Die Erde ist flach Teil 3: Römische und griechische Götterwelt

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Auch die alten Römer glaubten an Götter, die ihr tägliches Leben bestimmten, die vor wichtigen Entscheidungen angerufen werden mussten, um zu erfahren, ob diese ihre Zustimmung oder gar ihre Ablehnung des Vorhabens gaben.

Vor wichtigen Feldzügen wurden diese Götter befragt; beschieden sie die Anfrage der Menschen gütig, wurde in die Schlacht gezogen, versagten diese die Anfrage, wurde der Feldzug verschoben.

Für jede Alltagsentscheidung gab es einen Gott, jedes Haus hatte sein Hausgeist bzw. Hausgott, dem geopfert werden musste, um diesen für das Haus gütig zu stimmen. 

Um den Göttern zu opfern, gab es öffentliche und private Tempel in fast jedem Gebäude. Jeder Gott hatte “seinen” Tempel, der Stadtgott daher den wichtigsten und größten Tempel, wie in der griechischen Götterwelt, die mit der römischen Götterwelt verwoben war.

Es gab nicht einen Gott, sondern, wie bereits erwähnt, verschiedene Götter mit verschiedenen Aufgaben.

Eine Trennung der Menschen- und Götterwelt gab es nicht, denn nach Vorstellung der Römer lebten ihre Götter mitten unter ihnen – wie die Hausgötter in Häuser, die dieses mit ihrem Wirken schützten. Oder mitten unter den Soldaten, die von ihrem gütigen Gott beschützt wurden.

“Sprachen” die Götter mit ihren Menschen, geschah dies durch Naturgewalten, wie Regen, Gewitter etc. oder durch Jungfrauen in Tempel, Orakel, die die göttlichen Worte dem Menschen offenbarten. Hier gab es wieder Verstrickungen zu der griechischen Götterwelt.

2.9 Griechisches Schöpfungsmythos 14

Die römische und die griechische Götterwelt sind eng miteinander verwoben. Auch die Griechen stellten sich die Frage nach ihrer Herkunft, wer sie erschuf.

Theogonie

[…]In der Theogonie (Geburt der Götter) des Hesiod (um 700 v. u. Z.) wird beschrieben, wie der Kosmos seinen Anfang nimmt mit dem Erscheinen von sechs Urgottheiten. 

Das sind Chaos, Gaia, Tartaros, Eros, Erebos und Nyx. Gaia gebiert aus sich selbst heraus Uranos, den Himmel, die Ourea, die Berge, und Pontos, das Meer. Mit Uranos gebiert sie die Titanen, die Vorfahren der Olympischen Götter und aus sich selbst das Menschengeschlecht. […]

Die Schöpfung

[…] Chaos, die finstere, endlose Tiefe, ist der Anfang aller Dinge. Sie gebiert Gaia, die Erde – Plattform der Welt. Auf ihr wachsen Berge, die bis in die leuchtenden Himmel hinaufreichen, unter ihr ruht die Unterwelt, ein nebulöser Abgrund. Eros formt sich, die ursprüngliche Liebe, noch nicht in Geschlechter zerfallen.

Gaia gebiert Uranos, den Sternenhimmel und Pontos, den Meeresstrom. Pontos durchdringt und begrenzt die Erde. Gaia und Uranos, die direkt aufeinander liegen, bilden zusammen den Boden und das Gewölbe des Universums. Mit ihnen kommen die Geschlechter in die Welt. Gaia ist weiblich und Uranos ist männlich. Sie sind zugleich Götter, deren Verehrung einen Nutzen bringt, und Naturgewalten.

Uranos befasst sich ausnahmslos mit der Begattung Gaias und erfreut sich an einem ununterbrochenen Samenerguss. Auf diese Weise zeugen sie Kinder, sechs männliche und sechs weibliche Titanen, die jedoch Gaias Schoß nicht verlassen können, weil zwischen Himmel und Erde kein Platz frei ist. Neben ihnen zeugen Gaia und Uranos drei Kyklopen namens Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (der Grelle), die sich mit der Produktion von Gewittern befassen. Sie haben nur ein Auge auf der Stirn, aber ihr Blick ist tödlich. 

Die letzten drei Kinder von Gaia und Uranos sind die Hekatoncheiren, die „Hundertarmigen“ genannten Ungeheuer Kottos, Briareos und Gyes. Sie haben fünfzig Köpfe und hundert kräftige Arme. Sie stehen für die Macht der physischen Gewalt, während die Kyklopen für die Macht des bösen Blickes stehen. Bereits die alten Griechen hatten also ein Problem damit, wenn man sie schräg anschaut.

Befreiung durch Kastration

Gaias Bauch ist bis oben hin gefüllt mit Göttern, die da drinnen allmählich ersticken. Sie fordert die Titanen auf, sich gegen ihren Vater Uranos aufzulehnen. Der jüngste Titan, Kronos, ist bereit dazu. Gaia stattet ihn mit einer Sichel aus weißem Stahl aus, der „Harpè“. 

Mit ihr begibt sich Kronos zu der Stelle, wo sich Uranos mit Gaia vereint, und trennt seinem Vater das Glied ab. Er nimmt es und wirft es über seine Schulter. Im Flug verliert es Blutstropfen, die auf die Erde fallen, bis es schließlich im Meer verschwindet.

Aus den Blutstropfen entstehen die Erinnyen, die Rachegeister. Sie vergelten die an Blutsverwandten begangenen Schandtaten. Aus den Blutstropfen entstehen auch die Giganten, die den Krieg personifizieren, und die Meliai, die Eschennymphen, die ebenfalls der Gewalt dienen, weil aus dem Holz ihrer Bäume Speere gemacht werden. Meliai, die Giganten und die Erinnyen bilden zusammen Eris, die Zwietracht in allen ihren Formen.

Uranos ist seine Extrembeschneidung nicht gut bekommen und er flüchtet nach oben, wo er von nun an mit einem Respektabstand über Gaia schweben wird.

Derweil erzeugt Chaos mit sich selbst zwei Kinder: Erebos, die Finsternis und Nyx, die Nacht. Nyx gebiert die Kinder Aither, die Himmelshelle und Hemera, das Tageslicht. Sie interagieren fortan mit Uranos und sorgen dafür, dass er entweder beleuchtet oder von der Dunkelheit erfasst wird.

Durch seine Kastration ist Uranos bescheidener geworden. Er befruchtet Gaia nur noch während der Regenzeit. Der Regen bringt neue Pflanzen und Tiere hervor.

[…] […] Und Prometheus erschuf den Menschen

Zeus muss sich noch ein paar Mal bewähren, zum Beispiel im Krieg gegen die Giganten, aber letzten Endes kann er seine Herrschaft festigen. Endlich treten die Menschen auf den Plan. Die Mythenerzähler sind allerdings zu sehr mit den Kämpfen und Abenteuern der Götter beschäftigt, als dass sie der Frage ihrer eigenen Herkunft einen allzu großen Platz einräumen würden. 

Es heißt lediglich in einem Mythos, dass Prometheus die Menschen aus Lehm geformt habe, was später auch ein Hobby des biblischen Gottes sein wird und was früher bereits von dem babylonischen Gott Marduk und von der sumerischen Göttin Nammu vollbracht wurde. Vielleicht kam den Mythenautoren dieser Gedanke, als sie ihre Kinder dabei beobachteten, wie sie Sandburgen bauten.

Das goldene Zeitalter

In Mekone, eine Ebene in der Nähe von Korinth, leben Menschen und Götter am selben Ort. Jeder Tag ist dort ein Festtag. Man speist und trinkt und lauscht den Geschichten der Musen über Helden, Götter und ihre Abenteuer. Die Menschen sind ewig jung und unsterblich. Sie müssen nicht arbeiten und es gibt keine Krankheiten. Alles existiert im Überfluss. Selbst die Gerichte bereiten sich von selbst zu. Es ist eine Zeit der vollkommenen Glückseligkeit, eine Zeit, in der es noch keine Frauen gibt. Alle Menschen des goldenen Zeitalters sind nämlich Männer. 

Zwar gibt es dementsprechend auch keinen Sex, aber den streben die Menschen auch noch gar nicht an. Das Weibliche existiert lediglich in Gestalt einiger Göttinnen wie Aphrodite. Man erkennt daran die Haltung der griechischen Mythenautoren gegenüber Frauen: Besser, sie wären gar nicht erst erschaffen worden.

Das Problem besteht nun darin, dass diese Menschen im Grunde keinen Zweck erfüllen. Die Götter wissen auch nicht so recht, was sie mit ihnen anfangen sollen. Zeus sieht sich nicht nicht einmal in der Lage, den Menschen eine Aufgabe zuzuteilen. Er reicht den Job an Prometheus weiter, dessen Rolle ähnlich zwiespältig ist, wie die der Menschen. Man nennt ihn zum Beispiel „Titan“, er ist aber nur der Sohn eine Titans. […] […]

Prometheus

Prometheus hat Zeus im Krieg der Götter unterstützt. Trotzdem ist er selbst kein Olympier. Vielmehr kann man ihn als unabhängigen Geist verstehen, als Autonomen oder Rebellen, der nach eigenem Gutdünken Entscheidungen trifft. Er hat mit Zeus einen klaren, pfiffigen Verstand gemeinsam, was die Grundlage bilden wird für ihre Auseinandersetzungen.

Prometheus macht sich nun daran, den Menschen eine Rolle zuzuweisen. Götter und Menschen sitzen versammelt beieinander in Mekone, mit Zeus in der ersten Reihe. Nun bringt Prometheus einen Stier herbei, den er sogleich schlachtet und ihm die Haut abzieht. Die Art und Weise, wie er die Körperteile des Stieres an Götter und Menschen verteilen wird, soll ihren jeweiligen Stand festlegen. 

Die Zerteilung des Stieres geschieht allerdings noch heimlich. Prometheus legt die Knochen des Tieres auf einen Haufen und hüllt sie in eine dünne, schmackhafte Fettschicht. In den zweiten Haufen kommen alle essbaren Fleischstücke und das Fell, die der Titanensohn in den ekelhaften Magen des Tieres (die Griechen aßen offenbar nicht wie Gott in Frankreich, denn dort gilt gefüllter Magen als Delikatesse) steckt. Zeus wird sich nun für einen der Haufen entscheiden müssen.

Der Göttervater fällt auf die Finte herein und nimmt den schöneren Fetthaufen, der innen jedoch nur aus Knochen besteht. Zu seinem Pech hat dies einen entscheidenden Einfluss auf die Opferpraxis der Menschen. Sie opfern ihren Göttern fortan nur Fett und Knochen, während sie selbst nebenan das Fleisch verzehren. Den Duft des Fleisches bekommen die Götter als Bonus.

Für die Menschen hat der Trick allerdings auch einen Nachteil: Sie müssen fortan essen, um zu leben. Zudem werden sie hungrig und müde. Die Götter sind dagegen nicht auf Nahrung angewiesen (Nektar und Ambrosia verzehren sie nur, um sich etwas auf ihr exklusives Vorrecht als Gottheiten einbilden zu können). Die Knochen stehen für die Beständigkeit und Unsterblichkeit der Götter. Das tote Fleisch bedeutet Sterblichkeit.

Die Rache des Zeus

Zeus mag es nicht, dass Prometheus ihn hereingelegt hat, und beschließt kurzerhand, das Feuer und das Korn jeden Tag vor den Menschen zu verstecken. Zuvor konnten sie sich das Feuer einfach aus den Eschen nehmen, wo Zeus es für sie aufbewahrte. Das Korn wuchs von alleine.

Nun ist wieder Prometheus am Zug. Er fliegt nach oben und stiehlt Zeus das Feuer, das er in einem Fenchel (Pflanze) versteckt, damit Zeus es nicht sieht. Er schenkt es den Menschen, die nun endlich wieder ihr Fleisch braten und kochen können. Leider müssen sie sich nun selbst darum kümmern, dass das Feuer weiterhin brennt und ihr Korn müssen sie auch selbst anbauen.

Die Menschen sind nun sterblich und sie müssen arbeiten. Das überhaupt Schlimmste jedoch ist noch gar nicht geschehen: Die Erschaffung der Frau. Also gibt Zeus kurzerhand Hephaistos den Auftrag, ein besonders verführerisches Modell aus Lehm zu formen (seit den Sumerern sind die Götter richtig versessen darauf, Menschen aus Lehm zu formen). 

Hermes, der Götterbote, haucht der Puppe Leben ein. Athena und Aphrodite machen sich daran, die erste Menschenfrau zu bekleiden, zu schmücken und zu schminken. Sie ist so wunderschön, dass sich jeder Mann sofort in sie verlieben muss. Doch die Sache hat einen Haken: Hermes stattet die Frau zusätzlich mit einer hündischen Seele und mit einer diebischen Natur aus. Die Frau ist geschaffen, um zu ihrem eigenen Vorteil Männer zu verführen, dabei zu lügen und Gefühle vorzutäuschen.

Prometheus (der „Vorausdenkende“) befürchtet eine neue List seiner Gegenspieler. Er schärft also seinem Bruder Epimetheus (der „Im-Nachhinein-Denkende“), der aus irgendwelchen Gründen ein Mensch ist, ein, bloß keine Geschenke von den Olympiern anzunehmen, egal, wie verführerisch diese sein mögen. 

Epimetheus schwört, sich an den Rat seines Bruders zu halten, doch als Pandora, die erste Menschenfrau, vor ihm steht, vergisst er diesen Schwur sofort. Er nimmt sie bei sich auf und heiratet sie. Damit sind die Frauen bei den Menschen eingeführt. Nun sind die Menschen nicht mehr einfach so da, sondern sie müssen sich von nun an selbst erschaffen.

Die Frau, Strafe der Götter

Wem dieser Mythos bislang schon zu frauenfeindlich war, der sollte sich warm anziehen. Die Männer sind es nämlich, die nun auf den Feldern arbeiten müssen, während die Frauen zu Hause sitzen, nichts tun, Essen in sich hineinschaufeln, die armen Männer mit ihren sexuellen Wünschen überfordern und die ganze Zeit über an ihnen herumnörgeln. Das ist auch der einzige Grund, warum Frauen die Männer verführen: Sie haben es auf ihre Ernte abgesehen, auf ihren Körper und auf ihr Haus. Mit ihrem „herausgeputzten Hintern“ (Hesiod) gelingt ihnen das auch sehr gut. Zeus hat die Frau erschaffen, um die Männer zu quälen.

Doch lassen wir uns nicht täuschen. Aus diesem Mythos wird nämlich auch deutlich, dass Frauen insgeheim eine große Macht ausübten im antiken Griechenland. Offenbar fühlten sich die Herren der Schöpfung durch sie so geschwächt und entmannt, dass sie aus Rache Lagerfeuergeschichten wie diese erfanden. Ihren Frauen gegenüber waren sie derweil lieber ganz still.

Die Büchse der Pandora

Da Frauen aber noch nicht genügend Elend über die Welt gebracht haben, überbieten sie sich endlich selbst. In Epimetheus Haus steht nämlich ein Tonkrug geheimnisvollen Ursprungs, der nicht geöffnet werden darf. Als Zeus Pandora ins Ohr flüstert, doch einmal einen Blick hineinzuwerfen, gehorcht sie seinem Ratschlag. Krankheiten, Unfälle und alles übrige Schlechte, das die Frauen nicht schon per se mit sich führten, entkommt der Büchse der Pandora und verteilt sich über die Welt. Alleine die Hoffnung bleibt im Tonkrug zurück.

Schließlich bestraft Zeus Prometheus, indem er ihn an eine Felsspitze kettet, wo ihm ein Adler jeden Tag die Leber herausgepickt. Nachts wächst sie wieder nach – Prometheus ist als Titan unsterblich – und der Adler beginnt von Neuem. Doch am Ende befreit ihn Herakles (Herkules) mit Zeus Einverständnis. Prometheus, Feuerbringer und Beschützer der Menschheit, ist wieder frei.[…]

Wir sehen, auch die Griechen glaubten an einer göttlichen Schöpfung und der flachen Welt.

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