Katastrophen der Menschheit: Explosion von PEPCON/VSA 04.05 1988

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Am 4. Mai 1988 ereignete sich eine der größten industriellen Explosionen in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. In der Nähe von Henderson, Nevada, geriet eine Chemiefabrik, die Ammoniumperchlorat herstellte, in Brand und löste eine Reihe von gewaltigen Detonationen aus, die zwei Menschen töteten, Hunderte verletzten und einen Schaden von etwa 100 Millionen US-Dollar anrichteten.

Die Druckwelle war so stark, dass sie in einem Umkreis von 16 Kilometern Fensterscheiben zerbersten ließ, Gebäude erschütterte und Autos beschädigte. Die Explosion war sogar aus dem Weltraum sichtbar und wurde von einem sowjetischen Satelliten aufgezeichnet. Was war die Ursache für dieses verheerende Unglück und welche Folgen hatte es für die betroffene Region?

Die PEPCON-Fabrik (Pacific Engineering and Production Company of Nevada) war einer von nur zwei amerikanischen Produzenten von Ammoniumperchlorat, einem Oxidationsmittel, das als Treibstoff für Feststoffraketen verwendet wurde. Das Produkt wurde vor allem für das Raumfahrtprogramm der NASA und für militärische Waffen geliefert. Nach dem Absturz der Raumfähre Challenger im Januar 1986 wurde das Raumfahrtprogramm jedoch gestoppt und die Nachfrage nach Ammoniumperchlorat sank drastisch. Die PEPCON-Fabrik lagerte daher eine große Menge des fertigen Produkts auf ihrem Gelände, etwa 4500 Tonnen, in Aluminiumbehältern, Kunststoff- und Stahlfässern.

Das Feuer brach zwischen 11:30 und 11:40 Uhr morgens aus, vermutlich durch Funkenflug bei Reparaturarbeiten an einer der Trocknungsanlagen, in denen das Ammoniumperchlorat getrocknet wurde. Das Feuer breitete sich schnell aus und erreichte bald die Lagerbehälter mit dem hochexplosiven Stoff. Die Mitarbeiter versuchten vergeblich, das Feuer zu löschen, und mussten schließlich die Fabrik evakuieren, als eine Reihe von kleineren Explosionen begann.

Die erste große Explosion ereignete sich um 11:53 Uhr und hatte eine Sprengkraft von etwa einem Kilotonnen TNT. Sie zerstörte die meisten Gebäude auf dem Gelände und schleuderte Trümmer in die Luft. Die zweite große Explosion folgte um 11:54 Uhr und war noch heftiger als die erste. Sie hatte eine Sprengkraft von etwa vier Kilotonnen TNT und erzeugte einen Feuerball, der bis zu 900 Meter hoch stieg.

Sie riss auch eine 41 Zentimeter dicke Gasleitung auf, die unter der Fabrik verlief, und entzündete das austretende Gas. Die dritte große Explosion war die stärkste von allen und ereignete sich um 11:55 Uhr. Sie hatte eine Sprengkraft von etwa sieben Kilotonnen TNT und erzeugte einen Pilzwolke, die bis zu 4,5 Kilometer hoch stieg. Sie war so laut, dass sie in einem Umkreis von bis zu 240 Kilometern gehört werden konnte.

Die Explosionen waren eine Katastrophe für die Umgebung. Zwei Mitarbeiter der PEPCON-Fabrik kamen ums Leben, einer durch den Aufprall eines Trümmerteils und einer durch einen Herzinfarkt. Weitere 372 Menschen wurden verletzt, einige schwer. Viele erlitten Schnittwunden durch Glassplitter oder Verbrennungen durch das Feuer. Die nahe gelegene Marshmallow-Fabrik Kidd & Company wurde ebenfalls zerstört und mehrere ihrer Mitarbeiter wurden verletzt. Die Explosionen beschädigten auch mehr als 1000 Gebäude in Henderson und Las Vegas, darunter Schulen, Kirchen, Kasinos und Hotels. Viele Menschen gerieten in Panik und dachten an einen Atomangriff oder ein Erdbeben.

Die Rettungskräfte waren schnell vor Ort und begannen mit den Bergungs- und Löschmaßnahmen. Die Behörden aktivierten ihre Katastrophenpläne und richteten Notunterkünfte und Krankenstationen ein. Die Explosionen lösten auch eine Umweltkrise aus, da große Mengen von Ammoniumperchlorat und anderen Chemikalien in die Luft, den Boden und das Wasser gelangten. Die Bewohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen, keine Zigaretten anzuzünden und kein Leitungswasser zu trinken. Die Umweltverschmutzung führte zu gesundheitlichen Problemen wie Atemwegsreizungen, Hautausschlägen und Schilddrüsenstörungen bei einigen Anwohnern.

Die Untersuchung der Ursachen und Folgen der PEPCON-Katastrophe dauerte mehrere Jahre. Die Behörden stellten fest, dass die Fabrik mehrere Sicherheitsvorschriften verletzt hatte, wie zum Beispiel die Lagerung von zu viel Ammoniumperchlorat, die mangelnde Wartung der Anlagen und die fehlende Installation von Sprinklern und Feueralarmen. Die Fabrik wurde auch kritisiert für ihre schlechte Kommunikation mit den Rettungskräften und die Öffentlichkeit. Die PEPCON-Fabrik wurde nie wieder aufgebaut, sondern zog nach Utah um. Die Opfer und die Geschädigten erhielten Entschädigungszahlungen von der Versicherung und von der PEPCON-Fabrik.

Die PEPCON-Katastrophe führte auch zu einer Überarbeitung der Sicherheitsstandards für die Herstellung und Lagerung von Ammoniumperchlorat und anderen gefährlichen Stoffen.

Die PEPCON-Katastrophe von 1988 war eine der schlimmsten industriellen Explosionen in der amerikanischen Geschichte. Sie zeigte die Gefahren, die von der Chemieindustrie ausgehen können, wenn sie nicht angemessen reguliert und kontrolliert wird. Sie zeigte auch die Widerstandsfähigkeit und den Zusammenhalt der Menschen in Henderson und Las Vegas, die sich von dem Schock erholten und ihre Stadt wieder aufbauten.

Quellen:

1 Chemieunfall bei PEPCON – Wikipedia

2 PEPCON disaster – Wikipedia

3 30 years ago, massive PEPCON explosion rocked Las Vegas Valley

4 PEPCON explosions rocked Las Vegas Valley in 1988

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