Katastrophen der Menschheit – Das Erdbeben von Kobe 1995

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Am 17. Januar 1995 wurde die japanische Stadt Kōbe von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, das Tausende von Menschenleben forderte, Hunderttausende obdachlos machte und enorme Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Hafenanlagen verursachte. Das Erdbeben von Kōbe gilt als eine der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte Japans und als eines der folgenreichsten Erdbeben des 20. Jahrhunderts.

Die Ursache und die Stärke des Bebens

Das Erdbeben von Kōbe wurde durch die Bewegung der Nojima-Verwerfung ausgelöst, die sich von der Insel Awaji bis zum Berg Rokkō erstreckt. Die Nojima-Verwerfung ist eine von vielen aktiven Verwerfungen in Japan, die durch die Kollision der eurasischen, pazifischen und philippinischen Platten entstehen. Die Nojima-Verwerfung war jedoch vor dem Erdbeben nicht als besonders gefährlich bekannt und wurde nicht ausreichend überwacht.

Das Beben begann um 05:46:52 Uhr Ortszeit und hielt etwa 20 Sekunden an. Es erreichte eine Stärke von 7,3 nach der japanischen (Lokalbeben-)Magnitudenskala Mj (nach der alten Definition bis 2003), oder Mw 7,2 auf der Momenten-Magnituden-Skala. Es war das erste Beben, das auf der 1949 eingeführten JMA-Skala, einer Intensitätsskala, die höchstmögliche Stufe 7 erreichte1. Sein Epizentrum lag etwa 20 km südwestlich vom Stadtzentrum von Kōbe in der Straße von Akashi, das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 16 km1.

Die Opfer und die Schäden

Das Erdbeben von Kōbe traf die Stadt und ihre Umgebung mit voller Wucht. Die meisten Opfer gab es in den dicht besiedelten Wohngebieten, die auf weichem Boden errichtet waren und nicht erdbebensicher gebaut waren. Durch das Beben wurden viele Gebäude zum Einsturz gebracht oder beschädigt, vor allem im Erdgeschoss oder in einem mittleren Geschoss. Typisch war der sogenannte Pfannkucheneffekt, bei dem sich die Stockwerke eines Gebäudes übereinander schoben.

Durch das Erdbeben und seine Folgen starben allein in der Stadt Kobe 4.571 Menschen, rund 14.700 Menschen wurden verletzt1. Unter den Toten waren überdurchschnittlich viele ältere Bürger und Frauen. Insgesamt gab es 6.434 Tote2. 300.000 Menschen wurden durch das Erdbeben obdachlos, viele davon erst durch die mehr als 300 vom Beben ausgelösten Brände1. Nach einem besonders regenarmen Sommer waren die Zisternen der Stadt nicht mit Löschwasser aufgefüllt worden, so dass die Feuerwehr den meisten Bränden tatenlos zusehen musste.

Das Erdbeben verursachte auch enorme Schäden an der Infrastruktur und den Hafenanlagen von Kōbe. Die Hanshin-Autobahn, die auf Stelzen durch das Kōbe-Ōsaka-Gebiet führt, brach über eine Länge von etwa fünf Kilometern zusammen1. Auch zahlreiche andere Straßen, Brücken und Eisenbahnlinien wurden zerstört oder unpassierbar gemacht. Der Hafen von Kōbe, einer der wichtigsten Handels- und Industriehäfen Japans, wurde schwer beschädigt.

Viele Schiffe konnten nicht mehr anlegen oder abfahren, viele Kräne und Lagerhallen wurden zerstört oder beschädigt1.

Die Gesamtsumme aller durch das Erdbeben verursachten Schäden wird auf etwa 100 Milliarden US-Dollar geschätzt1. Das Erdbeben von Kōbe hatte auch langfristige wirtschaftliche, soziale und psychologische Folgen für die Stadt und die Region.

Die Kritik am Krisenmanagement

Das Erdbeben von Kōbe offenbarte auch die Schwächen des japanischen Krisenmanagements. Die staatlichen Stellen wurden im In- und Ausland wegen zahlreicher Versagen heftig kritisiert. Dringend benötigte Güter wie Nahrungsmittel, Wasser und Decken wurden tagelang gar nicht, später nur völlig unzureichend ins Krisengebiet geschafft; Notunterkünfte von staatlicher Seite nicht bereitgestellt1. Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden war unzureichend und unkoordiniert. Die japanische Regierung lehnte zunächst ausländische Hilfe ab, nahm sie später nur zögerlich an. Viele Überlebende fühlten sich von der Regierung im Stich gelassen und verloren das Vertrauen in die politischen Institutionen.

Auf der anderen Seite zeigte sich auch eine große Welle der Solidarität und des Zusammenhalts unter den Betroffenen und den Helfern. Viele Freiwillige aus dem ganzen Land kamen nach Kōbe, um bei den Rettungs- und Aufräumarbeiten zu helfen. Viele Organisationen, Vereine, Unternehmen und Privatpersonen spendeten Geld, Sachgüter oder Dienstleistungen für die Opfer. Viele Überlebende halfen sich gegenseitig, organisierten sich in Selbsthilfegruppen oder gründeten neue Gemeinschaften.

Die Folgen

Das Erdbeben von Kōbe war ein Wendepunkt in der Geschichte Japans. Es führte zu einer Reihe von Reformen und Verbesserungen im Bereich des Katastrophenschutzes, der Stadtplanung, des Bauwesens und der Infrastruktur. Es sensibilisierte die Öffentlichkeit für die Gefahren von Erdbeben und die Notwendigkeit der Vorsorge. Es förderte auch die internationale Zusammenarbeit und den Austausch von Erfahrungen und Wissen im Bereich der Erdbebenforschung und -prävention.

Die Stadt Kōbe erholte sich langsam aber stetig von dem Erdbeben. Viele Gebäude, Straßen, Brücken und Hafenanlagen wurden wiederaufgebaut oder erneuert. Viele Menschen kehrten in ihre Wohnungen zurück oder fanden neue Unterkünfte. Viele Unternehmen nahmen ihre Geschäftstätigkeit wieder auf oder siedelten sich neu an. Die Stadt bemühte sich auch, das kulturelle Erbe, das durch das Erdbeben zerstört oder beschädigt wurde, zu erhalten oder zu restaurieren.

Das Erdbeben von Kōbe hinterließ jedoch auch tiefe Narben in der Stadt und in den Menschen. Viele Menschen verloren ihre Angehörigen, Freunde, Nachbarn oder Kollegen. Viele Menschen litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen oder Angstzuständen. Viele Menschen mussten sich an neue Lebensbedingungen anpassen oder neue Perspektiven finden.

Das Erdbeben von Kōbe ist eine Tragödie, die niemals vergessen werden darf. Es ist aber auch eine Lektion, die viel gelehrt hat. Es ist ein Zeugnis für die Zerstörungskraft der Natur, aber auch für die Widerstandskraft und den Mut der Menschen.

Quellen

1: Erdbeben von Kōbe 1995 – Wikipedia 2: Erdbeben: Die zehn schwersten… Aktion Deutschland Hilft

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