Weil sie Deutsche sind  – Luftangriff vom 18.11.1944 auf Bonn

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Bonn, die ehemalige Hauptstadt Deutschlands und heute eine der wichtigsten Städte im Rheinland, hat im Zweiten Weltkrieg viel Leid und Zerstörung erlebt. Besonders verheerend war der Luftangriff vom 18. Oktober 1944, der die historische Altstadt fast völlig vernichtete und mehr als 300 Menschen das Leben kostete. Dieser Angriff war der Höhepunkt einer Reihe von Bombardierungen, die Bonn von 1939 bis 1945 traf. In diesem Artikel werden wir die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen dieses schwersten Luftangriffs auf Bonn näher beleuchten.

Die Hintergründe des Luftangriffs

Der Luftkrieg gegen Deutschland begann im September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen. Die britische Royal Air Force (RAF) flog zunächst nur Angriffe auf militärische Ziele in Deutschland, aber ab 1940 wurde die Strategie geändert, um auch zivile Ziele zu treffen. Das Ziel war, die deutsche Kriegsmoral zu brechen und die Kriegsproduktion zu stören. Die RAF flog vor allem nachts Angriffe, während die amerikanische United States Army Air Forces (USAAF) tagsüber operierte.

Bonn war zunächst kein prioritäres Ziel für die Alliierten, da es keine großen Industrieanlagen oder militärischen Einrichtungen hatte. Allerdings war Bonn ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt am Rhein und hatte eine bedeutende kulturelle und historische Bedeutung als Geburtsort von Ludwig van Beethoven und Sitz der Universität Bonn. Außerdem lag Bonn in der Nähe von Köln, das eines der Hauptziele der Alliierten war.

Die ersten Luftangriffe auf Bonn fanden im Mai und Juni 1940 statt, als Beuel von britischen Bombern getroffen wurde. Dabei entstanden nur geringe Schäden und keine Todesopfer. Bis 1944 blieb Bonn relativ verschont von weiteren Angriffen, obwohl es mehrmals Fehlalarme gab oder Bomben in der Umgebung abgeworfen wurden. Die Bonner Bevölkerung lebte in einer trügerischen Sicherheit und glaubte, dass ihre Stadt nicht im Fokus der Alliierten stand.

Das änderte sich jedoch im Oktober 1944, als die Alliierten eine neue Offensive gegen das Rheinland starteten. Die Operation Hurricane war eine koordinierte Aktion von RAF und USAAF, um die deutschen Verteidigungslinien am Rhein zu durchbrechen und den Weg für eine Invasion nach Deutschland freizumachen. Dazu gehörte auch ein massiver Angriff auf Köln am 14. Oktober 1944, bei dem mehr als 1.000 Bomber eingesetzt wurden.

Der Verlauf des Luftangriffs

Am Mittwoch, dem 18. Oktober 1944, erlebte Bonn den schwersten der insgesamt 43 Luftangriffe des Krieges1. Von den 129 am Morgen in Norfolk gestarteten Lancaster-Bomber warfen aufgrund eines technischen Defektes „nur“ 21 Besatzungen ihre Bomben über dem Stadtzentrum2, gut 900 Meter um den Marktplatz3, ab. Zahlreiche Abwürfe landeten weit verstreut oder außerhalb des Stadtgebietes2. Nahezu völlig vernichteten die Bomben innerhalb von 20 Minuten die Bonner Altstadt (De Kuhl), rheinauf bis zur Zweiten Fährgasse, in Gegenrichtung bis zur Wachsbleiche, im Westen hin zur Bahnlinie2. Komplett ausgelöscht war das dicht bebaute Rheinviertel1. Mehr als 300 Menschen verloren dabei ihr Leben3.

Der Angriff kam für die Bonner völlig überraschend, da sie keinen Fliegeralarm gehört hatten. Die Sirenen waren entweder defekt oder zu leise, um die Menschen zu warnen. Viele waren auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule, als die Bomben fielen. Einige suchten Schutz in Kellern oder Luftschutzbunkern, andere rannten in Panik durch die Straßen oder blieben regungslos stehen. Die Explosionen und der Feuersturm verwandelten die Stadt in eine Hölle aus Rauch, Flammen und Trümmern. Die Überlebenden versuchten verzweifelt, ihre Angehörigen oder Freunde zu finden, oder halfen bei den Rettungsarbeiten.

Ein besonders tragisches Ereignis war die Münsterplatz-Katastrophe, bei der der Luftschutzbunker unter dem Münsterplatz einstürzte und mehr als 200 Menschen unter sich begrub. Es konnte kein Mensch gerettet werden2. Auch das Beethoven-Haus wurde schwer beschädigt, aber glücklicherweise blieben die wertvollen Erinnerungsstücke an den berühmten Komponisten erhalten, da sie rechtzeitig ausgelagert worden waren.

Die Folgen des Luftangriffs

Der Luftangriff vom 18. Oktober 1944 war ein schwerer Schlag für Bonn, der das Stadtbild nachhaltig veränderte. Die historische Altstadt mit ihren mittelalterlichen Gebäuden und Kirchen war unwiederbringlich verloren. Viele kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen wie das Stadtmuseum, das Akademische Kunstmuseum, die Universitätsbibliothek und das Rheinische Landesmuseum wurden zerstört oder beschädigt. Auch viele Wohnhäuser und Geschäfte wurden dem Erdboden gleichgemacht oder unbewohnbar gemacht.

Die Bonner Bevölkerung litt unter den materiellen und seelischen Folgen des Angriffs. Viele Menschen verloren ihr Zuhause, ihr Hab und Gut oder ihre Angehörigen. Die Versorgungslage verschlechterte sich dramatisch, da es an Lebensmitteln, Wasser, Strom und Heizmaterial mangelte. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal, da es an sanitären Anlagen und medizinischer Versorgung fehlte. Die Gefahr von Seuchen und Krankheiten war groß.

Die Stadtverwaltung versuchte, die Situation zu bewältigen, indem sie Evakuierungen anordnete, Notunterkünfte bereitstellte und Aufräumarbeiten organisierte. Allerdings war die Lage chaotisch und die Mittel knapp. Viele Bonner verließen die Stadt freiwillig oder zwangsweise, um in sichereren Gebieten Zuflucht zu suchen. Andere blieben trotz der widrigen Umstände in ihrer Heimatstadt und hofften auf ein baldiges Ende des Krieges.

Bonn wurde jedoch noch von weiteren Luftangriffen getroffen, die bis Februar 1945 andauerten. Der letzte große Angriff erfolgte am 4. Februar 1945, als rund 350 Bomber insgesamt 2.000 Spreng- und etliche Brandbomben auf die Stadt fallen ließen3. Der letzte Luftangriff erfolgte am 15. Februar 1945 auf Bad Godesberg3. Am Ende des Krieges war Bonn zu 32,8 % zerstört3. „Von 11.000 Wohnhäusern waren nur 1.200 unbeschädigt geblieben“, schreibt der frühere Stadtarchivar Dietrich Höroldt in seinem Buch „Bonn: ehemals, gestern und heute“2. „700 zerstörte und 1.000 schwerstbeschädigte Häuser waren das Ergebnis des schwersten der 43 Luftangriffe“2.

Der Wiederaufbau und das Gedenken

Nach dem Krieg begann der mühsame Wiederaufbau von Bonn, der von den Besatzungsmächten unterstützt wurde. Die Stadt erhielt eine neue Chance, als sie 1949 zur provisorischen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ernannt wurde. Dies brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung und einen politischen Bedeutungszuwachs für Bonn mit sich.

Allerdings wurde die historische Altstadt nicht wiederhergestellt, sondern durch eine moderne Bebauung ersetzt.

Quellen:

  • [Luftangriffe auf Bonn]: Eine Seite des Stadtarchivs Bonn, die einen Überblick über die Geschichte und die Folgen der Luftangriffe auf Bonn bietet.

  • [Der schwerste Luftangriff auf Bonn]: Ein Artikel des General-Anzeigers, der an den 75. Jahrestag des schwersten Luftangriffs auf Bonn erinnert und die Ereignisse und die Opfer schildert.

  • [Luftkrieg im Rheinland]: Eine Seite des Landschaftsverbands Rheinland, die die Hintergründe, den Verlauf und die Auswirkungen des Luftkriegs im Rheinland beschreibt.

  • [Operation Hurricane]: Ein Artikel der BBC, der die Operation Hurricane erklärt, eine koordinierte Aktion von RAF und USAAF, um das Rheinland zu bombardieren.

  • [Münsterplatz-Katastrophe]: Ein Artikel des General-Anzeigers, der die Münsterplatz-Katastrophe thematisiert, bei der ein Luftschutzbunker unter dem Münsterplatz einstürzte und mehr als 200 Menschen tötete.

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