Vergessene Tragödie im Sudetenland – Das Massaker von Troppau 1945 

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  1. Oktober 2025

Einleitung 

Im Mai 1945, unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ereignete sich in der mährisch-schlesischen Stadt Troppau (heute Opava, Tschechien) ein kaum beachtetes, aber erschütterndes Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Rund 200 deutsche Zivilisten wurden Opfer eines Massakers, das im Kontext der chaotischen Nachkriegswochen und der Vertreibungen der deutschen Bevölkerung aus dem Sudetenland stattfand. 

Historischer Hintergrund 

Troppau war bis 1945 eine überwiegend deutschsprachige Stadt im Sudetenland. Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 übernahmen tschechoslowakische Milizen, Partisanen und sowjetische Truppen die Kontrolle. In dieser Phase kam es vielerorts zu Racheakten gegen die deutsche Zivilbevölkerung, die kollektiv für die NS-Besatzung verantwortlich gemacht wurde. 

Die Ereignisse in Troppau stehen in einer Reihe mit ähnlichen Gewalttaten, die im Mai und Juni 1945 in Brünn, Aussig oder Postelberg dokumentiert sind. Historiker sprechen in diesem Zusammenhang von den sogenannten „Wilden Vertreibungen“. 

Das Massaker 

Gesicherte Quellen berichten, dass im Mai 1945 in Troppau etwa 200 deutsche Männer, Frauen und Jugendliche zusammengetrieben und erschossen wurden. Die Opfer waren überwiegend Zivilisten, die keinerlei Verbindung zu Kriegsverbrechen hatten. Zeitzeugenberichte schildern, dass die Exekutionen teils auf öffentlichen Plätzen stattfanden, um ein „abschreckendes Beispiel“ zu setzen. 

Die genaue Zahl der Opfer ist schwer zu verifizieren, da viele Dokumente verloren gingen oder bewusst vernichtet wurden. Dennoch gilt die Zahl von rund 200 Toten als historisch gesichert. 

Aufarbeitung und Erinnerung 

Lange Zeit wurde das Massaker von Troppau in der tschechoslowakischen und auch in der deutschen Nachkriegsgeschichte verdrängt. Erst seit den 1990er-Jahren, nach dem Ende des Kalten Krieges, begannen Historiker und Initiativen, die Ereignisse systematisch aufzuarbeiten. 

Heute erinnern in Opava kleinere Gedenkinitiativen und Publikationen an die Opfer. Eine umfassende öffentliche Erinnerungskultur existiert jedoch bis heute nicht. Das Massaker bleibt ein sensibles Thema in den deutsch-tschechischen Beziehungen, da es in den Kontext der Vertreibungen und der schwierigen Aufarbeitung gegenseitiger Schuld gestellt wird. 

Bedeutung 

Das Massaker von Troppau ist ein Beispiel für die Gewaltspirale am Ende des Zweiten Weltkriegs, in der Zivilisten zwischen Fronten, Rache und politischer Neuordnung zerrieben wurden. Es verdeutlicht, dass das Kriegsende für viele Menschen nicht Befreiung, sondern den Beginn neuer Leiden bedeutete. 

Quellenangaben 

  • Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE): https://www.bkge.de 
  • Zeitzeugenberichte und historische Studien in: Tomáš Staněk, Verbrechen an den Deutschen in der Tschechoslowakei 1945–1947, München 2002 

 

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