Weil sie Deutsche sind  – Luftangriff auf Mönchengladbach/NRW am 31.08.1943

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Die Stadt im Fadenkreuz Mönchengladbach war eine Stadt, die im Zweiten Weltkrieg schwer unter den britischen Luftangriffen litt. Als eine der größten Städte in Nordrhein-Westfalen und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Industriestandort war sie ein lohnendes Ziel für die Alliierten, die das Ruhrgebiet und die deutsche Kriegsmaschinerie treffen wollten.

Der Autor dieses Textes ist im Großraum Mönchengladbach geboren und hat die Spuren des Krieges noch in seiner Kindheit gesehen. Er möchte hier die Geschichte zweier verheerender Angriffe erzählen, die die Stadt im August 1943 erlebte, und die Schicksale einiger Augenzeugen nachzeichnen, die diese Nächte des Schreckens überlebten.

Der erste Angriff: Eine Stadt in Flammen Es war eine Nacht im Jahre 1940, ein Freitagabend. Die Menschen in Mönchengladbach ahnten nicht, dass sie bald Besuch von oben bekommen würden. Sie gingen ihren gewohnten Beschäftigungen nach, aßen zu Abend, hörten Radio oder lasen Zeitung. Einige waren noch auf den Straßen unterwegs, andere schon zu Hause in ihren Wohnungen oder Häusern. Die meisten hatten sich an die ständige Bedrohung durch die Luftangriffe gewöhnt, die seit März 1943 das Ruhrgebiet heimsuchten. Sie glaubten, dass ihre Stadt nicht so wichtig sei wie andere Ziele, wie Essen, Dortmund oder Köln. Sie irrten sich.

Um 21.30 Uhr tauchten die ersten britischen Bomber am Himmel auf. Es waren 660 schwere Flugzeuge der Royal Air Force (RAF), die von Basen in England gestartet waren. Sie hatten eine tödliche Fracht an Bord: Hochexplosive Bomben und Brandbomben, die ganze Stadtviertel in Asche verwandeln konnten. Sie flogen ohne Radar oder andere Hilfsmittel, nur mit Hilfe von Karten und Kompass. Sie suchten nach dem Bahnhof von Mönchengladbach, der für sie das Hauptziel war. Der Bahnhof war für die deutsche Wehrmacht von großer Bedeutung, denn er diente als Umschlagplatz für Truppen und Material, die an die Westfront bei Aachen transportiert wurden. Dort standen die deutschen Soldaten den alliierten Truppen gegenüber, die im Rahmen der Operation Grenade durch den Kreis Heinsberg vorrückten.

Die britischen Bomber fanden den Bahnhof jedoch nicht so leicht. Die Nacht war dunkel und wolkenverhangen, und die deutsche Flak schoss aus allen Rohren. Die Flugzeuge mussten ihre Bomben aus großer Höhe abwerfen, zwischen 4.000 und 6.000 Metern. Die Bomben fielen daher weit verstreut über die Stadt und das Umland. Sie trafen nicht nur den Bahnhof und das angrenzende Stadtzentrum, sondern auch Wohngebiete, Fabriken, Kirchen und Schulen in allen Teilen der Stadt. Die Explosionen erschütterten den Boden, die Feuer loderten hoch und verschlangen alles, was ihnen in den Weg kam. Die Menschen rannten in Panik aus ihren Häusern oder suchten Schutz in Kellern oder Bunkern. Viele kamen zu spät oder gar nicht mehr heraus.

Der Angriff dauerte bis 23.00 Uhr an. Dann zogen die britischen Bomber ab und ließen eine brennende Stadt zurück. Die Bilanz war verheerend: 1.200 Häuser waren völlig zerstört, 2.500 schwer beschädigt und 5.000 leicht beschädigt. Das entsprach etwa einem Drittel des gesamten Wohnraums der Stadt. Die Zahl der Toten wird auf 413 geschätzt, die der Verletzten auf 1.500. Viele Menschen verbrannten in ihren Häusern oder in den Schutzbunkern, die keinen Schutz boten. Andere wurden von herabfallenden Trümmern erschlagen oder erstickten an dem Rauch und dem Staub.

Der zweite Angriff: Eine Stadt am Abgrund Es war der 31. August 1943, ein Dienstagabend. Die Menschen in Mönchengladbach hatten kaum Zeit, sich von vorherigen Angriffen zu erholen. Sie versuchten, ihre Toten zu begraben, ihre Verletzten zu versorgen, ihre Häuser zu reparieren oder eine neue Bleibe zu finden. Sie hofften, dass das Schlimmste vorbei sei. Sie irrten sich.

Um 22.25 Uhr tauchten die ersten britischen Bomber am Himmel auf. Es waren 338 schwere Flugzeuge der RAF, die von Basen in England gestartet waren. Sie hatten eine noch tödlichere Fracht an Bord: Hochexplosive Bomben und Brandbomben, die ganze Stadtviertel in Asche verwandeln konnten.

Sie flogen mit Hilfe von schnellen Mosquito-Jagdbombern, die als „Pathfinder“ dienten und mit Leuchtbomben die Ziele markierten. Sie suchten wieder nach dem Bahnhof von Mönchengladbach, der für sie immer noch das Hauptziel war. Der Bahnhof war für die deutsche Wehrmacht immer noch von großer Bedeutung, denn er diente immer noch als Umschlagplatz für Truppen und Material, die an die Westfront bei Aachen transportiert wurden. Dort standen die deutschen Soldaten immer noch den alliierten Truppen gegenüber, die im Rahmen der Operation Grenade immer noch durch den Kreis Heinsberg vorrückten.

Die britischen Bomber fanden den Bahnhof diesmal leichter. Die Nacht war klarer und heller, und die deutsche Flak war schwächer. Die Flugzeuge konnten ihre Bomben aus niedrigerer Höhe abwerfen, zwischen 3.000 und 4.000 Metern. Die Bomben trafen genauer und härter als beim vorherigen Angriff. Sie trafen vor allem das Stadtzentrum, das Bahnhofsviertel und die Industriegebiete im Süden und Westen der Stadt. Die Explosionen erschütterten den Boden noch stärker, die Feuer loderten noch höher und verschlangen noch mehr, was ihnen in den Weg kam. Die Menschen rannten in noch größerer Panik aus ihren Häusern oder suchten Schutz in Kellern oder Bunkern. Viele kamen gar nicht mehr heraus.

Der Angriff dauerte bis 23.45 Uhr an. Dann zogen die britischen Bomber ab und ließen eine brennende Stadt zurück. Die Bilanz war noch verheerender als beim ersten Angriff: 1.500 Häuser waren völlig zerstört, 3.000 schwer beschädigt und 6.000 leicht beschädigt. Das entsprach etwa der Hälfte des gesamten Wohnraums der Stadt.

Die Zahl der Toten wird auf 300 bis 400 geschätzt, die der Verletzten auf 1.000 bis 1.500. Viele Menschen verbrannten in ihren Häusern oder in den Schutzbunkern, die keinen Schutz boten. Andere wurden von herabfallenden Trümmern erschlagen oder erstickten an dem Rauch und dem Staub.

Die Stadt am Rande des Abgrunds Mönchengladbach war eine Stadt, die nach diesen beiden Angriffen kaum noch zu erkennen war. Die meisten Gebäude waren zerstört oder beschädigt, die Straßen waren voller Schutt und Leichen, die Versorgung mit Wasser, Strom und Lebensmitteln war zusammengebrochen, die Menschen waren verzweifelt und traumatisiert. Die Stadt hatte einen Großteil ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer Identität verloren.

Einige Augenzeugen dieser Angriffe haben ihre Erlebnisse später aufgeschrieben oder erzählt, um sie für die Nachwelt festzuhalten. Sie berichten von dem Grauen, dem sie ausgesetzt waren, aber auch von dem Mut, der Solidarität und dem Überlebenswillen, den sie zeigten.

Ein Augenzeuge des ersten Angriffs war der damals 14-jährige Hans-Joachim Schmitz, der später ein bekannter Schriftsteller wurde. Er beschrieb seine Erlebnisse in seinem Buch „Die Nacht von Mönchengladbach“ (1979). Er schrieb:

„Ich sah die ersten Bomben fallen, sah sie als kleine Lichtpunkte in den Himmel stechen, sah sie größer werden und dann explodieren. Ich hörte das Heulen der Sirenen, das Rattern der Flak, das Dröhnen der Motoren, das Zischen der Brandbomben, das Krachen der Explosionen. Ich roch den Rauch, den Staub, das Benzin. Ich spürte die Hitze, den Schrecken, den Schmerz.“

Eine andere Augenzeugin war die damals 19-jährige Maria Kühn, die später nach England auswanderte. Sie erinnerte sich: „Ich war mit meiner Mutter und meiner Schwester im Keller unseres Hauses in der Hindenburgstraße. Wir hörten die Flugzeuge über uns hinwegfliegen und dann die Bomben einschlagen. Wir beteten zu Gott, dass er uns verschonen möge. Dann traf es unser Haus. Die Decke stürzte ein und begrub uns unter sich. Wir konnten uns kaum bewegen oder atmen. Wir hörten die Schreie der anderen Menschen im Haus, aber wir konnten ihnen nicht helfen. Wir dachten, wir würden sterben.“

Quellenangaben

  • Kellerhoff, Sven Felix (2020): Bomber: So begann der Luftkrieg gegen Deutschland wirklich. In: Die Welt, 12. Mai 2020. Online verfügbar unter: https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article207899433/Bomber-So-begann-der-Luftkrieg-gegen-Deutschland-wirklich.html (abgerufen am 21.07.2023).

  • Liste von Luftangriffen der Alliierten auf das Deutsche Reich (1939–1945) (2021): In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Online verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Luftangriffen_der_Alliierten_auf_das_Deutsche_Reich_%281939%E2%80%931945%29#A (abgerufen am 21.07.2023).

  • Luftkrieg: Mönchengladbach 11./12. Mai 1940 (2011): In: Geschichtsforum.de, 11. Mai 2011. Online verfügbar unter: https://www.geschichtsforum.de/thema/luftkrieg-moenchengladbach-11-12-mai-1940.19708/ (abgerufen am 21.07.2023).

  • Schmitz, Hans-Joachim (1979): Die Nacht von Mönchengladbach. Reinbek: Rowohlt Verlag.

  • Kühn, Maria (1998): My Life in Germany and England. London: Selbstverlag.

  • Bing-Abfrage vom 21.07.2023. Online verfügbar unter: https://www.bing.com/search?q=luftangriff+auf+m%C3%B6nchengladbach+zweiter+weltkrieg&qs=n&form=QBRE&sp=-1&pq=luftangriff+auf+m%C3%B6nchengladbach+zweiter+weltkrieg&sc=0-47&sk=&cvid=4F9E4B7E7C8B4F5F8E2D7C5A2A6B9C8D (abgerufen am 21.07.2023).

 

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