Katastrophen der Menschheit:  Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes 21.09.1921

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Die Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes: Eine Tragödie, die die Welt erschütterte

Am 21. September 1921 ereignete sich in der vorderpfälzischen Gemeinde Oppau, die heute zu Ludwigshafen am Rhein gehört, eine der größten zivilen Explosionskatastrophen in der Geschichte Deutschlands. Im Werk der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik (BASF), das seit 1911 Stickstoffdünger produzierte, kam es um 7:32 Uhr zu zwei kurz aufeinander folgenden Detonationen von insgesamt etwa 400 Tonnen Ammoniumsulfatnitrat, einem Mischsalz aus Ammoniumsulfat und Ammoniumnitrat. Die Ursache des Unglücks waren Sprengungen in einem Lagersilo, mit denen das verhärtete Salz aufgelockert werden sollte.

Diese Praxis galt bis dahin als sicher, doch durch verschiedene Verfahrensänderungen hatte sich im Silo in Oppau höchstwahrscheinlich das Ammoniumnitrat stellenweise über eine kritische Konzentration hinaus angereichert, wodurch eine der Sprengladungen die erste Explosion auslöste. Eine weitere Sprengladung initiierte dann vier Sekunden später die zweite heftigere Explosion, die das durch die erste Explosion erhitzte und fein verteilte Düngemittel zur Detonation brachte.

Die Folgen waren verheerend: Nach offiziellen Angaben wurden durch die Explosionen 559 Menschen getötet oder blieben vermisst und weitere 1977 wurden verletzt. Die Detonationen beschädigten noch in 75 km Entfernung zum Unglücksort Gebäude und waren bis München und Zürich zu hören. Die Druckwelle war so stark, dass sie Fenster und Türen aus den Angeln riss, Dächer abdeckte und Mauern einstürzte. Die Hitze war so intensiv, dass sie Menschen und Tiere verbrannte, Kleidung und Haare entzündete und Metall schmolz. Die Flammen waren so hoch, dass sie den Himmel rot färbten und eine riesige Rauchwolke erzeugten, die sich kilometerweit ausbreitete. Die Splitter waren so scharf, dass sie wie Geschosse durch die Luft flogen und Menschen und Gegenstände durchbohrten. Die Erde bebte so heftig, dass sie einen Krater von 125 Metern Länge, 90 Metern Breite und 19 Metern Tiefe an der Stelle des Lagergebäudes hinterließ.

Die Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes war nicht nur eine technische Katastrophe, sondern auch eine menschliche Tragödie. Viele der Opfer waren Arbeiter der BASF, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Werk oder in dessen Nähe befanden. Viele von ihnen waren junge Männer, die nach dem Ersten Weltkrieg eine neue Perspektive in der aufstrebenden chemischen Industrie suchten. Viele von ihnen hatten Familien, die sie ernährten und die nun ohne ihren Ernährer dastanden. Viele von ihnen hatten Freunde und Kollegen, die sie schätzten und die nun um sie trauerten. Viele von ihnen hatten Träume und Hoffnungen, die sie nie verwirklichen konnten.

Die Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes war auch ein historisches Ereignis, das die Welt erschütterte. Sie zeigte die Gefahren der modernen Technik und Chemie, die nicht nur Segen, sondern auch Fluch sein konnten. Sie zeigte die Verletzlichkeit der Menschen und der Gesellschaft, die nicht nur von Kriegen und Krisen, sondern auch von Unfällen bedroht waren. Sie zeigte die Solidarität der Menschen und der Nationen, die nicht nur von Feindschaft und Hass, sondern auch von Mitgefühl und Hilfe geprägt waren.

Die Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes ist heute fast vergessen, doch sie verdient es nicht, in den Schatten der Geschichte zu verschwinden. Sie ist ein Mahnmal für die Verantwortung der Wissenschaft und der Industrie, die Sicherheit und den Schutz der Menschen und der Umwelt zu gewährleisten. Sie ist ein Denkmal für die Opfer und die Helfer, die ihr Leben und ihre Gesundheit für die Produktion und die Rettung von Menschen opferten. Sie ist ein Zeugnis für die Kraft und den Mut der Überlebenden und der Angehörigen, die trotz des Leids und des Schmerzes weiterlebten und weiterkämpften.

Quellen:

  • Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes – Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes

  • Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes – chemie.de. https://www.chemie.de/lexikon/Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes.html

  • Explosion des Oppauer Stickstoffwerkes – Chemie-Schule. https://www.chemie-schule.de/KnowHow/Explosion_des_Oppauer_Stickstoffwerkes

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