Katastrophen der Menschheit: Das Erdbeben von San Francisco 1906

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Es war ein Morgen wie jeder andere, als die Erde plötzlich zu beben begann. Am 18. April 1906 um 5:12 Uhr erschütterte ein gewaltiges Erdbeben die Küste Nordkaliforniens und verwüstete die Stadt San Francisco und ihre Umgebung. Es war eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die mehr als 3000 Menschen das Leben kostete und Hunderttausende obdachlos machte.

Das Erdbeben wurde durch einen Bruch in der San-Andreas-Verwerfung ausgelöst, einer riesigen Erdspalte, die sich unter ganz Kalifornien erstreckt. Durch das Erdbeben riss das nördliche Drittel der Verwerfung auf einer Länge von 477 km auf. Die maximale an der Erdoberfläche beobachtete Verschiebung betrug 6 Meter, jedoch zeigen geologische Untersuchungen Veränderungen von bis zu 8,5 Metern in der Tiefe.

Die weitgehend akzeptierte Schätzung der Stärke des Erdbebens liegt bei 7,8 auf der Momenten-Magnituden-Skala, andere Quellen ermitteln Werte von 7,7 bis zu 8,4. Das Epizentrum des Hauptbebens lag etwa drei Kilometer von der Stadt entfernt, im Meer nahe „Mussel Rock“. Das Beben erschütterte die Gegend entlang der San-Andreas-Verwerfung und wurde von Oregon bis Los Angeles sowie bis nach Nevada wahrgenommen.

Die starken Erschütterungen im Hauptbeben dauerten ungefähr 42 Sekunden und richteten enorme Schäden an. Viele Gebäude stürzten ein oder wurden beschädigt, darunter das Rathaus, die Oper, die Kathedrale, die Bibliothek und viele Hotels, Banken und Geschäfte. Die Straßen rissen auf, die Wasser- und Gasleitungen zerbrachen, die Telegrafen- und Telefonleitungen fielen aus.

Die Menschen gerieten in Panik und versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Viele wurden unter den Trümmern begraben oder verletzt.

Doch das Erdbeben war nur der Anfang einer noch größeren Katastrophe. Durch die zerstörten Gasleitungen, Öfen und Kamine brachen in vielen Stadtteilen Feuer aus, die sich rasch ausbreiteten. Die Feuerwehr war machtlos, da die Hydranten kein Wasser lieferten. Die Behörden versuchten verzweifelt, das Feuer durch Sprengungen von Gebäuden einzudämmen, doch oft entstanden dadurch nur neue Brandherde. Manche Menschen legten auch absichtlich Feuer an ihren zerstörten Häusern, um Versicherungsleistungen zu erhalten, da viele Policen nur Feuer-, aber keine Erdbebenschäden deckten.

Das Feuer von San Francisco wütete vier Tage und vier Nächte lang und vernichtete einen Großteil der Stadt. Etwa 28.000 Gebäude wurden zerstört, darunter fast alle öffentlichen Einrichtungen und viele historische Bauwerke. Die Flammen fraßen sich durch die Innenstadt, den Hafen, Chinatown und Nob Hill. Nur wenige Viertel blieben verschont, wie das Mission District oder das Presidio. Die Hitze war so intensiv, dass Metall schmolz und Glas zersprang. Die Luft war voller Rauch und Asche.

Die Menschen versuchten verzweifelt zu fliehen oder sich zu retten. Viele suchten Zuflucht in Parks oder auf Plätzen, wo sie Zelte oder Hütten errichteten. Andere flohen mit dem Schiff oder dem Zug aus der Stadt oder wanderten zu Fuß ins Umland. Viele verloren alles, was sie besaßen: ihr Zuhause, ihre Familie, ihre Freunde, ihre Arbeit. Die Zahl der Todesopfer wird auf mindestens 3000 geschätzt, doch einige Quellen halten eine Zahl von 5000 bis 6000 für realistischer. Viele Leichen wurden nie geborgen oder identifiziert.

Die Reaktionen auf die Katastrophe waren unterschiedlich. Die Armee wurde eingesetzt, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen, doch es gab auch Berichte von Plünderungen, Gewalt und willkürlichen Erschießungen. Die Regierung und die Öffentlichkeit zeigten sich solidarisch und spendeten Geld, Lebensmittel, Kleidung und Medikamente für die Opfer. Die Versicherungsgesellschaften zahlten teilweise oder gar nicht für die Schäden, was zu vielen Rechtsstreitigkeiten führte. Die Obdachlosen wurden in provisorischen Lagern untergebracht, die oft unhygienisch und überfüllt waren.

Der Wiederaufbau der Stadt begann schon bald nach dem Ende des Feuers. Um einen schnellen Wiederaufbau zu gewährleisten, lockerte die Stadt die Bauvorschriften. Das führte dazu, dass selbst 1950 erbaute Häuser in einem schlimmeren Zustand waren, als die Gebäude 1906. Da viele dieser Gebäude heute noch stehen und ohne Rücksicht auf Erdbeben-Sicherheitsvorschriften gebaut wurden, könnte nach Einschätzung von Experten selbst ein leichtes Erdbeben sie zum Einsturz bringen und San Francisco erneut verwüsten.

Das Erdbeben von San Francisco 1906 hat sich tief in das kollektive Gedächtnis der Stadt und der Nation eingeprägt. Es war eine Tragödie, die aber auch den Mut, die Entschlossenheit und den Erfindungsreichtum der Menschen zeigte. Es war eine Zäsur, die das Ende einer Epoche und den Beginn einer neuen markierte. Es war eine Lektion, die die Gefahren der Naturgewalten und die Notwendigkeit des Schutzes vor ihnen aufzeigte.

Quellen:

1 Erdbeben von San Francisco 1906 – Wikipedia 2 Erdbeben in San Francisco: Das passierte 1906 | FOCUS.de 3 Erdbeben von San Francisco 1906 – Wikiwand

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