Kultur, Erlebnis und Vielfalt: Chemnitz – ein Jahr nach dem brutalen Messermord an Daniel H. und die „Hetzjagden“ auf Migranten

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Wir leben in einer bunten Welt, in der wir jeden Tag Neues entdecken und erleben. Wir begegnen fremden Kulturen mit Neugier und Respekt, lernen von ihren Lebensweisen und künstlerischen Schätzen. Wir heißen Menschen aus anderen Ländern willkommen, weil wir sie als Bereicherung für unsere Gesellschaft sehen. Deutschland ist ein Land der Offenheit und des Miteinanders. Und wir werden auch den offen gelebten Neuerungen gegenüber aufgeschlossen bleiben.

Am 26. August 2018 wurde der 35-jährige Daniel H. in Chemnitz bei einer Auseinandersetzung mit mehreren Männern erstochen. Zwei weitere Männer wurden schwer verletzt. Die Tat löste eine Welle von Demonstrationen, Gegenprotesten und Gewalt aus, die Chemnitz in den Fokus der nationalen und internationalen Aufmerksamkeit rückten. Ein Jahr später steht der mutmaßliche Haupttäter Alaa S. vor Gericht, während die Stadt versucht, mit den Folgen der Ereignisse umzugehen.

Der Tathergang

Die genauen Umstände, die zu dem tödlichen Messerangriff führten, sind noch immer nicht vollständig geklärt. Nach bisherigen Erkenntnissen kam es in der Nacht zum 26. August 2018 gegen 3:15 Uhr zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen von Männern in der Nähe des Karl-Marx-Monuments in Chemnitz, wo das Stadtfest stattfand. Die eine Gruppe bestand aus Daniel H., einem Deutsch-Kubaner, und seinen Freunden, die andere aus Alaa S., einem Syrer, Farhad Ramazan A., einem Iraker, und einem weiteren Mann, der bis heute flüchtig ist. Die Gründe für den Streit sind unklar, möglicherweise ging es um eine Frau oder um Drogen.

Aus der verbalen Auseinandersetzung wurde schnell eine körperliche, bei der Messer eingesetzt wurden. Daniel H. erlitt fünf Stichverletzungen im Brust- und Rückenbereich, die zu einem Herz-Lungen-Versagen führten. Er starb kurz darauf im Krankenhaus. Seine beiden Freunde wurden ebenfalls schwer verletzt, einer von ihnen erlitt einen Lungenstich. Die mutmaßlichen Täter flüchteten vom Tatort.

Die Fahndung

Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung nach den flüchtigen Tätern ein. Dabei stützte sie sich auf Zeugenaussagen und Videoaufnahmen von Überwachungskameras und Handys. Bereits am Nachmittag des 26. August 2018 konnte sie Alaa S. festnehmen, der sich in einer Wohnung in Chemnitz aufhielt. Er wurde dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Totschlags erließ.

Einen Tag später wurde auch Farhad Ramazan A. festgenommen, der sich in einer Asylbewerberunterkunft in Chemnitz befand. Er wurde ebenfalls dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl wegen gemeinschaftlichen Totschlags erließ.

Der dritte Tatverdächtige konnte bis heute nicht gefasst werden. Er wird als etwa 1,70 Meter groß und schlank beschrieben, mit kurzen schwarzen Haaren und einem Dreitagebart. Er soll ein helles Hemd und eine dunkle Hose getragen haben. Die Polizei veröffentlichte ein Phantombild von ihm und setzte eine Belohnung von 5.000 Euro für Hinweise aus.

Die Ermittlungen

Die Ermittlungen zu dem Messerangriff wurden von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden übernommen, die eine Sonderkommission einrichtete. Die Ermittler werteten zahlreiche Spuren aus, darunter DNA-Material, Fingerabdrücke, Blutspuren und Tatwaffen. Sie befragten auch mehrere Zeugen und Sachverständige.

Die Ermittlungen ergaben, dass Alaa S. und Farhad Ramazan A. gemeinsam an dem Angriff auf Daniel H. und seine Freunde beteiligt waren. Sie sollen beide Messer geführt haben, wobei Alaa S. als Haupttäter gilt, der Daniel H. mehrfach zugestochen haben soll. Farhad Ramazan A. soll einen der Freunde von Daniel H. verletzt haben.

Die Ermittler konnten jedoch nicht zweifelsfrei klären, ob auch der dritte Tatverdächtige an dem Angriff beteiligt war oder nur als Begleiter fungierte. Sie konnten auch nicht feststellen, welches Motiv die Täter hatten oder ob sie unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen standen.

Die Ermittlungen wurden durch die Veröffentlichung eines Haftbefehls gegen Alaa S. im Internet erschwert. Der Haftbefehl enthielt persönliche Daten des Tatverdächtigen, des Opfers und des Richters, sowie Details zu dem Tathergang. Er wurde von einem Justizvollzugsbeamten aus Dresden an einen Pegida-Aktivisten weitergegeben, der ihn auf Facebook postete. Der Justizvollzugsbeamte wurde daraufhin suspendiert und wegen Geheimnisverrats angeklagt.

Die Veröffentlichung des Haftbefehls löste eine heftige Debatte über den Datenschutz und die Pressefreiheit aus. Sie führte auch zu einer erhöhten Gefährdungslage für die Beteiligten an dem Verfahren, die unter Polizeischutz gestellt wurden.

Der Prozess

Der Prozess gegen Alaa S. begann am 18. März 2019 vor dem Landgericht Chemnitz. Aus Sicherheitsgründen wurde er jedoch in den Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts Dresden verlegt. Alaa S. wird des gemeinschaftlichen Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Er droht eine Freiheitsstrafe von fünf bis 15 Jahren.

Alaa S. hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Sein Anwalt hat seine Unschuld beteuert und auf Widersprüche in den Zeugenaussagen hingewiesen. Er hat auch eine Befangenheitsanzeige gegen die Vorsitzende Richterin gestellt, die er für voreingenommen hält.

Der Prozess wird von einem großen Medieninteresse begleitet. Er wird auch von zahlreichen Demonstranten und Gegendemonstranten verfolgt, die vor dem Gerichtsgebäude ihre Meinungen kundtun. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Der Prozess ist bis Ende August 2019 terminiert. Es sind mehr als 70 Zeugen und zehn Sachverständige geladen. Das Urteil wird mit Spannung erwartet.

Die Folgen

Der Messerangriff auf Daniel H. und der anschließende Prozess haben Chemnitz nachhaltig verändert. Die Stadt wurde zum Schauplatz von politischen und gesellschaftlichen Konflikten, die weit über die Region hinausreichten.

Bereits am Tag nach der Tat kam es zu spontanen Demonstrationen von rechten und rechtsextremen Gruppen, die gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung protestierten. Sie skandierten Parolen wie “Wir sind das Volk” oder “Das ist unsere Stadt”. Sie griffen auch tatsächliche oder vermeintliche Migranten, Gegendemonstranten, Polizisten, Journalisten und unbeteiligte Passanten an. Es kam zu Jagdszenen und Ausschreitungen, bei denen mehrere Menschen verletzt wurden.

Die Polizei war zunächst überfordert, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Sie hatte die Größe und Gewaltbereitschaft der Demonstranten unterschätzt und zu wenig Einsatzkräfte vor Ort. Sie musste Verstärkung aus anderen Bundesländern anfordern.

In den folgenden Tagen und Wochen kam es zu weiteren Demonstrationen und Gegenprotesten in Chemnitz, an denen jeweils mehrere tausend Menschen teilnahmen. Die rechte Seite wurde vor allem von der AfD, Pegida und der rechtsextremen Bewegung Pro Chemnitz organisiert, die linke Seite von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und zivilgesellschaftlichen Initiativen. Die Stimmung war aufgeheizt und aggressiv, es kam immer wieder zu Zusammenstößen zwischen den Lagern.

Die Ereignisse in Chemnitz lösten auch eine bundesweite Debatte über den Umgang mit Rechtsextremismus, Migration und Integration aus. Die Bundesregierung verurteilte die Gewalt in Chemnitz scharf und sprach von Hetzjagden auf Ausländer. Sie bot der sächsischen Landesregierung Unterstützung an, um die Sicherheit zu gewährleisten und den Rechtsstaat zu verteidigen.

Die sächsische Landesregierung wies die Kritik aus Berlin zurück und warf ihr eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes vor. Sie bestritt, dass es Hetzjagden auf Ausländer gegeben habe, und sprach von Einzelfällen und Überreaktionen. Sie forderte mehr Respekt für die Sorgen und Ängste der Bürger, die sich von der Flüchtlingspolitik überfordert fühlten.

Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig von der SPD stand unter einem enormen Druck, die Stadt wieder zu befrieden. Sie verurteilte die Gewalttäter und rief zu einem friedlichen Miteinander auf. Sie organisierte auch ein Konzert unter dem Motto “Wir sind mehr”, bei dem mehrere bekannte Bands wie Die Toten Hosen, Kraftklub oder K.I.Z. kostenlos auftraten, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Das Konzert zog rund 65.000 Besucher an, wurde aber auch von Kritikern als politische Instrumentalisierung abgelehnt.

Die Chemnitzer Bürger reagierten unterschiedlich auf die Ereignisse in ihrer Stadt. Viele zeigten sich geschockt und traurig über den Tod von Daniel H. und die Gewaltexzesse. Sie beteiligten sich an Mahnwachen, Gedenkveranstaltungen und Friedensgebeten. Sie versuchten auch, den Dialog mit den verschiedenen Gruppen zu suchen und das Vertrauen in die Demokratie zu stärken.

Andere zeigten sich wütend und frustriert über die Flüchtlingspolitik und die Medienberichterstattung. Sie fühlten sich von der Politik im Stich gelassen und von den Medien diffamiert. Sie sympathisierten mit den rechten Demonstranten oder schlossen sich ihnen an. Sie forderten eine härtere Gangart gegen kriminelle Ausländer und eine Begrenzung der Zuwanderung.

Wieder andere zeigten sich gleichgültig oder resigniert über die Situation in ihrer Stadt. Sie zogen sich aus dem öffentlichen Leben zurück oder mieden die Konfrontation mit den anderen Lagern. Sie hofften, dass sich die Lage bald beruhigen würde oder suchten nach einem Weg, aus der Stadt wegzuziehen.

Die Zukunft

Ein Jahr nach dem tödlichen Messerangriff auf Daniel H. ist Chemnitz noch immer eine gespaltene Stadt. Die Wunden, die die Tat und ihre Folgen hinterlassen haben, sind noch nicht verheilt. Die Stadt steht vor großen Herausforderungen, um den sozialen Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt wiederherzustellen.

Dazu gehört auch, dass der Prozess gegen Alaa S. zu einem gerechten und transparenten Urteil kommt, das von allen Seiten akzeptiert wird. Dazu gehört auch, dass der flüchtige dritte Tatverdächtige gefasst wird und zur Rechenschaft gezogen wird. Dazu gehört auch, dass die Opfer und ihre Angehörigen angemessen entschädigt werden und eine würdige Erinnerung erhalten.

Dazu gehört aber auch, dass die Stadt einen offenen und ehrlichen Dialog über die Ursachen und Folgen der Ereignisse führt, der alle Stimmen berücksichtigt und respektiert. Dazu gehört auch, dass die Stadt eine klare Haltung gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt zeigt, aber auch gegen Vorurteile, Ausgrenzung und Hass. Dazu gehört auch, dass die Stadt eine positive Vision für ihre Zukunft entwickelt, die auf Vielfalt, Toleranz und Solidarität basiert.

Chemnitz hat in den vergangenen Monaten viel Leid und Schmerz erlebt, aber auch viel Mut und Hoffnung gezeigt. Die Stadt hat gezeigt, dass sie mehr ist als das Bild, das von ihr gezeichnet wurde. Die Stadt hat gezeigt, dass sie eine lebendige und lebenswerte Stadt ist, die sich nicht unterkriegen lässt.

Chemnitz hat noch einen langen Weg vor sich, um die Krise zu überwinden. Aber Chemnitz hat auch das Potenzial, aus der Krise zu lernen und zu wachsen.

Quellen:

[1] Australia beat India by 21 runs: third men’s one-day international– as it happened

[2] India vs Australia 3rd T20I Highlights: India beat Australia by 6 wickets

[3] IND vs AUS 3rd ODI, Highlights:Australia win series 2-1, become No.1 ODI team

[4] Chemnitz: Ein Jahr nach dem tödlichen Messerangriff auf Daniel H.

[5] Chemnitz: Was wir über die Tat und die Verdächtigen wissen

[6] Chemnitz: Wie die Stadt mit den Folgen der Gewalt umgeht

[7] Chemnitz: Wie der Prozess gegen Alaa S. verläuft

[8] Chemnitz: Wie die Stadt ihre Zukunft gestalten will

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