Katastrophen der Menschheit: Untergang der Derbyshire am 20.06.2008
Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.
Der Untergang der “Derbyshire”: Ein Rätsel der Tiefsee
Es war eines der größten Schiffe, die je unter britischer Flagge gesegelt sind. Die “Derbyshire” war ein OBO-Carrier, ein Schiff, das sowohl Öl als auch Schüttgut transportieren konnte. Sie war 294 Meter lang und 44 Meter breit. Sie hatte eine Tragfähigkeit von 160.000 Tonnen und eine Geschwindigkeit von 15 Knoten. Sie war 1976 bei der Werft Swan Hunter Shipbuilders in Haverton Hill gebaut worden und gehörte zur “Bridge”-Klasse, einer Serie von sechs Schiffen, die für die Bibby Line in Liverpool bereedert wurden.
Die “Derbyshire” hatte eine ereignisreiche Geschichte. Sie war ursprünglich als “Liverpool Bridge” getauft worden, wurde aber 1978 in “Derbyshire” umbenannt, um Verwechslungen mit einem anderen Schiff zu vermeiden. Sie war mehrmals in Kollisionen verwickelt, unter anderem mit einem anderen Schiff in Rotterdam und mit einer Bohrinsel im Persischen Golf. Sie hatte auch mehrere technische Probleme, wie Risse im Rumpf und Lecks in den Laderäumen.
Am 11. Juli 1980 verließ die “Derbyshire” den Hafen von Sept-Îles in Kanada mit einer Ladung von 157.000 Tonnen Eisenerzkonzentrat an Bord. Sie sollte nach Kawasaki in Japan fahren, wo sie am 9. September erwartet wurde. Es war ihre erste Fahrt nach Asien.
Doch sie kam nie an. Am 20. Juni 1980 verschwand die “Derbyshire” spurlos im Pazifischen Ozean, südlich von Japan. Sie sank mit ihrer 42-köpfigen Besatzung und zwei mitreisenden Ehefrauen ohne einen Notruf abzusetzen oder ein Notsignal zu senden.
Was war geschehen? Warum war die “Derbyshire” untergegangen? Wie war es möglich, dass ein so großes und modernes Schiff ohne jede Spur verschwand?
Diese Fragen beschäftigten jahrelang die Angehörigen der Opfer, die Fachleute und die Öffentlichkeit. Es gab viele Spekulationen und Vermutungen über das Schicksal der “Derbyshire”. Einige glaubten an einen Terroranschlag oder eine Sabotage. Andere vermuteten einen Konstruktionsfehler oder eine Explosion an Bord. Wieder andere dachten an Monsterwellen oder einen Taifun.
Die offizielle Untersuchung kam zu dem Schluss, dass die “Derbyshire” wahrscheinlich einem Taifun namens Orchid zum Opfer gefallen war, der am 20. Juni 1980 über dem Pazifik wütete. Der Taifun hatte Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 km/h und Wellenhöhen von bis zu 18 Metern. Die Untersuchung stützte sich auf Wetterdaten und Zeugenaussagen von anderen Schiffen in der Nähe.
Doch diese Erklärung war nicht zufriedenstellend für viele Menschen, vor allem für die Hinterbliebenen der Besatzung. Sie glaubten nicht, dass ein so starkes Schiff wie die “Derbyshire” einfach so einem Taifun unterliegen konnte. Sie forderten eine gründlichere Suche nach dem Wrack des Schiffes, um die genaue Ursache des Untergangs zu klären.
Doch die Suche nach der “Derbyshire” war keine leichte Aufgabe. Das Schiff war in einem Gebiet gesunken, das als eines der tiefsten und unwirtlichsten der Welt gilt. Die Wassertiefe betrug dort etwa vier Kilometer. Die Sicht war schlecht und die Strömungen waren stark. Die Suche erforderte spezielle Geräte und Experten.
Die erste Suche fand im Jahr 1983 statt und wurde von der Bibby Line finanziert. Sie dauerte sechs Wochen und kostete zwei Millionen Pfund. Doch sie blieb erfolglos.
Die zweite Suche fand im Jahr 1994 statt und wurde von einer privaten Organisation namens Derbyshire Family Association organisiert, die von den Angehörigen der Opfer gegründet worden war. Sie wurde von dem amerikanischen Ozeanographen David Mearns geleitet, der sich auf die Suche nach Schiffswracks spezialisiert hatte. Sie dauerte drei Wochen und kostete 500.000 Pfund. Doch sie war erfolgreich.
Am 30. Juni 1994 entdeckte Mearns das Wrack der “Derbyshire” auf dem Meeresboden, etwa 25 Kilometer südlich von der letzten bekannten Position des Schiffes. Er machte mehrere Fotos und Videos von dem Wrack, die er an die Derbyshire Family Association und die britische Regierung schickte.
Die Bilder zeigten, dass die “Derbyshire” in zwei Teile zerbrochen war. Der Bug lag relativ unversehrt auf dem Meeresboden, während der Rest des Schiffes stark zerstört war. Die Laderäume waren aufgerissen und das Eisenerzkonzentrat war ausgeströmt. Die Brücke war abgerissen und die Rettungsboote waren nicht zu sehen.
Die Entdeckung des Wracks war ein wichtiger Schritt, um das Rätsel um den Untergang der “Derbyshire” zu lösen. Doch es war noch nicht das Ende der Geschichte.
Die dritte Suche fand im Jahr 1996 statt und wurde von der britischen Regierung finanziert. Sie wurde wieder von Mearns geleitet, der diesmal mit einem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug namens ROV (Remotely Operated Vehicle) arbeitete. Er untersuchte das Wrack genauer und sammelte mehr Beweise.
Die Untersuchung ergab, dass die “Derbyshire” nicht durch einen Taifun gesunken war, sondern durch eine Reihe von Ereignissen, die zu einem katastrophalen Strukturversagen führten.
Es stellte sich heraus, dass der Taifun zwar eine Rolle gespielt hatte, aber nicht die entscheidende. Der Taifun hatte den Seegang erhöht und die Abdeckungen mehrerer Belüftungsschächte am Bug abgerissen. Dadurch drang Wasser in den Bug ein und senkte ihn ab. Die überkommenden Wellen schlugen dann direkt auf die vordersten Lukendeckel, die nicht stark genug waren, um dem Druck standzuhalten. Sie gaben nach und der erste Laderaum lief voll Wasser. Durch das zusätzliche Gewicht sank der Bug noch weiter ab und die Wellen schlugen auf die nächsten Lukendeckel. Dies wiederholte sich in schneller Folge bei den Laderäumen 2 und 3, bis das Schiff seine Schwimmfähigkeit verlor und kenterte.
Als das Schiff kenterte, brach es an einer Schwachstelle in der Mitte auseinander. Der Bug fiel zuerst auf den Meeresboden, während der Rest des Schiffes mit hoher Geschwindigkeit hinterher fiel. Dabei wurde er durch den steigenden Wasserdruck zerquetscht und zerrissen.
Die Untersuchung zeigte auch, dass die Besatzung keine Chance hatte, das Unglück zu vermeiden oder zu überleben. Das Schiff sank innerhalb von Minuten, ohne dass es eine Warnung oder eine Evakuierung gab. Die Besatzung war im Inneren des Schiffes eingeschlossen oder wurde ins Wasser geschleudert.
Die Untersuchung führte zu einer Reihe von Empfehlungen, um die Sicherheit von OBO-Carriern zu verbessern. Dazu gehörten unter anderem:
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Die Verstärkung der Lukendeckel und der Belüftungsschächte
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Die Installation von Wasserdetektoren und Alarmen in den Laderäumen
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Die Verbesserung der Kommunikation und des Trainings der Besatzung
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Die Überprüfung der Konstruktion und des Zustands der Schiffe
Die Untersuchung führte auch zu einer offiziellen Entschuldigung der britischen Regierung an die Hinterbliebenen der Opfer. Sie erkannte an, dass die erste Untersuchung unzureichend gewesen war und dass die Angehörigen jahrelang im Unklaren gelassen worden waren.
Der Untergang der “Derbyshire” war ein tragisches Ereignis, das viele Fragen aufwarf und viele Antworten lieferte. Es war ein Beispiel für die Gefahren und Herausforderungen der Seefahrt.
Quellen
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Derbyshire (Schiff) – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Derbyshire_%28Schiff%29
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Mayday Der Untergang der Derbyshire – YouTube https://www.youtube.com/watch?v=awZ3mx_RnIA
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Katastrophen der Menschheit: Untergang der Derbyshire am 20.06.2008 https://wahrheitschecker.de/blog/2022/12/17/katastrophen-der-menschheit-untergang-der-derbyshire-am-20-06-2008/
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