Weil sie Deutsche sind: Bombardierung der Möhnetalsperre am 16./17.05.1943

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Es war eine sternenklare Nacht im Mai 1943, als 19 britische Lancaster-Bomber über das deutsche Reich flogen. Ihr Ziel: die Staumauern von sechs Talsperren im heutigen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Ihr Plan: die Rüstungsindustrie an der Ruhr zu treffen, die Wasserversorgung zu unterbrechen und die Moral der Bevölkerung zu erschüttern. Ihr Name: Operation Chastise (Züchtigung).

Die Bomber waren mit einer speziellen Waffe ausgestattet: einer Roll- oder Rotationsbombe, die von dem Ingenieur Barnes Wallis entwickelt worden war. Die Bombe sollte kurz vor der Staumauer auf dem Wasser aufsetzen, an der Mauer entlang rollen und in einer bestimmten Tiefe explodieren. Die Druckwelle sollte dann die Mauer zum Einsturz bringen.

Die Operation war riskant und erforderte eine hohe Präzision und Mut von den Piloten und Besatzungen. Sie mussten in niedriger Höhe fliegen, um dem feindlichen Radar zu entgehen, und dabei Flak, Suchscheinwerfern und Sperrballons ausweichen. Sie mussten die Bomben aus genau 18 Metern Höhe und mit einer Geschwindigkeit von 370 km/h abwerfen, während sie sich auf einen kleinen Leuchtpunkt an der Mauer konzentrierten.

Der Angriff

Die Bomber starteten am Abend des 16. Mai von einem Flugplatz in England und flogen in drei Wellen los. Die erste Welle bestand aus neun Flugzeugen, die die Möhne- und Edertalsperre angreifen sollten. Die zweite Welle bestand aus fünf Flugzeugen, die die Sorpe- und Lister-Talsperre angreifen sollten. Die dritte Welle bestand aus fünf Flugzeugen, die als Reserve dienten.

Die erste Welle erreichte die Möhnetalsperre um 00:28 Uhr am 17. Mai. Der erste Angriff wurde von dem Geschwaderführer Guy Gibson geflogen, der auch der Kommandeur der Operation war. Er warf seine Bombe ab, aber sie verfehlte ihr Ziel knapp. Der zweite Angriff wurde von dem Piloten John Hopgood geflogen, aber seine Bombe prallte von der Mauer ab und explodierte in der Luft. Dabei wurde sein Flugzeug schwer beschädigt und stürzte kurz darauf ab.

Der dritte Angriff wurde von dem Piloten David Maltby geflogen, und er hatte Erfolg. Seine Bombe traf die Mauer genau an der richtigen Stelle und riss ein großes Loch in die Betonstruktur. Das Wasser begann aus dem Stausee zu strömen und eine gewaltige Flutwelle zu bilden.

Der vierte Angriff wurde von dem Piloten Henry Young geflogen, und er verstärkte den Schaden an der Mauer noch weiter. Seine Bombe explodierte direkt neben dem Loch von Maltby und vergrößerte es noch mehr.

Der fünfte Angriff wurde von dem Piloten Mick Martin geflogen, aber seine Bombe war überflüssig. Die Mauer war bereits gebrochen und das Wasser schoss mit einer ungeheuren Kraft aus dem See.

Gibson befahl den restlichen vier Flugzeugen seiner Welle, ihm zur Edertalsperre zu folgen. Er überflog noch einmal die Möhnetalsperre und sah das Ausmaß der Zerstörung. Er funkte nach England: “Goner 78A – Möhne breaching” (Goner 78A – Möhne bricht).

Die Folgen

Die Flutwelle, die durch den Bruch der Möhnetalsperre entstanden war, wälzte sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 15 Metern pro Sekunde durch das Tal der Möhne. Sie riss alles mit sich, was ihr im Weg stand: Häuser, Bäume, Brücken, Autos, Tiere und Menschen. Die Welle war bis zu 12 Meter hoch und hatte eine Breite von bis zu 400 Metern.

Die erste Ortschaft, die von der Welle getroffen wurde, war Günne. Dort wurden 68 Menschen getötet, darunter 22 Kinder. Die nächste Ortschaft war Delecke. Dort wurden 47 Menschen getötet, darunter 16 Kinder. Die nächste Ortschaft war Echtrop. Dort wurden 65 Menschen getötet, darunter 21 Kinder.

Die größte Katastrophe ereignete sich aber in Neheim, der ersten größeren Stadt im Tal. Dort lebten viele Zwangsarbeiter aus Osteuropa, die in der Metallindustrie eingesetzt wurden. Sie waren in einem Lager namens Möhnewiesen untergebracht, das direkt am Fluss lag. Als die Welle kam, hatten sie keine Chance zu entkommen. Sie waren in ihren Baracken eingeschlossen und ertranken oder wurden von den Trümmern erschlagen. Von den etwa 1300 bis 1500 Insassen des Lagers überlebten nur etwa 100.

Die Welle erreichte schließlich die Ruhr, in die die Möhne mündet. Dort verlor sie an Kraft und Höhe, richtete aber immer noch Schäden an. Insgesamt kamen durch die Flutwelle zwischen 1300 und mehr als 2400 Menschen ums Leben, je nach Quelle. Die meisten davon waren Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder. Auch einige alliierte Kriegsgefangene starben in ihren Lagern.

Die Zerstörung der Möhnetalsperre hatte aber auch Auswirkungen auf die Industrie im Ruhrgebiet. Die Wasserversorgung wurde für einige Wochen unterbrochen oder reduziert, was zu Produktionsausfällen und Transportproblemen führte. Auch die Stromerzeugung wurde beeinträchtigt, da einige Kraftwerke vom Wasser abhängig waren.

Die deutsche Propaganda versuchte, die Katastrophe für eine antisemitische Kampagne zu nutzen. Sie behauptete, dass die britischen Bomber von jüdischen Piloten geflogen wurden, die gezielt Zivilisten töten wollten. Sie nannte die Operation “das zweite Coventry”, in Anspielung auf den deutschen Luftangriff auf die englische Stadt im Jahr 1940.

Die britische Propaganda hingegen feierte die Operation als einen großen Erfolg und einen Beweis für den Erfindungsreichtum und den Mut der Royal Air Force. Sie nannte die Bomberbesatzungen “die Zerstörer der Dämme” oder “die Dambusters”. Die Operation wurde auch in einem populären Film aus dem Jahr 1955 verewigt.

Schluss

Die Operation Chastise war eine der spektakulärsten und umstrittensten Aktionen des Zweiten Weltkriegs. Sie zeigte sowohl die technischen Fähigkeiten als auch die moralischen Dilemmata der Luftkriegsführung. Sie hatte sowohl militärische als auch zivile Folgen, die bis heute nachwirken.

Die Operation Chastise war aber nicht kriegsentscheidend. Die deutschen Behörden konnten die Schäden an den Talsperren relativ schnell reparieren und die Wasserversorgung wiederherstellen. Die Rüstungsproduktion im Ruhrgebiet wurde nicht nachhaltig behindert. Die Moral der Bevölkerung wurde nicht gebrochen.

Die Operation Chastise war vor allem eine menschliche Tragödie. Sie kostete das Leben von vielen Menschen auf beiden Seiten des Konflikts, die nichts mit dem Krieg zu tun hatten oder ihm ausgeliefert waren. Sie hinterließ tiefe Narben in der Landschaft und in den Herzen der Überlebenden.

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