheidende Rolle bei den Rettungsaktionen. Er zeigte Mut und Entschlossenheit, als er gemeinsam mit seiner Besatzung zahlreiche Menschen aus dem kalten Wasser rettete. Für seine herausragende Leistung und sein Mitgefühl wurde er von Premierministerin Thatcher und König Baudouin geehrt. 

Die Auswirkungen und Lehren 

Die Katastrophe führte zu einer Reihe von Untersuchungen und Reformen in der Seefahrt. Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) und andere Körperschaften nahmen Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und der Kontrollen an Bord von Schiffen vor. Die tragische Verkettung mehrerer Faktoren, darunter menschliches Versagen und technische Mängel, führte zu dieser Katastrophe und unterstreicht die Notwendigkeit ständiger Verbesserungen in der maritimen Sicherheit. 

Nach der Katastrophe der „Herald of Free Enterprise“ wurden umfassende Untersuchungen durchgeführt, um die genauen Ursachen und Verantwortlichkeiten zu ermitteln. Die Untersuchungskommissionen setzten sich aus Experten aus der Schifffahrtsbranche, Ingenieuren und Vertretern der Behörden zusammen. Ziel war es, die Fehler zu identifizieren und Maßnahmen zu ergreifen, um ähnliche Unglücke in der Zukunft zu verhindern. 

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchungen war die Erkenntnis, dass menschliches Versagen eine entscheidende Rolle bei der Katastrophe spielte. Es wurde deutlich, dass die Missachtung grundlegender Sicherheitsvorschriften und die mangelnde Kommunikation innerhalb der Besatzung zu dem tragischen Unglück führten. Um ähnliche Vorfälle zu vermeiden, wurden umfangreiche Schulungsprogramme für Besatzungen eingeführt, um sicherzustellen, dass alle Mitglieder auf Notfälle vorbereitet sind und ihre Aufgaben ordnungsgemäß erfüllen. 

Technische Verbesserungen wurden ebenfalls umgesetzt. Die Konstruktion von RoRo-Fähren wurde überarbeitet, um die Stabilität der Schiffe zu erhöhen und das Risiko des Kenterens zu verringern. Wasserdichte Schotten und Verschlüsse wurden verbessert, um sicherzustellen, dass sie im Notfall ordnungsgemäß funktionieren. Darüber hinaus wurden strengere Inspektions- und Wartungsprotokolle eingeführt, um sicherzustellen, dass alle technischen Systeme an Bord einwandfrei funktionieren. 

Die IMO spielte eine zentrale Rolle bei der Umsetzung neuer Sicherheitsstandards. Internationale Übereinkommen wurden verschärft, um die Sicherheitsvorschriften für Fähren und andere Schiffe zu verbessern. Diese Maßnahmen umfassten die verpflichtende Durchführung regelmäßiger Notfallübungen, die Einführung von Sicherheitsmanagementsystemen und die Verbesserung der Kommunikation zwischen Besatzungen und Behörden. 

Die Katastrophe der „Herald of Free Enterprise“ hatte auch Auswirkungen auf die Öffentlichkeit und die Politik. In den betroffenen Ländern, insbesondere in Großbritannien und Belgien, führte das Unglück zu einer intensiven Diskussion über die Sicherheit in der Schifffahrt. Die Medien berichteten ausführlich über die Ereignisse und die Hintergründe der Katastrophe, was zu einem erhöhten Bewusstsein für maritime Sicherheit führte. 

Politiker und Regierungsvertreter setzten sich für strengere Sicherheitsvorschriften und -kontrollen ein, um ähnliche Unglücke in der Zukunft zu verhindern. Die Katastrophe diente als Weckruf für die Schifffahrtsindustrie und die Behörden, die ihre Bemühungen zur Verbesserung der Sicherheit verstärkten. Die Tragödie der „Herald of Free 

Die Katastrophe der „Herald of Free Enterprise“ hatte auch Auswirkungen auf die Öffentlichkeit und die Politik. In den betroffenen Ländern, insbesondere in Großbritannien und Belgien, führte das Unglück zu einer intensiven Diskussion über die Sicherheit in der Schifffahrt. Die Medien berichteten ausführlich über die Ereignisse und die Hintergründe der Katastrophe, was zu einem erhöhten Bewusstsein für maritime Sicherheit führte. 

Politiker und Regierungsvertreter setzten sich für strengere Sicherheitsvorschriften und -kontrollen ein, um ähnliche Unglücke in der Zukunft zu verhindern. Die Katastrophe diente als Weckruf für die Schifffahrtsindustrie und die Behörden, die ihre Bemühungen zur Verbesserung der Sicherheit verstärkten. Die Tragödie der „Herald of Free Enterprise“ zeigte deutlich, dass es in der Schifffahrt keine Kompromisse in Bezug auf die Sicherheit geben darf und dass menschliches Versagen durch bessere Ausbildung und striktere Vorschriften minimiert werden muss. 

Die Einführung neuer Sicherheitsmaßnahmen führte zu einer signifikanten Verbesserung der Standards in der Schifffahrtsindustrie. Es wurden neue Vorschriften für die Konstruktion und den Betrieb von Fähren eingeführt, um sicherzustellen, dass Schiffe auch bei einem Wassereinbruch stabil bleiben und nicht kentern. Darüber hinaus wurden regelmäßige Inspektionen und Wartungen zur Pflicht, um sicherzustellen, dass alle sicherheitsrelevanten Systeme an Bord einwandfrei funktionieren. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Verbesserung der Kommunikation und des Krisenmanagements an Bord von Schiffen. Es wurde erkannt, dass klare und effektive Kommunikation in Notfällen entscheidend ist, um das Leben der Besatzung und Passagiere zu schützen. Die Besatzungen wurden daher intensiver in Notfallmaßnahmen geschult, und es wurden Notfallpläne entwickelt, die regelmäßig geübt und aktualisiert werden. 

Die Katastrophe der „Herald of Free Enterprise“ hinterließ tiefe Wunden in den Herzen der Überlebenden und der Familien der Opfer. Viele Menschen, die ihre Angehörigen verloren hatten, kämpften mit dem Schmerz und der Trauer über den Verlust. Die psychologischen und emotionalen Folgen der Katastrophe waren enorm und führten dazu, dass zahlreiche Überlebende und Hinterbliebene professionelle Hilfe und Unterstützung in Anspruch nahmen. 

In Erinnerung an die Opfer und als Mahnung für die Zukunft wurden an den Orten des Unglücks Gedenkstätten errichtet. Diese Gedenkstätten dienen als Orte der Besinnung und des Gedenkens und erinnern daran, dass die Sicherheit auf See oberste Priorität haben muss. Die Tragödie der „Herald of Free Enterprise“ bleibt ein Mahnmal für die Notwendigkeit ständiger Wachsamkeit und der kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheitsstandards in der Schifffahrt. 

Quellenangaben 

: Ostbelgien Direkt Nachrichten : Wikipedia : VRT NWS 

 

 

 

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