Kultur, Erlebnis und Vielfalt: Neues aus dem Ruhrgebiet: Bürgerkrieg zwischen Migranten um Spielplatzärger

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15.05.2023

In den vergangenen Tagen ist es im Ruhrgebiet zu mehreren Massenschlägereien zwischen syrischen und libanesischen Gruppen gekommen, die für Schlagzeilen und Entsetzen gesorgt haben. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot anrücken, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Es gab zahlreiche Verletzte, einige davon schwer. Was steckt hinter dem Konflikt, der das Ruhrgebiet in Atem hält?

Der Auslöser: Ein Familienstreit in Castrop-Rauxel

Der Funke, der das Pulverfass entzündete, war ein privater Familienstreit in einem Mehrfamilienhaus in Castrop-Rauxel. Dort leben seit einiger Zeit eine syrische und eine libanesische Familie, die sich schon länger nicht verstehen. Am Dienstag, dem 13. Juni 2023, kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien, die sich offenbar um ein Kind drehte. Das Kind der syrischen Familie soll ein anderes Kind bedroht haben, woraufhin die libanesische Familie intervenierte.

Die Situation eskalierte am Donnerstag, dem 15. Juni 2023, als Mitglieder der syrischen Familie im Internet dazu aufriefen, nach Castrop-Rauxel zu kommen, um sich an den Libanesen zu rächen. Gleichzeitig mobilisierten sich auch die Libanesen, die sich als Mardellis bezeichnen. Die Mardellis sind eine arabischsprachige Volksgruppe, die unter anderem aus dem Libanon stammt. Sie sind seit den 1980er Jahren in Deutschland ansässig und gelten als gut vernetzt.

Am Donnerstagabend kam es dann zu einer gewalttätigen Konfrontation zwischen den beiden Gruppen vor dem Mehrfamilienhaus. Bis zu 50 Personen gingen mit Dachlatten, Baseballschlägern, Messern und anderen Waffen aufeinander los. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an und musste Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen, um die Lage zu beruhigen. Mindestens sieben Menschen wurden verletzt, einer davon lebensgefährlich. Er wurde mit einem Messer in den Hals gestochen und musste notoperiert werden.

Die Eskalation: Ein Marsch durch Essen

Die Gewalt war damit aber noch nicht beendet. Am Freitagabend, dem 16. Juni 2023, kam es zu einem weiteren Zwischenfall in Essen, der nur 30 Kilometer von Castrop-Rauxel entfernt liegt. Dort versammelten sich mehrere Hundert Libanesen zu einem sogenannten “Marsch der Ehre” durch die Innenstadt. Sie wollten damit ihre Solidarität mit den Verletzten vom Vortag zeigen und ein Zeichen gegen die Syrer setzen.

Die Polizei war alarmiert und begleitete den Marsch mit einem starken Aufgebot. Dabei kam es zu Provokationen und Beleidigungen zwischen den Libanesen und Passanten sowie Anwohnern. An einer Kreuzung trafen die Libanesen dann auf eine Gruppe von Syrern, die offenbar gezielt auf sie gewartet hatten. Es kam erneut zu einer Schlägerei mit Waffen und Fäusten. Die Polizei musste eingreifen und setzte erneut Pfefferspray ein. Dabei wurden vier Beamte verletzt.

Die Polizei nahm mehr als 100 Personalien auf und stellte zahlreiche Waffen sicher. Außerdem wertet sie zahlreiche Videos aus, die von den Beteiligten oder Zeugen aufgenommen wurden.

Der Hintergrund: Ein historischer Hass

Die Konflikte zwischen Syrern und Libanesen haben einen historischen Hintergrund, der bis in den Nahen Osten reicht. Seit der syrischen Militärintervention im libanesischen Bürgerkrieg und der jahrzehntelangen Besetzung des Landes gibt es erhebliches Spannungspotenzial zwischen den beiden Völkern. Viele Libanesen sehen die Syrer als Unterdrücker und Feinde an, während viele Syrer die Libanesen als illoyal und undankbar empfinden.

Diese Spannungen haben sich auch in Deutschland fortgesetzt, wo beide Gruppen seit Jahren leben. Die Libanesen sind vor allem im Ruhrgebiet und in Berlin ansässig, wo sie teilweise als Clans bekannt sind. Die Syrer sind vor allem seit 2015 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und haben meist einen anerkannten Asylstatus. Die Zahl der Syrer in Essen ist in den letzten Jahren stark angestiegen, was zu einem Gefühl der Bedrängung bei den Libanesen geführt hat.

Die beiden Gruppen leben meist in Parallelgesellschaften, die wenig Kontakt miteinander haben. Sie pflegen ihre eigenen Traditionen, Religionen und Werte. Dabei kommt es immer wieder zu Reibungen und Konflikten, die sich an Kleinigkeiten entzünden können. Die Gewaltbereitschaft ist bei einigen Mitgliedern beider Gruppen hoch, vor allem bei jungen Männern, die sich als Beschützer ihrer Familien und Ehre sehen.

Die Folgen: Ein Appell zur Besonnenheit

Die Massenschlägereien im Ruhrgebiet haben für Entsetzen und Empörung gesorgt. Politiker, Behörden und Vertreter der Zivilgesellschaft haben die Gewalt scharf verurteilt und einen Appell zur Besonnenheit gerichtet. Sie fordern eine konsequente Strafverfolgung der Täter und eine Prävention weiterer Eskalationen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Gewalt als “unfassbar” bezeichnet und einen Zusammenhang mit der Clankriminalität hergestellt. Er sagte, dass die Kriminalität, die aus Familienstrukturen heraus begangen wird, nicht immer nur als organisierte Kriminalität im Hinterzimmer stattfindet, sondern auch als spontane Gewaltausbrüche auf der Straße. Er kündigte an, dass die Polizei weiterhin mit aller Härte gegen solche Phänomene vorgehen werde.

Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) hat ebenfalls die Gewalt verurteilt und gesagt, dass solche Auseinandersetzungen an keinem Ort in Essen stattfinden dürfen. Er lobte die Polizei für ihren Einsatz und sagte, dass die Stadt alles tun werde, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Er appellierte an alle Beteiligten, sich an das Recht und die Ordnung zu halten.

Der Soziologe Salah El-Kahil von der Universität Duisburg-Essen hat davor gewarnt, den Begriff Clan als allzu einfaches Erklärungsmuster für den Konflikt zu nehmen. Er sagte, dass dieser Begriff stigmatisiert und nicht den Konflikt erklärt. Er betonte, dass die weitaus meisten Mitglieder der Familien nicht Mitglied krimineller Strukturen sind. Er plädierte für eine differenzierte Betrachtung der Situation und eine Förderung der Integration.

Der Islamwissenschaftler Ahmad A. Omeirate aus Berlin hat ebenfalls auf die historischen Spannungen zwischen Syrern und Libanesen hingewiesen. Er sagte, dass es sich um ein Pulverfass handelt, das jederzeit wieder hochgehen kann. Er forderte eine verstärkte Aufklärung und Dialog zwischen den beiden Gruppen, um das gegenseitige Verständnis zu verbessern.

Die Schlägereien im Ruhrgebiet haben gezeigt, wie schnell ein lokaler Streit zu einer regionalen Gewaltexplosion führen kann. Sie haben auch gezeigt, wie wichtig es ist, solche Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Nur so kann das friedliche Zusammenleben im Ruhrgebiet gesichert werden.

Bei der letzten Bundestagswahl 2021 wählten die Bürger der Stadt Blomberg vornehmlich die SPD, demnach links.

Quellen:

1: Massenprügeleien im Ruhrgebiet: Welche Gruppen dahinter stecken

2: Schlägereien im Ruhrgebiet: Pulverfass oder falsche Debatte?

3: Schlägereien im Ruhrgebiet

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