Katastrophen der Menschheit:  Kesselwagenexplosion in der BASF 28.07.1948

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Die Katastrophe von Ludwigshafen: Die Kesselwagenexplosion in der BASF 1948

Es war ein heißer Sommertag im Juli 1948. Die Menschen in Ludwigshafen am Rhein gingen ihren gewohnten Tätigkeiten nach, ahnungslos von dem Schrecken, der sie bald ereilen sollte. Auf dem Gelände des Chemiewerks BASF, das unter französischer Zwangsverwaltung stand, stand ein Kesselwagen mit 30 Tonnen Dimethylether, einem leicht entzündlichen Gas. Der Wagen war schon am frühen Morgen abgestellt worden und der prallen Sonne ausgesetzt.

Um 15:43 Uhr passierte das Unfassbare: Eine kleine Menge Gas trat aus einer Schadstelle aus und entzündete sich. Es kam zu einer ersten Explosion, die den Kesselwagen beschädigte und zum Kippen brachte. Das Gas strömte nun ungehindert aus und bildete eine riesige Wolke, die sich mit einem lauten Knall entzündete. Die zweite Explosion war so gewaltig, dass sie eine Druckwelle erzeugte, die alles in ihrer Nähe zerstörte. Auf dem Werksgelände wurden weitere Chemikalien freigesetzt, darunter giftige Gase wie Chlor und Phosgen.

Die Folgen waren verheerend: Mehr als 200 Menschen starben sofort oder erlagen später ihren Verletzungen. Fast 4000 Menschen wurden verletzt, viele davon schwer. Viele erblindeten durch die Gase oder litten an Verbrennungen und Atemwegsreizungen. Die Gebäudeschäden waren enorm: 3122 Häuser wurden in Ludwigshafen beschädigt oder zerstört, vor allem in der Nordhälfte der Stadt. Selbst auf der anderen Rheinseite, in Mannheim, gab es Schäden an 2450 Häusern.

Die Rettungsarbeiten waren eine enorme Herausforderung: Etwa 1000 Feuerwehrleute aus der Umgebung und zusätzlich französische und amerikanische Besatzungssoldaten waren im Einsatz. Sie suchten tagelang nach Überlebenden, die unter Stahlträgern eingeklemmt oder unter Trümmern verschüttet waren. Sie mussten auch die giftigen Gase bekämpfen, die immer wieder austraten. Viele Helfer riskierten dabei ihr eigenes Leben.

Die Ursachenforschung ergab, dass der Kesselwagen überfüllt war und nicht ausreichend gekühlt wurde. Außerdem war er nicht ordnungsgemäß gesichert und hatte einen defekten Ventildeckel. Die Verantwortlichen für diese Nachlässigkeiten wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Die BASF forderte von der Bundesrepublik Deutschland einen Schadensersatz von 24 Millionen DM (heute 64 Millionen Euro), da die französische Militärregierung die Firmenversicherungen außer Kraft gesetzt hatte. Dieser Prozess zog sich bis 1958 hin.

Die Kesselwagenexplosion von 1948 war die zweitgrößte Chemiekatastrophe in Ludwigshafen und bei der BASF nach der Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes von 1921 mit 561 Toten. Sie hinterließ tiefe Spuren in der Stadt und bei den Menschen, die sie erlebten oder verloren haben. Sie ist ein Mahnmal für die Gefahren der Chemieindustrie und die Notwendigkeit von Sicherheitsmaßnahmen und Verantwortungsbewusstsein.

Quellen:

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