Katastrophen der Menschheit: Brand im Einkaufszentrum Kemerowo 25.03.2018

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Am 25. März 2018 ereignete sich in der russischen Stadt Kemerowo in West-Sibirien eine der schlimmsten Brandkatastrophen der jüngeren Geschichte. Im Einkaufs- und Erlebniszentrum Simnjaja wischnja (Winterkirsche) brach ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete und mindestens 64 Menschen das Leben kostete, darunter 41 Kinder. Die Ursachen und Umstände des Brandes werfen ein Schlaglicht auf die gravierenden Sicherheitsmängel, die Korruption und die Fahrlässigkeit, die in vielen öffentlichen Gebäuden in Russland herrschen.

Der Ausbruch des Feuers

Es war ein sonniger Sonntagnachmittag, als das Schicksal zuschlug. Das Einkaufszentrum Simnjaja wischnja war voller Besucher, die sich in den Geschäften, den Kinos oder der Kinderspielecke vergnügten. Das vierstöckige Gebäude war früher eine Süßwarenfabrik, die 2013 zu einem modernen Shopping-Center umgebaut worden war. Es galt als eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Industriestadt Kemerowo, rund 3000 Kilometer östlich von Moskau.

Um 14 Uhr Ortszeit brach im vierten Stock in der Beleuchtung über dem Kugelbad der Kinderspielecke ein Feuer aus, offensichtlich durch einen durch keine Sicherung gestoppten Kurzschluss bei einer LED-Lampe, welcher seinerseits durch eindringendes Schmelzwasser vom Dach verursacht wurde1. Das Feuer griff auf die Plastikverkleidung über und erfasste nach kurzer Zeit eine Fläche von rund 1600 Quadratmetern2. Der Rauch breitete sich schnell aus und drang in die drei Kinosäle und die Säle mit Spielautomaten ein, die sich ebenfalls im vierten Stock befanden.

Das Versagen der Sicherheitsvorkehrungen

Was dann folgte, war ein Albtraum. Die Besucher des Einkaufszentrums bemerkten das Feuer erst, als es zu spät war. Denn es gab keinen Feueralarm, keine Lautsprecherdurchsagen, keine Warnsignale. Die Notausgänge waren verschlossen oder blockiert, die Sprinkleranlage funktionierte nicht. Viele Menschen waren in den Flammen oder dem Rauch gefangen und konnten nicht entkommen.

Die Mitarbeiter des Einkaufszentrums verhielten sich ebenfalls fahrlässig oder panisch. Statt bei der Evakuierung zu helfen, verließen sie rasch das brennende Gebäude oder versuchten, die Besucher zu beruhigen und sie davon abzuhalten, zu fliehen. In den Kinosälen wurden die Filme weiter abgespielt, während der Rauch immer dichter wurde. Als die Menschen versuchten, die Türen zu öffnen, stellten sie fest, dass sie blockiert waren.

Einige Besucher versuchten verzweifelt, aus den Fenstern zu springen oder sich mit Seilen abzuseilen. Andere riefen ihre Angehörigen an oder schickten ihnen Nachrichten über soziale Medien. Viele Kinder waren von ihren Eltern getrennt oder allein in der Spielecke zurückgeblieben. Einige von ihnen schickten herzzerreißende Abschiedsbotschaften an ihre Mütter oder Väter.

Der Einsatz der Rettungskräfte

Mehr als 500 Feuerwehrleute waren im Einsatz und versuchten, das Feuer unter Kontrolle zu bringen und die Menschen aus dem Gebäude zu retten3. Sie mussten sich durch den dichten Rauch und die Hitze kämpfen und stießen auf viele Hindernisse und Gefahren. Zwei der drei Kinosäle stürzten während des Einsatzes ein und begruben viele Menschen unter sich.

Die Rettungskräfte konnten Dutzende Menschen lebend aus dem Gebäude bringen, darunter einige Kinder, die sich in einem der Kinos versteckt hatten. Viele von ihnen wurden mit schweren Verbrennungen oder Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht. Andere hatten weniger Glück und starben noch vor Ort oder auf dem Weg ins Krankenhaus.

Die Suche nach den Vermissten gestaltete sich schwierig, da viele Leichen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren oder unter den Trümmern lagen. Die Behörden mussten DNA-Tests durchführen, um die Identität der Opfer festzustellen. Die Zahl der Toten stieg in den folgenden Tagen immer weiter an, bis sie schließlich bei 64 stand, darunter 41 Kinder.

Die Reaktionen auf die Katastrophe

Die Brandkatastrophe von Kemerowo löste in ganz Russland eine Welle der Trauer, der Wut und der Solidarität aus. Die Menschen legten Blumen, Kerzen und Stofftiere vor dem Rathaus von Kemerowo oder vor den Botschaften in anderen Städten nieder. Sie spendeten Geld oder Blut für die Überlebenden und die Hinterbliebenen. Sie forderten Gerechtigkeit und Aufklärung für die Opfer und ihre Familien.

Der russische Präsident Wladimir Putin reiste nach Kemerowo und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Er ordnete eine eintägige Staatstrauer für den 28. März 2018 an. Er versprach auch, die Verantwortlichen für die Katastrophe zur Rechenschaft zu ziehen und die Sicherheitsstandards in öffentlichen Gebäuden zu verbessern.

Die Ermittlungen ergaben, dass das Einkaufszentrum Simnjaja wischnja zahlreiche Verstöße gegen Bau- und Brandschutzvorschriften begangen hatte. Die Feueralarmanlage war defekt, die Sprinkleranlage war nicht installiert, die Notausgänge waren blockiert oder versperrt, die elektrischen Installationen waren mangelhaft und gefährlich. Zudem war das Gebäude ohne Genehmigung umgebaut worden.

Die Behörden nahmen mehrere Personen fest, die in Verbindung mit dem Einkaufszentrum standen, darunter der Direktor, der Sicherheitschef, der Leiter des Kinos und ein Elektriker. Sie wurden wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Auch einige Beamte wurden entlassen oder suspendiert, weil sie ihre Aufsichtspflicht verletzt hatten.

Die Folgen der Katastrophe

Die Brandkatastrophe von Kemerowo hat das Bewusstsein für die Gefahren von Feuer in öffentlichen Gebäuden in Russland geschärft. Sie hat auch die Unzufriedenheit mit der Korruption, der Schlamperei und der Gleichgültigkeit vieler Behörden und Unternehmen offenbart. Viele Menschen forderten eine Reform des Brandschutzsystems und eine strengere Kontrolle der Einhaltung von Sicherheitsnormen.

Die Katastrophe hat aber auch gezeigt, wie viel Mitgefühl, Mut und Hilfsbereitschaft es in Russland gibt. Viele Menschen haben sich solidarisch mit den Opfern und ihren Familien gezeigt und ihnen Unterstützung angeboten. Einige Menschen haben ihr Leben riskiert oder sogar geopfert, um andere zu retten. Die Brandkatastrophe von Kemerowo war eine Tragödie, aber auch eine Lektion.

1: Brandkatastrophe in Kemerowo – Wikipedia

2: Sicherheitsmängel in Einkaufszentrum – DW – 25.03.2018

3: Die Katastrophe von Kemerowo – dekoder

: Brandkatastrophe in Kemerowo – Wikipedia

: [Sicherheitsmängel in Einkaufszentrum – DW – 25.03.2018](https://www.dw.com/de/sicherheitsm

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