Weil sie Deutsche sind – Luftangriff auf Nordhausen am 03./04.04.1945

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Zivilschutz

Angesichts der wachsenden Bedeutung der Stadt für die Kriegsführung erkannte die Reichsleitung rasch die dringende Notwendigkeit des Zivilschutzes. So wurde angeordnet, dass in den Kellern Mauerdurchbrüche zu den Nachbargebäuden geschaffen werden sollten, um im Falle eines Volltreffers Menschenleben zu retten. Ab 1943 wurden auch öffentliche Luftschutzräume gebaut, und der Felsenkeller wurde zu einem Luftschutzbunker ausgebaut. Ferner wurden Löschwasserteiche angelegt und ein Luftwarnkommando eingerichtet, allerdings wurde keine Flak-Verteidigung vorgesehen.

Luftangriffe auf Nordhausen

Schon vor dem 03.04.1945 gab es zahlreiche Luftangriffe auf die Stadt. Die täglich bis zu sechs Luftalarme, Tag und Nacht, ließen die Bevölkerung nicht zur Ruhe kommen. Bis April 1945 wurden stolze 861 Luftalarme gezählt, allein im März 174.

Eine Erklärung für den Sirenenterror war, dass über Nordhausen die Hauptroute für die Bomber nach Berlin verlief.

Großangriff vom 03./04.04.1945

Waren die bisherigen Luftschläge auf die Stadt zwar verlustreich an Menschenleben, richteten sie jedoch keine größeren Schäden in der Stadt an. Die Bevölkerung war durch die vielen täglichen Luftalarme abgestumpft und erschöpft. Viele Bürger werden sich das schnelle Ende der endlosen Luftalarme im Stillen gewünscht haben. Als an diesem Tag gegen 16.00 Uhr erneut die Sirenen heulten, hatten die Bürger bereits Routine darin, die Schutzräume aufzusuchen, um das Kommende zu erdulden. Es sollte dieser Luftangriff jedoch kein Angriff wie jeder andere zuvor werden.

Die Luftangriffe auf Nordhausen waren zwei verheerende Bombardements, die am 3. und 4. April 1945 von der britischen Royal Air Force durchgeführt wurden.

Sie zerstörten über 75 % der Stadt und töteten mindestens 8.800 Menschen. Die Angriffe galten vor allem dem Fliegerhorst und der Boelcke-Kaserne im Süden der Stadt, aber auch dem historischen Stadtkern, der viele Fachwerkbauten und Denkmäler beherbergte.

Die Angriffe waren Teil der alliierten Strategie, die deutsche Kriegsindustrie und die Moral der Bevölkerung zu schwächen. Die ersten Luftangriffe auf Nordhausen fanden im April 1944 statt, als amerikanische Bomber den Fliegerhorst und die Stadt mit insgesamt 296 Tonnen Bomben angriffen.

Diese Angriffe richteten jedoch nur geringe Schäden an und forderten wenige Opfer. Die Stadt galt als relativ sicher vor weiteren Bombardements, da sie keine bedeutenden Rüstungsbetriebe hatte und weit entfernt von den Frontlinien lag.

Das änderte sich jedoch im März 1945, als die Alliierten von den geheimen Raketen- und Waffenfabriken in den nahe gelegenen KZ-Außenlagern Dora-Mittelbau und Harzungen erfuhren. Diese Lager waren Teil des sogenannten Mittelwerk-Komplexes, in dem unter unmenschlichen Bedingungen Tausende von Häftlingen Zwangsarbeit leisten mussten, um die V1- und V2-Raketen für das Nazi-Regime zu produzieren. Die Alliierten beschlossen, diese Lager und die zugehörigen Transport- und Versorgungswege zu zerstören, um die deutsche Kriegsmaschinerie zu stoppen.

Am 3. April 1945 starteten 243 britische Lancaster-Bomber von ihren Basen in England zu einem Großangriff auf Nordhausen. Sie warfen 1.569 Tonnen Bomben ab, darunter Sprengbomben, Brandbomben und Luftminen. Die Bomben fielen vor allem auf den südlichen Teil der Stadt, wo sich der Fliegerhorst, die Boelcke-Kaserne, das Mittelwerk-Lager Dora-Mittelbau und das Krankenhaus befanden. Die Explosionen und Brände zerstörten fast alle Gebäude in diesem Bereich und töteten viele Menschen, darunter auch Häftlinge aus dem Lager. Die Druckwellen der Luftminen beschädigten auch Gebäude in der Innenstadt und in anderen Stadtteilen.

Am nächsten Tag, dem 4. April 1945, folgte ein zweiter Großangriff mit 226 Lancaster-Bombern, die 817 Tonnen Bomben abwarfen. Diesmal war das Ziel vor allem die Innenstadt von Nordhausen, wo sich viele historische Gebäude, Kirchen, Rathaus, Marktplatz, Geschäfte und Wohnhäuser befanden. Die Bomben lösten einen Feuersturm aus, der sich rasch über die eng bebauten Straßen ausbreitete.

Die Menschen hatten kaum Zeit zu fliehen oder sich in Schutzräumen zu verstecken. Viele verbrannten oder erstickten in den Flammen. Die Situation nach den beiden Angriffen war katastrophal. Die Stadt war zu einem Trümmerfeld geworden, in dem nur noch wenige Gebäude standhielten.

Die meisten Straßen waren unpassierbar, die Wasser- und Stromversorgung war unterbrochen, die Kommunikation war zusammengebrochen. Die Überlebenden waren traumatisiert, verwundet oder obdachlos. Viele suchten verzweifelt nach ihren Angehörigen oder Freunden unter den Trümmern. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten wurden durch den Mangel an Personal, Fahrzeugen und Geräten erschwert. Hinzu kam die Angst vor weiteren Angriffen oder dem Einmarsch der amerikanischen Truppen, die sich bereits in der Nähe befanden.

Zahlreiche Denkmale von hervorragender Bedeutung, darunter die für Nordhausen charakteristischen Fachwerkbauten des 13. bis 19. Jahrhunderts, wurden vernichtet. Zu den wichtigsten Gebäuden, die zerstört oder schwer beschädigt wurden, gehörten:

Die Marktkirche St. Nikolai, eine gotische Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert mit einem romanischen Turm aus dem 12. Jahrhundert. Sie war die Hauptkirche der Stadt und beherbergte wertvolle Kunstwerke, wie das Altarretabel von Lucas Cranach dem Älteren, das Epitaph von Graf Botho zu Stolberg und die Orgel von Johann Michael Röder.

Das Rathaus, ein Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert mit einem barocken Anbau aus dem 18. Jahrhundert. Es war der Sitz der Stadtverwaltung und des Stadtarchivs, das viele historische Dokumente und Urkunden enthielt.

Das Stadthaus, ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert mit einem Renaissancegiebel aus dem 16. Jahrhundert. Es war das älteste erhaltene Profangebäude der Stadt und diente als Sitz des Stadtgerichts und der Bürgermeister.

Die Blasii-Kirche, eine gotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert mit einem romanischen Turm aus dem 12. Jahrhundert. Sie war die zweitgrößte Kirche der Stadt und beherbergte ebenfalls bedeutende Kunstwerke, wie das Altarretabel von Hans Hesse, das Epitaph von Graf Heinrich zu Stolberg und die Orgel von Johann Friedrich Wender.

Die Frauenbergkirche, eine romanische Basilika aus dem 12. Jahrhundert mit einem gotischen Chor aus dem 14. Jahrhundert. Sie war die älteste Kirche der Stadt und stand auf einem Hügel über der Altstadt. Sie war ein Wallfahrtsort und beherbergte eine wundertätige Marienstatue aus dem 13. Jahrhundert.

Das Kloster St. Georgii et Jacobi, ein ehemaliges Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert mit einer romanischen Kirche und einem gotischen Kreuzgang. Es war das größte Kloster der Stadt und diente nach der Reformation als Schule und Hospital.

Das Königshof, ein ehemaliger Königspfalz aus dem 10. Jahrhundert mit einer romanischen Kapelle aus dem 11. Jahrhundert. Er war der älteste erhaltene Bau der Stadt und diente als Residenz der deutschen Könige und Kaiser bei ihren Aufenthalten in Nordhausen.

Das Rolandhaus, ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert mit einem Rolandstandbild aus dem 17. Jahrhundert an der Fassade. Es war das Symbol der städtischen Freiheit und Rechte und diente als Sitz des Rates der Neustadt.

Das Tabakspeicher, ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert mit einem markanten Treppengiebel. Es war das größte Fachwerkhaus der Stadt und diente als Lagerhaus für Tabakwaren.

Neben diesen Gebäuden wurden auch viele andere historische Bauten, wie die Petri-Kirche, die Domus Templi (Templerhaus), das Walkenrieder Haus, das Bürgermeister-Meyenburg-Haus, und das Kornhaus.

Quellenangabe:

Luftangriffe auf Nordhausen – Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Luftangriffe_auf_Nordhausen (abgerufen am 21.07.2023)

Luftangriffe auf Nordhausen – NordhausenWiki. https://nordhausen-wiki.de/wiki/Luftangriffe_auf_Nordhausen (abgerufen am 21.07.2023)

Luftangriffe auf Nordhausen – Wikiwand. https://www.wikiwand.com/de/Luftangriffe_auf_Nordhausen (abgerufen am 21.07.2023)

Bingabfrage:

Luftangriffe auf Nordhausen site:de.wikipedia.org, Stand 21.07.2023

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