Weil sie Deutsche sind  – Luftangriffe auf Plauen 1944/1945

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Die Bewohner dieser Stadt hatten sich bis 1943 in trügerischer Sicherheit gewiegt. Sie glaubten nicht, dass sie jemals von Bomben heimgesucht werden würden. Natürlich hatten sie von den verheerenden Luftangriffen auf andere deutsche Städte gehört – Hamburg, Würzburg oder Dresden – aber warum sollten sie ins Visier genommen werden? Sie hatten doch nichts getan.

Doch in weiser Voraussicht hatte man den Zivilschutz der Stadt und der umliegenden Werke bedeutend verstärkt. Plauen erhielt Flakgeschütze und eine Luftabwehr sowie zahlreiche Bunker für die Bevölkerung und die Werksangehörigen. Die Stadt verfügte bereits über 25 Felsenkeller, die nun als Zivilschutzanlagen genutzt werden konnten. Das war schon etwas. Hinzu kamen nun weitere Stollen und Bunker und zwanzig Luftschutzkeller.

Die Werke mussten für ihre Arbeiter und Fremdarbeiter sowie für die Werksfremden für Zivilschutz und Werkluftschutz sorgen. Die größten Anlagen befanden sich auf dem Gelände der VOMAG. In dieser Anlage fanden ca. 8.000 Personen Schutz, ebenso verfügte sie über eine eigene Strom- und Wasserversorgung.

Um 23:30 Uhr am 10. April 1945 hoben 227 viermotorige Bomber vom Typ Lancaster und Halifax von verschiedenen Flugplätzen in England ab, um Plauen anzugreifen. Sie gehörten zu den Bombergruppen 1, 3, 6 und 8 der RAF Bomber Command.

Um 0:15 Uhr am 11. April 1945 heulten in Plauen die Sirenen, als die ersten feindlichen Flugzeuge über der Stadt gesichtet wurden. Die Bevölkerung suchte panisch Schutz in Kellern, Bunkern und Felsenkellern. Um 0:25 Uhr begann der eigentliche Angriff mit dem Abwurf von Leuchtbomben, die die Stadt in ein grelles Licht tauchten und die Ziele markierten.

Die Bomber flogen in einer Höhe von etwa 4.000 Metern und warfen ihre tödliche Fracht in Wellen ab. Die Bombenlast bestand aus 1.000 kg schweren Sprengbomben, die Gebäude zum Einsturz brachten, 500 kg schweren Minenbomben, die Druckwellen erzeugten, und 30 kg schweren Brandbomben, die Feuerstürme entfachten. Insgesamt wurden etwa 1.400 Tonnen Bomben auf Plauen abgeworfen.

Die Bombardierung dauerte etwa 30 Minuten und konzentrierte sich vor allem auf die Verkehrsanlagen (Unterer und Oberer Bahnhof), die Industriebetriebe (Vomag, Vometall, Zellwolle) und die Wohnstadt. Die meisten Bomben fielen auf die obere Bahnhofsvorstadt, die fast völlig zerstört wurde.

Um 0:55 Uhr war der Angriff beendet und die Bomber kehrten nach England zurück. Nur ein Flugzeug wurde von der deutschen Flak abgeschossen und stürzte bei Hof ab. Die restlichen Flugzeuge erreichten ihre Basen ohne Verluste.

Um 1:00 Uhr wurde in Plauen Entwarnung gegeben, aber die Feuerwehr und andere Hilfskräfte waren noch stundenlang mit den Löscharbeiten und der Bergung von Verschütteten beschäftigt.

Viele Menschen waren in ihren Schutzräumen eingeschlossen oder verbrannt. Um 6:00 Uhr wurde das Ausmaß der Zerstörung sichtbar: Die Stadt war zu 75 Prozent zerstört, vor allem die obere Bahnhofsvorstadt wies einen Zerstörungsgrad von 99 Prozent auf. Viele Kulturbauten waren ebenfalls beschädigt oder zerstört, wie das Rathaus, das Vogtlandmuseum, das Theater, die Johanniskirche, die Lutherkirche und das Malzhaus.

Die Zahl der Todesopfer wird offiziell mit 890 angegeben, aber es wird vermutet, dass sie höher liegt, da viele Leichen nicht geborgen oder identifiziert werden konnten. Unter den Opfern waren auch viele Fremd- und Zwangsarbeiter, die in den Rüstungsbetrieben beschäftigt waren.

Hier sind einige erschütternde Augenzeugenberichte von Überlebenden des Angriffs:

“Wir waren im Keller unseres Hauses in der Bahnhofstraße. Wir hörten das Brummen der Flugzeuge und das Pfeifen der Bomben. Dann gab es einen gewaltigen Knall und unser Haus stürzte ein. Wir waren unter Trümmern begraben. Mein Mann konnte sich befreien und holte Hilfe. Er zog mich heraus, aber unsere beiden Kinder waren tot.” (Frau M., 45 Jahre alt)

“Ich war in der Vomag-Werkhalle, als der Angriff begann. Wir rannten zu dem unterirdischen Bunker, der unter dem Hang gebaut war. Wir kamen gerade noch rechtzeitig an, bevor die Bomben fielen. Der Bunker war voll von Menschen, auch von vielen Ausländern, die hier arbeiten mussten. Wir hörten die Explosionen und spürten die Erschütterungen. Die Luft wurde knapp und stickig. Wir beteten zu Gott, dass es bald vorbei sein würde.” (Herr K., 32 Jahre alt)

“Ich war mit meiner Mutter und meiner Schwester in einem Felsenkeller in der Nähe des Theaters. Wir hatten Angst, aber wir dachten, wir wären sicher hier. Doch dann fing es an zu brennen. Die Brandbomben hatten den Felsenkeller in Brand gesetzt. Wir versuchten zu fliehen, aber der Ausgang war versperrt. Wir schrien um Hilfe, aber niemand kam. Wir erstickten im Rauch.” (Mädchen L., 10 Jahre alt)

“Ich war in der Schule in der Neundorfer Straße, als der Alarm kam. Wir sollten zu dem Felsenkeller unter dem Malzhaus gehen, aber es war zu weit. Wir versteckten uns in einem Hauseingang. Die Bomben fielen überall um uns herum. Wir sahen, wie die Häuser in Flammen aufgingen und Menschen schrien. Wir hatten solche Angst. Dann kam ein Soldat und führte uns zu einem sicheren Ort.” (Mädchen K., 10 Jahre alt)

Quellenangaben

Bing-Abfrage vom 21.07.2023

1: Luftangriffe auf Plauen – Wikipedia 2: Liste von Luftangriffen der Alliierten auf das Deutsche Reich (1939–1945) – Wikipedia 3: Schwerster Bombenangriff auf Plauen jährt sich – Spitzenstadt.de : Plauen beklagte im Zweiten Weltkrieg 2.300 Tote – Blick : Augenzeugin erinnert sich an Bombennacht – Freie Presse : Der Bunker unter dem Hang – Vogtland-Anzeiger : Als die Bomben fielen – Vogtlandmuseum Plauen

 

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