Katastrophen der Menschheit:  Explosionskatastrophe in Tianjin 12.08.2015

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Die Nacht, in der Tianjin brannte

Es war ein heißer Sommerabend im August 2015, als die Bewohner der chinesischen Hafenstadt Tianjin plötzlich von einem ohrenbetäubenden Knall erschüttert wurden. Eine riesige Feuerkugel stieg in den Himmel über dem Hafengebiet Binhai, gefolgt von einer gewaltigen Druckwelle, die Fenster zerbersten und Gebäude einstürzen ließ. Was war geschehen?

Der Funke, der das Inferno entfachte

Um 22:50 Uhr Ortszeit wurde die Feuerwehr zu einem Brand in einem Lagerhaus gerufen, das zu Ruihai Logistics gehörte, einem Unternehmen, das sich auf den Transport von gefährlichen Gütern spezialisiert hatte. Dort lagerten unter anderem Natriumcyanid, Kalziumcarbid, Ammoniumnitrat und andere hochexplosive Chemikalien. Die Feuerwehrleute ahnten nicht, welche Gefahr ihnen drohte, als sie versuchten, das Feuer mit Wasser zu löschen. Das Wasser reagierte mit einigen der Chemikalien und löste eine Kettenreaktion aus, die zu zwei verheerenden Explosionen führte.

Die erste Explosion hatte eine Sprengkraft von 2,3 Tonnen TNT und ereignete sich um 23:34 Uhr. Die zweite Explosion war noch viel stärker und hatte eine Sprengkraft von 21 Tonnen TNT. Sie erfolgte um 23:36 Uhr und war so heftig, dass sie als Erdbeben der Stärke 2,9 auf der Richterskala registriert wurde. Die Flammen schossen bis zu 300 Meter in die Höhe und erhellten die Nacht wie ein zweiter Sonnenaufgang. Die Hitze war so intensiv, dass sie Metall zum Schmelzen brachte und Autos in Brand setzte.

Das Leid der Opfer

Die Explosionen forderten einen hohen Blutzoll. 173 Menschen kamen ums Leben, darunter 104 Feuerwehrleute, die ihr Leben opferten, um andere zu retten. Weitere acht Personen galten als vermisst und wurden für tot erklärt. 797 Menschen wurden verletzt, einige davon schwer. Tausende von Anwohnern mussten evakuiert werden, da ihre Häuser beschädigt oder zerstört wurden. Viele verloren alles, was sie besaßen.

Die Explosionen hinterließen auch eine Spur der Verwüstung im Hafengebiet. Mehr als 3000 Autos wurden zerstört oder beschädigt, ebenso wie mehrere Lagerhallen, Container und Schiffe. Der wirtschaftliche Schaden wurde auf mehr als eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

Die Angst vor der Vergiftung

Neben dem unmittelbaren Schaden durch die Explosionen gab es auch die Sorge um die langfristigen Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Die Chemikalien, die in dem Lagerhaus gelagert wurden, waren teilweise hochgiftig und konnten bei Kontakt mit Wasser oder Luft gefährliche Gase freisetzen. Besonders gefürchtet war das Natriumcyanid, das in großen Mengen gefunden wurde und das bei Einatmen oder Verschlucken tödlich sein kann.

Die Behörden versuchten, die Ausbreitung der Giftstoffe zu verhindern, indem sie einen Sperrkreis von drei Kilometern um den Unglücksort errichteten und das kontaminierte Wasser abpumpten. Sie versicherten der Öffentlichkeit, dass die Luft- und Wasserqualität innerhalb der Sicherheitsgrenzen normal sei und dass keine akute Gesundheitsgefahr bestehe. Allerdings gab es auch widersprüchliche Berichte über erhöhte Werte von Cyanid und anderen Schadstoffen in einigen Gebieten. Viele Menschen trauten den offiziellen Angaben nicht und versuchten, aus der Stadt zu fliehen oder sich mit Schutzmasken und Mineralwasser einzudecken.

Die Suche nach den Schuldigen

Die Explosionen von Tianjin lösten auch eine Welle der Empörung und der Kritik aus. Wie konnte es zu einem solchen Unglück kommen? Wer war dafür verantwortlich? Und warum wurden die Menschen nicht besser geschützt?

Die Ermittlungen ergaben, dass Ruihai Logistics gegen mehrere Sicherheitsvorschriften verstoßen hatte. Das Unternehmen hatte keine Genehmigung für den Umgang mit gefährlichen Gütern, lagerte diese in zu großen Mengen und zu nah an Wohngebieten und informierte die Feuerwehr nicht über die Art der Chemikalien, die es handhabte. Außerdem hatte das Unternehmen Verbindungen zu korrupten Beamten, die ihm halfen, die Kontrollen zu umgehen.

Die chinesische Regierung reagierte mit einer Reihe von Maßnahmen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und weitere Chemieunfälle zu vermeiden. Mehr als 50 Personen wurden festgenommen oder suspendiert, darunter der Chef von Ruihai Logistics, der Bürgermeister von Tianjin, der Leiter der Hafenverwaltung und mehrere Sicherheitsinspektoren. Die Regierung ordnete auch eine landesweite Überprüfung der Lagerung und des Transports von gefährlichen Gütern an und versprach, die Sicherheitsstandards zu verbessern.

Die Hoffnung auf einen Neuanfang

Die Explosionen von Tianjin waren eine der schlimmsten Industriekatastrophen in der Geschichte Chinas. Sie offenbarten die Schwächen des chinesischen Systems, das oft auf Kosten der Sicherheit und des Umweltschutzes wirtschaftliches Wachstum anstrebte. Sie zeigten aber auch die Stärke und den Mut des chinesischen Volkes, das sich in der Not gegenseitig half und Solidarität bekundete.

Die Bewohner von Tianjin versuchten, aus der Tragödie zu lernen und ihr Leben wieder aufzubauen. Die Regierung stellte ihnen finanzielle Entschädigungen und neue Wohnungen zur Verfügung. Die Feuerwehrleute, die bei dem Einsatz ihr Leben verloren hatten, wurden als Helden geehrt. Die Umweltschützer forderten mehr Transparenz und Beteiligung bei der Überwachung und Sanierung des Unglücksortes. Die Medien und die Internetnutzer spielten eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und der Meinungsbildung über die Katastrophe.

Die Explosionen von Tianjin waren ein Weckruf für China, das sich bewusst wurde, dass es seine Entwicklung nachhaltiger gestalten muss. Sie waren aber auch ein Zeichen der Hoffnung für eine bessere Zukunft.

Quellen:

  • Explosionskatastrophe von Tianjin 2015 – Wikipedia 1

  • Explosionskatastrophe von Tianjin 2015 – Wikiwand 2

  • 2015 Tianjin explosions – Wikipedia 3

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