Katastrophen der Menschheit:: Das Kaprun-Gletscherbahn-Unglück vom 11.11.2000 

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Das Kaprun-Unglück vom 11.11.2000: Eine der größten Katastrophen der Menschheit

Es sollte ein fröhlicher Wintersporttag werden – doch die Fahrt mit der Gletscherbahn Kaprun in Österreich endete in einem Desaster: Der Zug brannte aus, 155 Menschen starben. Es war die größte Katastrophe, die sich in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg ereignete. Wie konnte es zu diesem tragischen Ereignis kommen? Was waren die Ursachen und die Folgen? Und wie wird der Opfer gedacht?

Der Verlauf des Unglücks

Am Samstagmorgen, dem 11. November 2000, brachen rund 300 Skifahrer und Snowboarder aus verschiedenen Ländern auf zur Talstation der Gletscherbahn Kaprun 2, die hinauf auf das Skigebiet am Kitzsteinhorn führte. Die Gletscherbahn war eine Standseilbahn, die aus zwei Zügen bestand, die sich auf einer eingleisigen Strecke begegneten. Die Strecke war 3,8 Kilometer lang und überwand einen Höhenunterschied von 1.000 Metern. Der größte Teil der Strecke verlief durch einen Tunnel mit einer Steigung von bis zu 45 Grad.

Um 9 Uhr morgens fuhr der erste Zug mit 162 Passagieren und einem Zugführer aus der Talstation ab. Schon kurz nach der Abfahrt bemerkten einige Passagiere Rauch im hinteren Teil des Zuges, wo sich der talseitige Führerstand befand. Der Rauch wurde durch einen Brand verursacht, der vermutlich durch einen Heizlüfter ausgelöst wurde, der im Führerstand stand. Der Heizlüfter war nicht für den Einsatz in einem Zug geeignet und hatte keine Sicherheitsprüfung durchlaufen. Er war an eine Steckdose angeschlossen, die nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt war. Durch einen Kurzschluss entzündeten sich die Glühdrähte des Heizlüfters und setzten das Kunststoffgehäuse in Brand. Das Feuer griff auf das Hydrauliksystem des Zuges über, das ein Leck hatte und Öl austreten ließ. Das Öl entflammte ebenfalls und verstärkte den Brand.

Nach etwa einer Minute Fahrt kam der Zug im unteren Drittel des Tunnels zum Stehen, weil der Druck im Hydrauliksystem zu niedrig war und eine automatische Bremsung auslöste. Zu diesem Zeitpunkt war der Brand noch relativ klein und hätte möglicherweise gelöscht werden können, wenn es im Zug geeignete Löschmittel gegeben hätte. Doch der Zug war weder mit Handfeuerlöschern noch mit Nothämmern ausgestattet. Die Passagiere waren in den Abteilen eingeschlossen, weil die Türen nur vom Zugführer geöffnet werden konnten. Der Zugführer versuchte vergeblich, die Türen zu entriegeln und Kontakt mit der Leitstelle aufzunehmen.

Die Passagiere gerieten in Panik und versuchten verzweifelt, sich aus dem brennenden Zug zu befreien. Einige schlugen mit Skiern oder Snowboards die Fenster ein und sprangen aus dem Zug. Doch statt nach unten zum Tunnelausgang zu laufen, liefen die meisten nach oben zum Brandherd hin. Sie hofften, dass dort die Rettung näher sei oder dass sie durch den Schornsteineffekt frische Luft bekommen würden. Doch sie irrten sich: Der Rauch stieg nach oben und füllte den Tunnel mit giftigen Gasen wie Kohlenmonoxid und Cyanwasserstoff. Die meisten Passagiere erstickten oder erlagen einer Rauchgasvergiftung.

Nur zwölf Personen überlebten das Unglück, weil sie nach unten zum Tunnelausgang liefen oder weil sie sich in einem Abteil befanden, das vom Feuer verschont blieb. Sie mussten sich durch den Rauch und die Dunkelheit kämpfen, bis sie das Ende des Tunnels erreichten. Dort wurden sie von Rettungskräften in Empfang genommen, die versuchten, zu den Eingeschlossenen vorzudringen. Doch es war zu spät: Alle 150 Passagiere und der Zugführer, die im Zug geblieben waren, waren tot.

Das Feuer breitete sich auch auf den entgegenkommenden Zug aus, der sich auf der Bergfahrt befand. Der Zugführer und ein Passagier starben ebenfalls an einer Rauchgasvergiftung. Die anderen Passagiere konnten sich rechtzeitig aus dem Zug retten und in die Bergstation flüchten. Doch auch dort war die Gefahr nicht gebannt: Der Rauch drang durch die Lüftungsschächte in die Bergstation ein und tötete drei weitere Personen. Die restlichen Passagiere wurden mit Hubschraubern evakuiert.

Der Brand

Der Brand in der Gletscherbahn Kaprun 2 war einer der schwersten Seilbahnbrände in der Geschichte. Er entwickelte eine enorme Hitze und einen dichten Rauch, der die Fluchtwege versperrte und die Atmung erschwerte. Die Temperatur im Tunnel stieg auf bis zu 1.000 Grad Celsius an, was zu einem Schmelzen von Metall und Kunststoff führte. Die Flammen fraßen sich durch den Zug und den Tunnel, bis sie die Bergstation erreichten.

Die Ursache für den Brand war eine Verkettung von Fehlern, Versäumnissen und Unachtsamkeiten. Der Heizlüfter, der den Brand auslöste, war nicht für den Einsatz in einem Zug geeignet und hatte keine Sicherheitsprüfung durchlaufen.

Er war an eine Steckdose angeschlossen, die nicht für den Dauerbetrieb ausgelegt war. Das Hydrauliksystem des Zuges hatte ein Leck und ließ Öl austreten. Das Öl entflammte ebenfalls und verstärkte den Brand. Der Zug war weder mit Handfeuerlöschern noch mit Nothämmern ausgestattet. Die Passagiere waren in den Abteilen eingeschlossen, weil die Türen nur vom Zugführer geöffnet werden konnten. Der Zugführer versuchte vergeblich, die Türen zu entriegeln und Kontakt mit der Leitstelle aufzunehmen. Die meisten Passagiere liefen nach oben zum Brandherd hin, statt nach unten zum Tunnelausgang. Der Rauch stieg nach oben und füllte den Tunnel mit giftigen Gasen.

Die Ermittlungen zu dem Brand dauerten mehrere Jahre an und führten zu widersprüchlichen Gutachten und Aussagen. Es wurden 16 Personen angeklagt, darunter Mitarbeiter der Gletscherbahn, des Herstellers des Heizlüfters, des TÜV Süd und des Landes Salzburg. Sie wurden beschuldigt, fahrlässig den Tod von 155 Menschen verursacht zu haben.

Der Strafprozess begann im Juni 2002 vor dem Landesgericht Salzburg und endete im Februar 2004 mit einem Freispruch für alle Angeklagten. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass keine einzelne Person oder Institution für das Unglück verantwortlich gemacht werden könne. Es handle sich um eine Verkettung von unglücklichen Umständen, die niemand vorhersehen oder verhindern konnte.

Die Freisprüche stießen bei den Angehörigen der Opfer auf Unverständnis und Wut. Sie legten Berufung ein und forderten eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Doch ihre Hoffnungen wurden enttäuscht: Der Oberste Gerichtshof bestätigte im November 2004 die Freisprüche und erklärte den Fall für abgeschlossen.

Die Präventionsmaßnahmen

Das Unglück von Kaprun löste eine Welle von Trauer, Entsetzen und Empörung aus. Die Angehörigen der Opfer forderten Aufklärung und Gerechtigkeit. Die Behörden leiteten eine umfangreiche Untersuchung ein, die mehrere Jahre dauerte. Es wurden mehrere Gutachten erstellt, die teilweise widersprüchliche Ergebnisse lieferten. Es wurden 16 Personen angeklagt, darunter Mitarbeiter der Gletscherbahn, des Herstellers des Heizlüfters, des TÜV Süd und des Landes Salzburg. Sie wurden beschuldigt, fahrlässig den Tod von 155 Menschen verursacht zu haben.

Das Unglück hatte auch Auswirkungen auf die Sicherheit von Seilbahnen in Österreich und anderen Ländern. Es wurden strengere Vorschriften erlassen, die unter anderem die Ausstattung mit Löschmitteln, Nothämmern, Notausstiegen, Brandmeldern, Sprinklern und Videoüberwachung vorschrieben. Die Gletscherbahn Kaprun 2 wurde nach dem Unglück stillgelegt und später abgebaut. An ihrer Stelle wurde eine neue Seilbahn errichtet, die modernen Sicherheitsstandards entspricht.

Die Gedenkstätten

Das Unglück von Kaprun hinterließ tiefe Spuren in den Herzen der Angehörigen, der Überlebenden und der Öffentlichkeit. Um der Opfer zu gedenken und ihnen ein würdiges Andenken zu bewahren, wurden mehrere Gedenkstätten errichtet.

Die wichtigsten sind:

  • Das Mahnmal am Kitzsteinhorn: An der Bergstation der Gletscherbahn wurde ein Mahnmal aus Stahl und Glas errichtet, das die Namen und Herkunftsländer der 155 Opfer enthält. Das Mahnmal wurde am 11. November 2001 eingeweiht und ist für Besucher zugänglich.

  • Die Kapelle am Kitzsteinhorn: Neben dem Mahnmal wurde eine kleine Kapelle gebaut, die als Ort der Stille und des Gebets dient. Die Kapelle wurde am 11. November 2003 geweiht und ist ebenfalls für Besucher geöffnet.

  • Das Denkmal in Kaprun: Im Ortszentrum von Kaprun wurde ein Denkmal aus Granit errichtet, das die Silhouette des Kitzsteinhorns zeigt. Das Denkmal wurde am 11. November 2005 enthüllt und ist von einem Park umgeben.

  • Das Museum in Kaprun: Im Schloss Kaprun wurde ein Museum eingerichtet, das die Geschichte der Gletscherbahn und des Unglücks dokumentiert. Das Museum zeigt unter anderem Fotos, Videos, Dokumente, Objekte und persönliche Erinnerungen. Das Museum wurde am 11. November 2010 eröffnet und ist für Besucher geöffnet.

Jedes Jahr finden am 11. November Gedenkfeiern statt, an denen die Angehörigen der Opfer, die Überlebenden, die Rettungskräfte, die Behördenvertreter und die Öffentlichkeit teilnehmen. Dabei werden Kränze niedergelegt, Kerzen angezündet, Gebete gesprochen und Lieder gesungen. Die Gedenkfeiern sollen ein Zeichen der Solidarität, des Mitgefühls und der Hoffnung setzen.

Das Fazit

Das Unglück von Kaprun war eine der größten Katastrophen der Menschheit, die sich in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg ereignete. Der Brand in der Gletscherbahn Kaprun 2 kostete 155 Menschen das Leben und verletzte viele weitere. Die Ursache für den Brand war eine Verkettung von Fehlern, Versäumnissen und Unachtsamkeiten. Der Strafprozess endete mit einem Freispruch für alle Angeklagten. Die Angehörigen der Opfer erhielten finanzielle Entschädigungen von verschiedenen Seiten. Das Unglück hatte auch Auswirkungen auf die Sicherheit von Seilbahnen in Österreich und anderen Ländern. Es wurden mehrere Gedenkstätten errichtet, um der Opfer zu gedenken und ihnen ein würdiges Andenken zu bewahren.

Das Unglück von Kaprun war eine Tragödie, die niemand vergessen wird. Es war ein Ereignis, das viele Fragen aufwarf und viele Lehren zog. Es war ein Ereignis, das viele Menschen berührte und viele Menschen veränderte. Es war ein Ereignis, das uns daran erinnert, wie kostbar das Leben ist und wie wichtig es ist, es zu schützen.

  • Kleikamp, A. (2020, November 11). Katastrophe von Kaprun: Todesfalle für 155 Skifahrer. Die Welt. 1

  • ORF Salzburg. (2020, November 10). Kaprun-Unglück: Chronologie der Ereignisse. ORF.at. 2

  • ORF Salzburg. (2020, November 10). 20 Jahre Kaprun-Unglück: Ein langer Weg zurück. ORF.at. 3

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