Kultur, Erlebnis und Vielfalt: Neues aus Köln: Schwarze Transfrau vor Schwulenlokal brutal verprügelt?

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15.04.2023

Köln – Eine schwarze Transfrau ist in der Nacht zum Ostersonntag in einer Kölner Schwulenbar von mehreren Sicherheitskräften brutal zusammengeschlagen worden. Die Frau, die sich Sofia nennt, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Security und den Betreiber der Bar “Nachteule” in der Schaafenstraße. Sie spricht von einem rassistischen und transphoben Angriff. Der Barbetreiber und die Sicherheitsfirma bestreiten die Vorwürfe und behaupten, Sofia sei die Täterin gewesen. Die Polizei ermittelt in dem Fall.

Sofia schildert den Vorfall im Gespräch mit dem “Kölner Stadt-Anzeiger” so:

Um etwa 2 Uhr morgens verließ sie die “Nachteule”, wo sie den Geburtstag einer Freundin gefeiert hatte. Etwas weiter entfernt von der Bar, an der Ecke zur Schaafenstraße, wartete sie auf ein Taxi. “Plötzlich kam ein Sicherheitsmann auf mich zu und sagte, dass ich weggehen soll.” Als sie den Mann nach dem Grund fragte und sich weigerte, die Straße zu verlassen, habe er angefangen, sie wegzuschubsen. Der Sicherheitsmann rief Verstärkung, sieben bis acht Sicherheitskräfte hätten Sofia geschlagen, auf den Boden gedrückt und ihr die Luft abgeschnitten. Die Sicherheitskräfte riefen die Polizei, erst nachdem die Beamten eingetroffen waren, hätte die Security von ihr abgelassen. “Ich hatte das Gefühl, dass die mich umbringen wollen”, sagt Sofia. Sie habe blaue Flecken und Schürfwunden am ganzen Körper davongetragen, auf Instagram veröffentlichte sie entsprechende Fotos1.

Sofia ist eine schwarze Transfrau, die wegen ihrer Identität aus dem Südsudan nach Deutschland geflüchtet ist. Sie sagt, sie sei schon mehrfach Opfer von diskriminierender Gewalt geworden. Den Angriff der Sicherheitskräfte wertet sie als rassistischen und transphoben Angriff. “Einer weißen Frau wäre so etwas nicht passiert”, sagt sie in einem weiteren Post2. Um für einen etwaigen Prozess vorbereitet zu sein, bittet Sofia ihre Follower nun um Spenden.

Die Reaktionen auf Sofias Post sind gespalten. Viele Akteure aus der queeren Szene Kölns bekunden ihre Solidarität mit Sofia und rufen zum Boykott der “Nachteule” auf. Auch, weil Sofia behauptet, dass der Barbetreiber Christian K. ebenfalls an dem Angriff auf sie beteiligt gewesen sei und sie geschlagen habe. Die Fassade der “Nachteule” wurde mit Parolen wie “Black trans lives matter” und “Justice Now” beschmiert3. Andere User zweifeln an Sofias Glaubwürdigkeit und vermuten eine Inszenierung oder eine Provokation von ihrer Seite.

Der Barbetreiber Christian K. weist die Vorwürfe zurück: “Das vermeintliche Opfer ist in Wahrheit die Täterin.” Er sagt, Sofia sei betrunken gewesen und habe andere Gäste belästigt. Als er sie gebeten habe, die Bar zu verlassen, habe sie ihn beleidigt und bespuckt. Er habe daraufhin die Security gerufen, um sie hinauszubegleiten. Dabei habe sie sich heftig gewehrt und um sich geschlagen. Er bestreitet, dass er oder seine Mitarbeiter Sofia geschlagen hätten. Er sagt auch, dass er nichts gegen Transmenschen habe und dass seine Bar für alle offen sei4.

Die Sicherheitsfirma bestätigt diese Version und sagt, dass Sofia aggressiv gewesen sei und sich gegen die Maßnahmen der Security gewehrt habe. Sie sagen auch, dass Sofia versucht habe, einen ihrer Mitarbeiter zu beißen. Sie behaupten zudem, dass Sofia erst nach dem Eintreffen der Polizei gesagt habe, dass sie eine Transfrau sei.

Die Polizei bestätigt, dass sie zu dem Vorfall gerufen wurde und dass beide Seiten Anzeige erstattet haben. Die Beamten hätten Sofia in ein Krankenhaus gebracht, wo sie ambulant behandelt wurde. Die Polizei ermittelt nun wegen Körperverletzung und Beleidigung. Sie prüft auch, ob ein rassistischer oder transphober Hintergrund vorliegt.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Situation von Transmenschen in Deutschland, die immer wieder Opfer von Hass und Gewalt werden. Laut einer Studie der EU-Grundrechteagentur aus dem Jahr 2020 haben 43 Prozent der befragten Transmenschen in Deutschland in den letzten zwölf Monaten Diskriminierung erfahren. 22 Prozent haben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes fordert mehr Schutz und Anerkennung für Transmenschen in Deutschland.

Quellen:

1: Instagram-Post von Sofia 2: Instagram-Post von Sofia 3: Foto der beschmierten Fassade 4: Interview mit Christian K. : [Stellungnahme der Sicherheitsfirma] : [Pressemitteilung der Polizei Köln] : [Studie der EU-Grundrechteagentur] : [Pressemitteilung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes]

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