Die deutschen Übersee-Schutzgebiete – Deutsch-Ostafrika

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Die deutsche Kolonialgeschichte ist ein Thema, das leider im deutschen Bewusstsein gänzlich vergessen wurde. Der Grund ist die Verdrehung von Fakten über die deutsche Kolonialgeschichte im woken Zeitgeist. Dabei ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Die deutschen Kolonien waren nicht nur Überseegebiete, die dem Deutschen Reich wirtschaftliche Vorteile bringen sollten, sondern auch Orte fernab Deutschlands der Forschung und Geschichtsbildung, die den Kolonien Sicherheit und Kultur brachten und noch heute positive Auswirkungen auf diese ehemaligen Schutzgebiete bringen.

Deutsch-Ostafrika war eine deutsche Kolonie in Afrika, die von 1885 bis 1918 bestand. Sie umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi, Ruanda und ein kleines Gebiet im heutigen Mosambik. Mit einer Fläche von 995.000 km² war sie die größte und bevölkerungsreichste Kolonie des Deutschen Reiches. 1

Die Gründung der Kolonie

Die Kolonie entstand aus dem privaten Engagement der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die 1884 von dem Abenteurer Carl Peters gegründet wurde. Peters schloss mit einigen afrikanischen Häuptlingen Verträge ab, die ihnen angeblich Schutz und Handel gegen die Abtretung ihrer Gebiete versprachen. In Wirklichkeit wollte Peters die Gebiete für Deutschland sichern, um den anderen europäischen Mächten zuvorzukommen. 2

Im Jahr 1885 erkannte das Deutsche Reich die Verträge an und erklärte die Gebiete zu seinem Schutzgebiet. Peters wurde zum Reichskommissar ernannt und begann, die Kolonialherrschaft auszubauen. Er stieß jedoch auf den Widerstand der einheimischen Bevölkerung, die sich gegen die Ausbeutung und Unterdrückung wehrte. Besonders heftig war der Aufstand an der Küste, der von 1888 bis 1890 dauerte und von dem Sultan von Sansibar unterstützt wurde. 2

Um den Aufstand niederzuschlagen, schickte das Reich den berühmten Afrikaforscher Hermann von Wissmann als neuen Reichskommissar nach Ostafrika. Wissmann rekrutierte eine Schutztruppe aus deutschen Offizieren und afrikanischen Söldnern, die er Askaris nannte. Mit dieser Truppe gelang es ihm, die Rebellen zu besiegen und die Küste unter seine Kontrolle zu bringen. 2

Die Übernahme der Kolonie durch das Reich

Nachdem die Kolonie befriedet war, übernahm das Reich die direkte Verwaltung von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Im Jahr 1891 wurde Julius von Soden zum ersten Gouverneur der Kolonie ernannt. Er begann, die Grenzen der Kolonie mit den Nachbarländern zu klären, die teilweise von Großbritannien, Frankreich, Belgien und Portugal beherrscht wurden. Dabei kam es zu einigen Konflikten und Kompromissen, die das heutige Aussehen Ostafrikas prägten. 2

Um die Kolonialherrschaft zu festigen, baute Soden und seine Nachfolger die Verwaltung, die Infrastruktur, die Wirtschaft und die Kultur der Kolonie aus. Die Kolonie wurde in 22 Bezirke eingeteilt, die jeweils von einem Bezirksamtmann geleitet wurden. Die Schutztruppe wurde verstärkt und in Militärbezirke gegliedert. Es wurden Eisenbahnen, Straßen, Häfen, Schulen, Krankenhäuser und Kirchen gebaut. Es wurden Handelsprodukte wie Kaffee, Baumwolle, Sisal, Kautschuk und Elfenbein angebaut und exportiert. Es wurden Kolonialgesellschaften gegründet, die sich um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Kolonie kümmerten. Es wurden Nachrichtenverbindungen wie Telegraphen, Telefonen und Zeitungen eingerichtet. 2

Die Kolonie galt als Musterkolonie des Deutschen Reiches und zog viele Siedler, Missionare, Forscher und Abenteurer an. Die deutsche Kultur und Sprache breitete sich in der Kolonie aus, ohne jedoch die Vielfalt der afrikanischen Kulturen und Sprachen zu verdrängen. Die Beziehungen zwischen den Deutschen und den Afrikanern waren jedoch nicht immer friedlich und gerecht. Die Deutschen sahen sich als Herrenrasse und behandelten die Afrikaner oft als minderwertig und unterwürfig. Die Afrikaner mussten hohe Steuern und Abgaben zahlen, Zwangsarbeit leisten und ihre traditionellen Lebensweisen aufgeben. Viele Afrikaner litten unter Hunger, Krankheiten und Gewalt. 2

Der Maji-Maji-Aufstand

Die Unzufriedenheit und der Widerstand der Afrikaner gegen die deutsche Kolonialherrschaft führte schließlich zu einem großen Aufstand, der als Maji-Maji-Aufstand bekannt wurde. Der Aufstand begann im Jahr 1905 im Süden der Kolonie, wo die Deutschen eine Baumwollzwangsanbau verordnet hatten. Ein charismatischer Anführer namens Kinjikitile Ngwale rief die verschiedenen Stämme zum Kampf gegen die Deutschen auf. Er gab ihnen ein magisches Wasser (Maji-Maji), das sie angeblich vor den deutschen Kugeln schützen sollte. 2

Der Aufstand breitete sich schnell über die ganze Kolonie aus und wurde zu einem der größten und blutigsten Aufstände in der Geschichte Afrikas. Die Schutztruppe war zunächst überfordert und musste Verstärkung aus Deutschland anfordern. Der Gouverneur Gustav Adolf von Götzen führte einen brutalen Krieg gegen die Rebellen, bei dem er keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nahm. Er ließ ganze Dörfer niederbrennen, Felder verwüsten und Menschen hinrichten oder in Konzentrationslager sperren. Der Aufstand wurde erst im Jahr 1907 niedergeschlagen, nachdem mehr als 100.000 Afrikaner getötet oder verhungert waren. 2

Der Maji-Maji-Aufstand war ein traumatisches Ereignis für die Kolonie, das tiefe Spuren hinterließ. Die deutsche Kolonialherrschaft war zwar wiederhergestellt, aber auch erschüttert. Die Deutschen erkannten, dass sie die Afrikaner nicht mehr ignorieren oder unterdrücken konnten. Sie versuchten, die Kolonialpolitik zu reformieren und die Lebensbedingungen der Afrikaner zu verbessern. Sie förderten die Bildung, die Gesundheit, die Landwirtschaft und die Selbstverwaltung der Afrikaner. Sie respektierten die traditionellen Autoritäten und Religionen der Afrikaner. Sie erlaubten den Afrikanern, sich politisch und kulturell zu organisieren und zu artikulieren. 2

Der Erste Weltkrieg

Die Reformen der deutschen Kolonialpolitik kamen jedoch zu spät, um die Kolonie zu retten. Im Jahr 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, der auch die Kolonien in den Konflikt hineinzog. Die Kolonie wurde von den alliierten Truppen aus Großbritannien, Frankreich, Belgien und Portugal angegriffen, die die Kolonie erobern wollten. Die Schutztruppe unter dem Kommando von Paul von Lettow-Vorbeck leistete einen tapferen und legendären Widerstand, der bis zum Ende des Krieges andauerte. Die Schutztruppe führte einen Guerillakrieg gegen die überlegenen alliierten Truppen, der sie durch die ganze Kolonie und sogar in die Nachbarländer führte. Die Schutztruppe erhielt dabei die Unterstützung von vielen Afrikanern, die loyal zu den Deutschen standen oder die Alliierten hassten. 2

Der Krieg war jedoch eine Katastrophe für die Kolonie, die schwer unter den Kämpfen, den Krankheiten, den Hungersnöten und den Flüchtlingen litt. Die Infrastruktur, die Wirtschaft und die Gesellschaft der Kolonie wurden zerstört oder zerrüttet. Die Bevölkerung der Kolonie wurde um ein Drittel reduziert. Die Schutztruppe kapitulierte erst im November 1918, nachdem sie von der deutschen Niederlage in Europa erfahren hatte. Die Kolonie wurde von den Alliierten besetzt und aufgeteilt. Das größte Gebiet, das spätere Tanganjika, kam unter britische Verwaltung. Ruanda und Burundi kamen unter belgische Verwaltung.

Der Versailler Vertrag

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Schicksal der deutschen Kolonien auf der Pariser Friedenskonferenz entschieden. Der Versailler Vertrag entzog dem Deutschen Reich alle seine Kolonien und übertrug sie den Siegermächten als Mandatsgebiete des Völkerbundes. Die Mandatsgebiete sollten von den Mandatsmächten verwaltet werden, bis sie für die Selbstverwaltung reif seien. 2

Die Kolonie Deutsch-Ostafrika wurde in drei Teile geteilt: Das größte Gebiet, das spätere Tanganjika, kam unter britische Verwaltung. Ruanda und Burundi kamen unter belgische Verwaltung. Das Kionga-Dreieck im heutigen Mosambik kam unter portugiesische Verwaltung. Die ehemaligen deutschen Siedler, Beamten, Missionare und Soldaten mussten die Kolonie verlassen oder sich den neuen Herrschern anpassen. Die Afrikaner, die mit den Deutschen zusammengearbeitet hatten, wurden teilweise verfolgt oder diskriminiert. Die Afrikaner, die gegen die Deutschen gekämpft hatten, wurden teilweise belohnt oder bevorzugt. Die Afrikaner, die neutral geblieben waren, wurden teilweise ignoriert oder benachteiligt. 2

Die Aufteilung der Kolonie hatte weitreichende Folgen für die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung der betroffenen Gebiete. Die neuen Mandatsmächte führten ihre eigenen Kolonialpolitiken ein, die sich von den deutschen unterschieden. Die Grenzen der Kolonie wurden zu den Grenzen der späteren Nationalstaaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Unabhängigkeit erlangten. Die koloniale Erfahrung prägte das Bewusstsein und die Identität der Afrikaner, die sich sowohl mit ihren traditionellen als auch mit ihren modernen Werten auseinandersetzen mussten. 2

Liste der Gouverneure von Deutsch-Ostafrika

Die Gouverneure von Deutsch-Ostafrika waren die höchsten Vertreter des Deutschen Reiches in der Kolonie. Sie waren für die Verwaltung, die Sicherheit, die Wirtschaft und die Kultur der Kolonie verantwortlich. Sie wurden vom Kaiser ernannt und vom Reichskolonialamt kontrolliert. Sie hatten weitreichende Befugnisse, mussten sich aber auch mit den Interessen der Kolonialgesellschaften, der Schutztruppe, der Missionen und der Siedler abstimmen. Sie hatten auch Kontakt mit den einheimischen Autoritäten, die sie teilweise respektierten oder unterdrückten. Die Gouverneure von Deutsch-Ostafrika waren:

  • Julius von Soden (1891-1895): Er war der erste Gouverneur der Kolonie und kümmerte sich um die Grenzziehung, die Schutztruppe, die Eisenbahnen und die Landwirtschaft.

  • Friedrich von Schele (1895-1896): Er war der zweite Gouverneur der Kolonie und förderte die Verwaltung, die Bildung, die Gesundheit und die Missionen.

  • Hermann von Wissmann (1896-1898): Er war der dritte Gouverneur der Kolonie und der ehemalige Reichskommissar, der den Aufstand an der Küste niedergeschlagen hatte. Er baute die Schutztruppe, die Infrastruktur, den Handel und die Kolonialgesellschaften aus.

  • Eduard von Liebert (1898-1901): Er war der vierte Gouverneur der Kolonie und ein erfahrener Kolonialbeamter. Er reformierte die Verwaltung, die Justiz, die Steuern und die Landwirtschaft.

  • Gustav Adolf von Götzen (1901-1906): Er war der fünfte Gouverneur der Kolonie und ein ehemaliger Afrikareisender. Er erweiterte die Eisenbahnen, die Häfen, die Schulen und die Kirchen. Er schlug den Maji-Maji-Aufstand nieder, aber auch mit großer Härte.

  • Albrecht von Rechenberg (1906-1912): Er war der sechste Gouverneur der Kolonie und ein liberaler Kolonialpolitiker. Er versuchte, die Folgen des Maji-Maji-Aufstandes zu mildern und die Lebensbedingungen der Afrikaner zu verbessern. Er förderte die Selbstverwaltung, die Landwirtschaft, die Industrie und die Kultur der Afrikaner.

  • Heinrich Schnee (1912-1918): Er war der siebte und letzte Gouverneur der Kolonie und ein junger Jurist. Er setzte die Reformen seines Vorgängers fort und bemühte sich um eine friedliche und gerechte Kolonialpolitik. Er leitete die Kolonie durch den Ersten Weltkrieg, bis er von den Alliierten abgesetzt wurde. 2

Quellen

1: Dies ist die Wikipedia-Seite über Deutsch-Ostafrika, die einen guten Überblick über die Kolonie bietet.

2: Dies ist eine Webseite über die deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Südsee, die viele Informationen, Bilder und Karten über die Kolonie enthält.

3: Dies ist ein Video des ZDF über die Deutschen in Ostafrika, das einen Einblick in das Leben und die Kultur der Kolonialzeit gibt.

4: Dies ist eine digitale Sammlung der amtlichen Jahresberichte des Reichskolonialamtes über die Kolonie, die einen detaillierten Einblick in die Verwaltung, die Wirtschaft und die Gesellschaft der Kolonie geben.

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