Katastrophen der Menschheit – Flutkatastrophe 2021 – die Evakuierung von Heimbach an der Rurtalsperre

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Es war eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte Deutschlands:

Die Flutkatastrophe 2021, die durch das Tiefdruckgebiet Bernd ausgelöst wurde, forderte mehr als 180 Todesopfer, verursachte Sachschäden in Milliardenhöhe und zerstörte die Existenzgrundlage vieler Menschen. Besonders betroffen waren die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, wo heftige Regenfälle zu Sturzfluten und Überschwemmungen führten, die ganze Ortschaften verwüsteten. Aber auch in anderen Teilen Deutschlands sowie in Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg und der Schweiz richtete das Unwetter große Schäden an. Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Und wie haben die Menschen in den betroffenen Gebieten reagiert? Eine Rekonstruktion der Ereignisse.

Der Beginn des Unheils

Die ersten Anzeichen für das bevorstehende Unwetter zeigten sich bereits am 12. Juli 2021, als das Tiefdruckgebiet Bernd über Frankreich entstand und sich langsam nach Nordosten bewegte. Dabei stieß es auf eine blockierende Hochdruckzone über Osteuropa, die verhinderte, dass es weiterzog. Stattdessen verharrte es über Mitteleuropa und brachte warme und feuchte Luftmassen aus dem Süden mit sich, die sich an den Mittelgebirgen stauten und zu extremen Niederschlägen führten1

Am 14. Juli 2021 erreichte das Unwetter seinen Höhepunkt. In Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen fielen innerhalb von 24 Stunden bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter, was dem durchschnittlichen Niederschlag eines ganzen Monats entspricht2 Der Großteil der Wassermassen prasselte in einem kurzen Zeitfenster von zehn bis 18 Stunden herab3 Die Folge waren rasch ansteigende Flusspegel, die zu verheerenden Sturzfluten führten, die alles mit sich rissen, was ihnen im Weg stand: Häuser, Autos, Bäume, Brücken, Stromleitungen.

Die Situation im Ahrtal

Besonders dramatisch war die Lage im Ahrtal in der Eifel, wo der kleine Fluss Ahr zu einem reißenden Strom wurde, der seine Ufer weit überschritt und ganze Dörfer unter Wasser setzte. Die Flutwelle erreichte eine Höhe von bis zu acht Metern und eine Geschwindigkeit von bis zu 40 Kilometern pro Stunde4 Viele Menschen wurden von den Wassermassen überrascht und konnten sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die meisten Todesopfer waren in ihren Häusern oder Autos eingeschlossen oder wurden von den Fluten mitgerissen.

Die Rettungskräfte hatten große Schwierigkeiten, zu den Betroffenen vorzudringen, da viele Straßen unpassierbar waren oder eingestürzt waren. Zudem fiel vielerorts die Strom- und Telefonversorgung aus, was die Kommunikation erschwerte.

Die Evakuierung von Heimbach und anderen Orten

Auch an anderen Flüssen wie der Erft, der Rur oder der Mosel kam es zu Überschwemmungen, die zahlreiche Ortschaften bedrohten. In Heimbach im Kreis Düren mussten am Abend des 15. Juli 2021 die ersten Anwohner ihre Häuser verlassen, da die Rurtalsperre drohte, überzulaufen. Der Pegel der Rur stieg massiv an und erreichte einen historischen Höchststand von 8,75 Metern5 Die Behörden ordneten eine Evakuierung der tiefer gelegenen Bereiche entlang der Rur an und forderten die Menschen auf, sich an einen höher gelegenen Ort in Sicherheit zu bringen. Wer dort lebte, sollte sofort die Heizung und alle Geräte abschalten und das Haus verlassen6 Viele Betroffene suchten bei Freunden oder Verwandten Unterschlupf oder wurden in Notunterkünften untergebracht. Die Evakuierung verlief weitgehend geordnet und ohne größere Zwischenfälle.

Die Evakuierungswelle setzte sich rurabwärts fort und erreichte auch andere Orte wie Nideggen, Kreuzau, Niederzier, Jülich und Barmen. Insgesamt mussten mehr als 10.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen7 Die Stadt Jülich appellierte an die Bevölkerung, die Warnungen ernst zu nehmen und sich rechtzeitig auf den Weg zu machen. Wer sich zu spät oder gar nicht auf den Weg machte, wurde in seinem Haus eingeschlossen und konnte unter Umständen nicht mehr evakuiert werden8 Die Rettungskräfte waren rund um die Uhr im Einsatz, um die Menschen zu unterstützen und zu versorgen.

Die Folgen der Katastrophe

Die Flutkatastrophe hinterließ ein Bild der Verwüstung in den betroffenen Gebieten. Viele Häuser waren unbewohnbar oder eingestürzt, die Infrastruktur war schwer beschädigt oder zerstört. Die Schäden wurden auf mehrere Milliarden Euro geschätzt9 Die Menschen standen vor dem Nichts und mussten mit dem Verlust von Angehörigen, Freunden, Nachbarn oder Haustieren fertig werden. Viele waren traumatisiert oder litten unter psychischen Belastungen.

Die Hilfsbereitschaft war jedoch groß. Aus dem ganzen Land kamen Spenden, Sachleistungen und freiwillige Helfer, die den Betroffenen beistanden. Auch die Bundesregierung und die Länder sagten schnelle und unbürokratische Hilfe zu. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte die Katastrophengebiete und sprach den Menschen sein Mitgefühl aus. Er lobte den Einsatz der Rettungskräfte und der vielen Ehrenamtlichen, die sich solidarisch zeigten. Er mahnte aber auch an, dass solche Ereignisse in Zukunft häufiger werden könnten und dass mehr für den Klimaschutz getan werden müsse.

Die Flutkatastrophe 2021 wird als eine der schwersten in der deutschen Geschichte in Erinnerung bleiben. Sie hat viele Menschenleben gekostet, unermessliches Leid verursacht und tiefe Spuren hinterlassen. Sie hat aber auch gezeigt, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam nach vorne zu blicken.

Quellen:

1: Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021 – Wikipedia 2: Jahrhunderthochwasser 2021 in Deutschland – bpb.de 3: Ahrtal unter Wasser – Chronik einer Katastrophe – wdr.de 4: Flutkatastrophe: Wie hoch war die Flutwelle im Ahrtal? | tagesschau.de 5: Hochwasser: Rurpegel erreicht historischen Höchststand | Aachener Zeitung 6: Evakuierung startet – Radio Rur 7: Hochwasser: Mehr als 10 000 Menschen im Kreis Düren evakuiert | Aachener Nachrichten 8: Jülich: Evakuierung wegen Hochwasser | WDR Nachrichten 9:

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