Katastrophen der Menschheit – Die Schlacht von Gandamak 1842/Afghanistan: Das Ende eines britischen Alptraums in Afghanistan

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Die Schlacht von Gandamak war eine der schlimmsten Niederlagen in der Geschichte des britischen Empire. Sie fand am 13. Januar 1842 statt, als die letzten Überlebenden einer britisch-indischen Armee von afghanischen Stammeskriegern umzingelt und vernichtet wurden. Die Schlacht war der Höhepunkt eines katastrophalen Rückzugs aus Kabul, der als einer der größten militärischen Fehlschläge aller Zeiten gilt.

Der Hintergrund: Der Erste Anglo-Afghanische Krieg

Der Erste Anglo-Afghanische Krieg begann 1839, als die Briten, die damals Indien beherrschten, beschlossen, Afghanistan zu erobern, um einen vermeintlichen russischen Einfluss zu verhindern. Sie stürzten den herrschenden Emir Dost Mohammed Khan und setzten ihren Verbündeten Schah Schudscha an seine Stelle. Die Briten stationierten eine große Armee in Kabul, um den neuen Herrscher zu schützen und die afghanische Bevölkerung zu unterwerfen.

Doch die Briten unterschätzten den Widerstand der Afghanen, die ihre Unabhängigkeit verteidigen wollten. Unter der Führung von Dost Mohammeds Sohn Akbar Khan begannen sie einen Guerillakrieg gegen die Besatzer. Sie griffen britische Konvois und Außenposten an, schnitten die Versorgungslinien ab und verbreiteten Unruhe in der Hauptstadt. Die Briten waren zunehmend isoliert und demoralisiert.

Der Rückzug: Ein Todesmarsch durch die Berge

Im November 1841 eskalierte die Situation, als ein afghanischer Mob den britischen Gesandten Sir William Macnaghten ermordete. Der britische Oberbefehlshaber General William Elphinstone war ein alter und kranker Mann, der völlig überfordert war. Er beschloss, mit seiner Armee aus Kabul abzuziehen, in der Hoffnung, sich mit einer anderen britischen Streitmacht in Dschalalabad zu vereinigen.

Elphinstone schloss einen Vertrag mit Akbar Khan, der ihm freien Abzug zusicherte, wenn er alle Waffen und Munition zurückließ. Elphinstone stimmte zu, obwohl er damit seine Truppen wehrlos machte. Am 6. Januar 1842 brach die britisch-indische Armee aus Kabul auf. Sie bestand aus etwa 4.500 Soldaten (davon etwa 700 Briten) und 12.000 Zivilisten (davon etwa 400 Briten), darunter Frauen und Kinder.

Der Rückzug wurde zu einem Albtraum. Die Afghanen hielten sich nicht an den Vertrag und griffen die Kolonne aus den Bergen an. Die Briten hatten kaum Schutz vor dem Feuer und dem eisigen Wetter. Viele starben an Kälte, Hunger oder Verletzungen. Die Afghanen nahmen auch viele Gefangene, vor allem Frauen und Kinder, die sie als Sklaven verkauften oder misshandelten.

Die Schlacht: Das letzte Gefecht der 44th Foot

Nach einer Woche des Marschierens erreichte die Kolonne das Dorf Gandamak, etwa 55 Kilometer von Dschalalabad entfernt. Von den ursprünglich 16.500 Menschen waren nur noch etwa 200 übrig. Die meisten davon waren Soldaten des 44th Foot (später Essex Regiment), einem berühmten Infanterieregiment der britischen Armee.

Die Soldaten versuchten, sich einen Weg durch die afghanischen Linien zu bahnen, aber sie wurden auf einem schneebedeckten Hügel nahe dem Dorf eingekesselt. Sie hatten nur noch wenige funktionierende Gewehre und kaum Munition. Sie weigerten sich jedoch, sich zu ergeben, obwohl ihnen die Afghanen Gnade versprachen.

Die Schlacht begann mit einem Scharfschützenfeuer, gefolgt von mehreren Anstürmen der Afghanen. Die Briten kämpften verzweifelt mit Bajonetten und Schwertern gegen die Übermacht. Einer nach dem anderen fielen sie unter den Schwerthieben und Kugeln der Feinde. Ein britischer Sergeant soll gerufen haben: “Nicht verdammt wahrscheinlich!” als die Afghanen versuchten, ihn zur Aufgabe zu bewegen.

Ein Offizier namens Captain Thomas Alexander Souter wurde von den Afghanen für einen hochrangigen Offizier gehalten, weil sie dachten, er trage eine gelbe Weste eines Generals. In Wirklichkeit hatte er die Regimentsfarben des 44th Foot um seinen Körper gewickelt. Er wurde zusammen mit einem Sergeant namens Fair und sieben Soldaten gefangen genommen. Die restlichen Soldaten wurden getötet.

Das Ergebnis: Eine nationale Schande für Großbritannien

Die Schlacht von Gandamak war das Ende der britisch-indischen Armee in Afghanistan. Nur ein einziger Mann, Dr. William Brydon, schaffte es, Dschalalabad zu erreichen. Er war schwer verwundet und ritt auf einem sterbenden Pferd. Er wurde zum Symbol des britischen Scheiterns in Afghanistan.

Die Nachricht von der Niederlage löste in Großbritannien einen Schock und eine Empörung aus. Die Öffentlichkeit forderte Rache für die ermordeten und gefangenen Landsleute. Die Regierung schickte eine neue Armee nach Afghanistan, um die Gefangenen zu befreien und Kabul zu zerstören. Die Briten zogen sich schließlich aus Afghanistan zurück, nachdem sie Dost Mohammed wieder an die Macht gebracht hatten.

Die Schlacht von Gandamak war eine der dunkelsten Stunden des britischen Empire. Sie zeigte die Grenzen der britischen Macht und den Preis der imperialen Überheblichkeit. Sie war auch ein Vorbote für spätere Konflikte in Afghanistan, die sich als ebenso verheerend für andere ausländische Mächte erweisen sollten.

Quellen:

1 Battle of Gandamak – Wikipedia

2 Battle of Kabul and the retreat to Gandamak – British Battles

3 Batalla de Gandamak – Wikipedia, la enciclopedia libre

4 Battle of Gandamak – Wikiwand

5 Schlacht von Gandamak – Wikibrief

6 Gandamak – Wikipedia

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