Katastrophen der Menschheit – Zugunglück im Gotthardtunnel vom 10.08.2023

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Es war ein schwarzer Tag für die Schweiz und die europäische Eisenbahn: Am Donnerstag, dem 10. August 2023, entgleiste ein Güterzug im Gotthard-Basistunnel, dem längsten Bahntunnel der Welt. Der Unfall verursachte schwere Schäden an der Tunnelinfrastruktur und legte den Zugverkehr auf der zentralen Nord-Süd-Achse in den Alpen für Monate lahm. Die Folgen waren gravierend: Versorgungsengpässe, längere Fahrzeiten, höhere Kosten und ein Imageschaden für die Schweizerische Bundesbahn (SBB).

Wie kam es zu dem Unglück?

Der Güterzug war von Italien nach Deutschland unterwegs und bestand aus 32 Waggons, die verschiedene Güter wie Lebensmittel, Chemikalien und Stahl transportierten. Er fuhr mit einer Geschwindigkeit von etwa 160 km/h durch die Weströhre des 57 Kilometer langen Tunnels, als er kurz vor der Ausfahrt in Airolo im Kanton Tessin entgleiste. Die genaue Ursache des Unfalls ist noch nicht bekannt und wird von der Staatsanwaltschaft des Kantons Tessin und der SBB untersucht. Mögliche Faktoren sind ein technischer Defekt, ein menschlicher Fehler oder ein Fremdkörper auf den Gleisen.

Der Unfall ereignete sich in einem Bereich des Tunnels, der als “Überleitstelle” bezeichnet wird. Dort können die Züge von einer Röhre in die andere wechseln, um den Gegenverkehr zu vermeiden oder Wartungsarbeiten zu ermöglichen. Der entgleiste Zug riss dabei mehrere Weichen aus dem Gleisbett und beschädigte auch ein Sicherheitstor, das die beiden Röhren voneinander trennt. Das Tor soll verhindern, dass bei einem Brand in einer Röhre der Rauch in die andere eindringt.

Wie wurde der Unfall bewältigt?

Glücklicherweise gab es bei dem Unfall keine Verletzten oder Toten. Der Lokführer konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen und den Notruf absetzen. Die Rettungskräfte waren schnell vor Ort und evakuierten auch die Passagiere eines Personenzugs, der kurz vor dem Unfall in die gleiche Röhre eingefahren war. Die Feuerwehr konnte einen Brand an einem der Güterwaggons löschen, bevor er sich ausbreitete.

Die Bergung der entgleisten Waggons gestaltete sich jedoch als schwierig und zeitaufwendig. Die SBB musste Spezialfahrzeuge aus Deutschland anfordern, um die tonnenschweren Waggons aus dem Tunnel zu schleppen. Zudem musste die Stromversorgung im Tunnel abgeschaltet werden, um weitere Gefahren zu vermeiden. Die Bergungsarbeiten dauerten mehrere Tage an.

Welche Folgen hatte der Unfall?

Der Unfall hatte weitreichende Folgen für den Bahnverkehr in Europa. Der Gotthard-Basistunnel ist ein wichtiger Teil des transeuropäischen Eisenbahnnetzes und verbindet die deutschsprachige Schweiz mit dem italienischsprachigen Teil des Landes sowie Deutschland und Italien. Er wurde 2016 eröffnet und galt als Meisterwerk der Ingenieurskunst. Er verkürzte die Fahrzeit zwischen Zürich und Mailand um eine Stunde und erhöhte die Kapazität für den Güterverkehr.

Durch den Unfall wurde die Weströhre des Tunnels so stark beschädigt, dass sie für mehrere Monate gesperrt werden musste. Die SBB schätzte, dass rund acht Kilometer Gleise und rund 20.000 Betonschwellen ersetzt werden mussten. Erst ab Anfang 2024 sollten wieder Züge durch beide Röhren des Tunnels fahren können – und auch das voraussichtlich nur mit Einschränkungen.

Die unbeschädigte Ost-Röhre konnte zwar schon nach einer Woche wieder für den Güterverkehr freigegeben werden, aber nur mit reduzierter Geschwindigkeit und Frequenz. Der Personenzugverkehr wurde weiter über die alte Gotthard-Bergstrecke umgeleitet, die sogenannte Panorama-Strecke. Diese war jedoch nicht für Doppelstockzüge geeignet, wodurch die Sitzplatzkapazität um ein Drittel sank. Zudem verlängerte sich die Fahrzeit von der Deutschschweiz ins Tessin um rund eine Stunde. Die internationalen Züge konnten nicht mehr bis Mailand durchfahren, sondern endeten in Chiasso, wo die Reisenden umsteigen mussten. Die Fahrzeit nach Italien verlängerte sich um bis zu zwei Stunden.

Der Unfall führte auch zu Versorgungsengpässen in der Schweiz und in Italien, da die Lieferketten unterbrochen wurden. Vor allem Lebensmittel, Medikamente und Industriegüter waren betroffen. In einigen Tessiner Krankenhäusern fehlte es an Stickstoff und Sauerstoff. Die Transportunternehmen mussten auf die Straße ausweichen, was höhere Kosten und mehr Umweltbelastung bedeutete. Die SBB rechnete mit einem Verlust von mehreren hundert Millionen Franken durch den Unfall.

Wie reagierte die Öffentlichkeit?

Der Unfall löste Bestürzung und Kritik in der Öffentlichkeit aus. Viele fragten sich, wie ein solcher Unfall in einem der sichersten Tunnels der Welt passieren konnte. Die SBB entschuldigte sich bei den Reisenden und den Güterverkehrskunden für die Unannehmlichkeiten und versprach, alles zu tun, um die Tunnelröhre so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen. Der SBB-Chef Vincent Ducrot sagte: “Der Gotthard-Basistunnel gehört zu den sichersten der Welt. Dass trotzdem ein solcher Unfall geschehen konnte, trifft uns sehr.”

Der Unfall warf auch Fragen nach der Sicherheit des Güterverkehrs auf der Schiene auf. Der entgleiste Zug transportierte unter anderem gefährliche Stoffe wie Ammoniak und Chlor. Was wäre passiert, wenn diese ausgelaufen wären oder explodiert wären? Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte eine strengere Kontrolle und Regulierung des Güterverkehrs durch die Alpen. Sie kritisierte auch, dass der Tunnel nicht für den Transport von Atomabfällen geeignet sei, obwohl dies von einigen Ländern geplant sei.

Der Unfall war eine Katastrophe für die Schweiz und die europäische Eisenbahn. Er zeigte, wie verwundbar die Infrastruktur ist und wie wichtig es ist, sie zu schützen und zu erhalten. Er erinnerte auch an die Bedeutung des Gotthard-Basistunnels als Symbol der europäischen Integration und Zusammenarbeit.

Quellen:

1 BR24: Gotthardtunnel bleibt monatelang für Personenverkehr gesperrt

2 Kreiszeitung: Gotthard-Tunnel nach Zugunglück gesperrt: Schweiz droht „gigantisches Problem“

3 Heute: Zug-Unfall im Gotthard-Tunnel – Strecke für Stunden gesperrt

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