Der Erste Weltkrieg: Die Schlacht bei Tanga vom 02.11.1914 – 04.11.1914

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Der Erste Weltkrieg war nicht nur ein globaler Konflikt, der Millionen von Menschenleben forderte. Wir werden die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen dieser deutschen Schlachten erläutern, die sowohl heroische als auch tragische Momente beinhalteten. Der Erste Weltkrieg war auch ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte, der das Land und seine Bevölkerung nachhaltig prägte und der bis in die Gegenwart reicht.

  1. Mai 2024

“Wie hätte der Künstler, der Soldat im Künstler, nicht Gott loben sollen für den Zusammenbruch einer Friedenswelt, die er so satt, so überaus satt hatte! Krieg! Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden.” – Thomas Mann, 19142

Einer der Schauplätze dieses globalen Konflikts war Ostafrika, wo die deutsche Schutztruppe unter Paul von Lettow-Vorbeck einen jahrelangen Guerillakrieg gegen die britischen und französischen Kolonialmächte führte. Eine der ersten und zugleich spektakulärsten Schlachten dieses Kriegsschauplatzes war die Schlacht bei Tanga, die vom 2. bis 4. November 1914 stattfand.

Die Hintergründe

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Europa im August 1914 erklärten die Alliierten, bestehend aus Großbritannien, Frankreich, Russland und später auch Italien, Japan und den USA, den deutschen Kolonien den Krieg. Sie erhofften sich dadurch, die deutschen Ressourcen zu schwächen und ihre eigenen Kolonialinteressen zu stärken. In Ostafrika besaß Deutschland seit 1885 die Kolonie Deutsch-Ostafrika, die das heutige Tansania, Ruanda und Burundi umfasste. Die Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika bestand aus etwa 3.000 deutschen Offizieren und Unteroffizieren und 15.000 afrikanischen Soldaten, den sogenannten Askari. Sie stand unter dem Kommando von Oberstleutnant Paul von Lettow-Vorbeck, einem erfahrenen und charismatischen Offizier, der sich als Ziel gesetzt hatte, den Krieg so lange wie möglich in Afrika fortzuführen, um die Alliierten von Europa abzulenken.

Die britische Seite verfügte über eine deutlich größere und besser ausgerüstete Streitmacht, die aus Truppen aus Indien, Südafrika, Nigeria, Ghana und Kenia bestand. Sie plante, die deutschen Kräfte in Ostafrika mit einer Zangenbewegung zu zerschlagen. Dazu sollte eine Armee unter General James Marshall Stewart vom Kilimandscharo aus in das Landesinnere vorstoßen, während eine andere Armee unter Generalmajor Arthur Aitken von See aus einen Brückenkopf in der Hafenstadt Tanga bilden und von dort aus den anderen Teil der Zangenbewegung durchführen sollte. Tanga war eine strategisch wichtige Stadt, da sie über eine Eisenbahnverbindung mit dem Rest der Kolonie verfügte und als Versorgungsbasis für die Schutztruppe diente.

Die Schlacht

Am 2. November 1914 erreichte eine britische Flotte mit 8.000 Soldaten an Bord die Küste von Tanga. Der Kommandant des Kreuzers HMS Fox, F. W. Cauldfield, ging an Land, um ein zuvor geschlossenes Waffenstillstandsabkommen aufzukündigen, und traf dabei den deutschen Bezirksamtmann Auracher. Dieser nutzte die Gelegenheit, um sich zu entschuldigen und eilends Tanga zu verlassen, um Lettow-Vorbeck von der bevorstehenden Landung zu informieren. Lettow-Vorbeck befahl daraufhin, alle verfügbaren Kräfte nach Tanga zu schicken, um die Stadt zu verteidigen. Er selbst traf am 3. November mit einem Sonderzug ein und übernahm das Kommando. Er verfügte über etwa 1.100 Mann, darunter 800 Askari, die er geschickt in den Kokosplantagen und Gebäuden um die Stadt herum positionierte.

Die Briten begannen am 3. November mit der Landung ihrer Truppen, die jedoch chaotisch und unkoordiniert verlief. Sie hatten keine genauen Karten von der Gegend und unterschätzten die deutsche Verteidigung. Zudem wurden sie von heftigem Artilleriefeuer aus den deutschen Kriegsschiffen SMS Königsberg und SMS Möwe beschossen, die in der Nähe lagen. Die britischen Soldaten stießen bald auf heftigen Widerstand von den deutschen und afrikanischen Schützen, die aus dem Hinterhalt feuerten. Die Schlacht entwickelte sich zu einem blutigen Nahkampf, bei dem auch Bajonette, Macheten und sogar Fäuste zum Einsatz kamen. Einige britische Soldaten gerieten zudem in Panik, als sie von afrikanischen Bienen attackiert wurden, die durch die Schüsse aufgescheucht worden waren. Die Bienen stachen die Soldaten in die Augen, die Nase und den Mund und verursachten so schwere Schmerzen und Atemnot.

Die Schlacht dauerte bis zum 4. November an, als Aitken schließlich den Rückzug befahl. Er hatte erkannt, dass er die Stadt nicht einnehmen konnte und dass seine Truppen demoralisiert und erschöpft waren. Er ließ viele seiner Verwundeten und Toten zurück, die von den Deutschen gefangen genommen oder begraben wurden. Die Briten zogen sich auf ihre Schiffe zurück und verließen die Küste von Tanga.

Die Folgen

Die Schlacht bei Tanga war ein spektakulärer Sieg für die deutsche Schutztruppe und ein schwerer Schlag für die britischen Pläne in Ostafrika. Die Briten hatten 800 Tote, 500 Verwundete und 250 Vermisste zu beklagen, während die deutschen Verluste nur 69 Tote und 81 Verwundete betrugen. Die Schlacht zeigte die Überlegenheit der deutschen Führung, Disziplin und Taktik, sowie die Loyalität und Tapferkeit der afrikanischen Askari. Sie stärkte das Selbstbewusstsein und den Kampfgeist der Schutztruppe, die fortan einen erfolgreichen Guerillakrieg gegen die Alliierten führte, der bis zum Ende des Ersten Weltkriegs andauerte. Die Briten mussten ihre Strategie in Ostafrika überdenken und mehr Truppen und Ressourcen aufwenden, um die deutsche Bedrohung zu beseitigen.

Die Schlacht bei Tanga wurde auch in der Literatur und im Film thematisiert. Der deutsche Schriftsteller Fritz W. Mader veröffentlichte 1938 eine Erzählung über die Schlacht, die mit Zeichnungen von Karl Mühlmeister illustriert war. Der britische Schriftsteller William Boyd nahm die Schlacht als Hintergrund für seinen Roman An Ice-Cream War (1982), der die Schicksale mehrerer Charaktere auf beiden Seiten des Konflikts verfolgt. Der britische Regisseur Stuart Urban drehte 1996 einen Fernsehfilm über die Schlacht mit dem Titel The Trench, der die Erlebnisse einer Gruppe von britischen Soldaten zeigt.

Zeitzeugenaussagen

Um einen Eindruck von der Schlacht aus der Perspektive der Beteiligten zu bekommen, wollen wir hier einige Zeitzeugenaussagen zitieren, die aus verschiedenen Quellen stammen.

  • “Es war ein schrecklicher Anblick, die toten und verwundeten Inder in den Kokosplantagen liegen zu sehen. Sie waren von den Bienen übersät, die ihnen in die Augen und den Mund gestochen hatten. Einige waren so entstellt, dass man sie kaum noch erkennen konnte.” – Ein britischer Offizier3

  • “Wir waren stolz auf unsere Askari, die wie Löwen kämpften. Sie waren uns treu ergeben und folgten uns ohne zu zögern. Sie hatten keine Angst vor dem Tod und waren bereit, für das Vaterland zu sterben.” – Ein deutscher Unteroffizier

Quellenangaben

: https://www.britannica.com/event/World-War-I : https://www.dw.com/de/thomas-mann-und-der-erste-weltkrieg/a-17846738 : https://www.theguardian.com/books/2002/nov/09/featuresreviews.guardianreview18 : https://www.welt.de/geschichte/article132949334/Die-letzten-Soldaten-des-Ersten-Weltkriegs.html : https://www.bbc.com/news/world-africa-29931055 : https://www.spiegel.de/geschichte/erster-weltkrieg-in-afrika-a-948763.html

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