Katastrophen der Menschheit: Untergang der Jun’yō Maru am 30.01.1945
Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.
Der Untergang der Jun’yō Maru: Eine vergessene Tragödie des Zweiten Weltkriegs
Am 30. Januar 1945 ereignete sich der größte Seeunfall der Menschheitsgeschichte, als das deutsche Passagierschiff Wilhelm Gustloff von einem sowjetischen U-Boot torpediert wurde und mit mehr als 9.200 Menschen an Bord in der Ostsee versank. Dieses schreckliche Ereignis ist vielen Menschen in der westlichen Welt bekannt, doch es war nicht das einzige Massensterben auf See, das der Zweite Weltkrieg verursachte. In Asien gab es eine Reihe von ähnlichen Katastrophen, die jedoch weniger Aufmerksamkeit erhielten und in Vergessenheit gerieten. Eine davon war der Untergang der Jun’yō Maru, einem japanischen Frachter, der als „Höllenloch“ bekannt war.
Die Vorgeschichte
Japan war um 1945 die unbestrittene Vormacht in Asien und strebte nach einer imperialen Expansion in alle Richtungen. Um seine ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen, brauchte Japan enorme Mengen an Arbeitskräften für den Bau von Straßen, Eisenbahnen und Industrieanlagen, vor allem für die Rüstungsindustrie. Um diesen Bedarf zu decken, griff Japan auf Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zurück, die aus den besetzten Gebieten rekrutiert oder deportiert wurden. Diese Menschen wurden unter unmenschlichen Bedingungen behandelt und mussten oft lebensgefährliche Arbeiten verrichten.
Die meisten dieser Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen wurden auf dem Seeweg von Insel zu Insel transportiert, in überfüllten und unhygienischen Schiffen, die als „Höllenschiffe“ bezeichnet wurden. Die Schiffe waren oft nicht als Gefangenentransporter gekennzeichnet und wurden daher von den alliierten U-Booten angegriffen, die die japanischen Nachschublinien unterbrechen wollten. Die Bedingungen an Bord waren sowohl menschlich als auch technisch katastrophal. Wir konzentrieren uns hier auf die technische und geschichtliche Seite.
Das Schiff
Das Schiff wurde 1913 für die britische Reederei Robert Duncan & Company in Glasgow gebaut und hieß ursprünglich Ardgorm. Es war ein Frachter mit einer Länge von 134 Metern, einer Breite von 16 Metern und einer Tragfähigkeit von 5.065 BRT. Es hatte eine Dreifachexpansionsmaschine mit einer Leistung von 1.202 kW.
Im Laufe der Zeit wechselte das Schiff mehrmals den Besitzer und den Namen. Es hatte vier britische Besitzer bis 1926, dann drei japanische Besitzer ab 1927 unter dem Namen Jun’yō Maru. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Frachter schließlich auch als Transporter für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt.
Die Katastrophe
Am 16. September 1944 verließ der Frachter den Hafen von Batavia (heute Jakarta) auf Java mit dem Ziel Padang an der Westküste von Sumatra. Er hatte 6.342 Gefangene an Bord; sie sollten als Arbeitskräfte für den Bau der 220 km langen Sumatra-Eisenbahnlinie dienen, die als „Todeseisenbahn“ berüchtigt war. Unter ihnen waren etwa 2.300 alliierte Kriegsgefangene (etwa 1.700 Niederländer, 64 Briten und Australier, acht Amerikaner) sowie etwa 4.200 zivile Zwangsarbeiter aus Java.
Der Frachter wurde von zwei anderen Schiffen begleitet, die ihm Schutz bieten sollten. Doch das britische U-Boot HMS Tradewind unter dem Kommando von Lt. Cmdr. Stephen Lynch Conway Maydon entdeckte den Konvoi und griff ihn am 18. September 1944 gegen 16 Uhr mit einer Salve von vier Torpedos an, ohne zu wissen, dass sich an Bord des Frachters Tausende von Gefangenen befanden, da die Japaner ihre Gefangenentransporte in der Regel nicht kennzeichneten. Zwei der Torpedos trafen die Jun’yō Maru, die innerhalb von Minuten sank.
Die meisten der Menschen an Bord hatten keine Chance zu überleben. Sie wurden entweder von den Explosionen getötet, ertranken im Wasser oder wurden von Haien angegriffen. Die Japaner retteten nur wenige Überlebende, die sie für die Arbeit an der Eisenbahnlinie benötigten. Die genaue Zahl der Toten ist nicht bekannt, wird aber auf etwa 5.620 geschätzt. Damit war der Untergang der Jun’yō Maru eine der schlimmsten maritimen Katastrophen des Zweiten Weltkriegs und eine der schlimmsten Schiffskatastrophen, die je von einem U-Boot verursacht wurden.
Die Folgen
Der Untergang der Jun’yō Maru blieb lange Zeit unbekannt, da die Japaner ihn geheim hielten und die Alliierten ihn nicht als Kriegsverbrechen verfolgten. Erst nach dem Krieg wurde das Ausmaß der Tragödie bekannt, als die wenigen Überlebenden ihre Geschichten erzählten. Viele von ihnen litten unter schweren körperlichen und psychischen Folgen ihrer Erlebnisse.
Der Kommandant des U-Boots, Maydon, erfuhr erst 1986 von dem Schicksal der Gefangenen an Bord der Jun’yō Maru. Er zeigte sich tief betroffen und bedauerte seine Tat. Er sagte: „Ich habe nie gewusst, dass es sich um ein Gefangenenschiff handelte. Ich hätte es niemals angegriffen, wenn ich es gewusst hätte.“
Die Jun’yō Maru ist heute ein Wrack auf dem Meeresgrund vor der Küste von Sumatra. Sie ist ein stummer Zeuge einer vergessenen Tragödie, die uns an das Leid und die Grausamkeit erinnert, die der Krieg über unzählige unschuldige Menschen gebracht hat.
Quellen:
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https://de.wikipedia.org/wiki/Jun%E2%80%99y%C5%8D_Maru
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https://bing.com/search?q=Untergang+der+Jun%e2%80%99y%c5%8d+Maru
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https://www.wikiwand.com/de/Jun%E2%80%99y%C5%8D_Maru
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https://www.tracesofwar.com/articles/2872/Sinking-of-the-Junyo-Maru.htm
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https://www.warhistoryonline.com/war-articles/junyo-maru.html
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https://www.bbc.com/news/magazine-29755919
Alle Quellen abgerufen am 10. Februar 2023.
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