Weil sie Deutsche sind: Bombardierung der Edertalsperre am 17.05.1943

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Es war eine sternenklare Nacht im Mai 1943, als 19 britische Lancaster-Bomber über Deutschland flogen. Ihr Ziel: die Staumauern von sechs Talsperren im heutigen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Ihr Plan: die Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet lahmzulegen, die Wasserversorgung zu unterbrechen und die Moral der Bevölkerung zu erschüttern.

Die Operation Chastise, wie sie von den Briten genannt wurde, war eine gewagte und riskante Mission. Die Bomber mussten in niedriger Höhe fliegen, um dem deutschen Radar zu entgehen, und dabei feindlichem Feuer ausweichen. Sie mussten auch eine spezielle Waffe einsetzen: die Rollbombe, eine Erfindung des Ingenieurs Barnes Wallis.

Die Rollbombe war ein zylindrischer Sprengkörper, der vor dem Abwurf in Rotation versetzt wurde. Dadurch sollte sie auf der Wasseroberfläche abprallen und an der Staumauer entlangrollen, bis sie an einer bestimmten Tiefe explodierte. Die Explosion sollte dann einen Riss in der Mauer verursachen, der zum Einsturz führen würde.

Die Bomber waren in drei Gruppen aufgeteilt: die erste Gruppe griff die Möhnetalsperre an, die zweite Gruppe die Edertalsperre und die dritte Gruppe die Sorpe-, Lister- und Ennepetalsperre. Die Angriffe auf die Möhne- und Edertalsperre waren erfolgreich, die anderen scheiterten oder wurden abgebrochen.

Der Angriff auf die Edertalsperre

Die Edertalsperre war die zweite Station der Operation Chastise. Sie staut den Fluss Eder zu einem großen See auf, der Edersee. Die Talsperre wurde zwischen 1908 und 1914 erbaut und war damals die größte Europas. Sie diente der Regulierung des Wasserstands der Weser und des Mittellandkanals, sowie der Stromerzeugung.

Die zweite Gruppe bestand aus fünf Lancaster-Bombern unter dem Kommando von Squadron Leader Henry Maudslay. Sie flogen von der Möhnetalsperre aus weiter zur Edertalsperre. Dabei verloren sie zwei Flugzeuge durch Abstürze oder Beschuss.

Die drei verbliebenen Bomber erreichten die Edertalsperre gegen 1:50 Uhr morgens. Sie flogen aus westlicher Richtung an und orientierten sich an dem Schloss Waldeck, das auf einem Hügel über dem See thronte. Sie mussten eine enge Schleife fliegen, um sich für den Angriff auszurichten.

Der erste Bomber war der von Maudslay selbst. Er näherte sich der Talsperre in einer Höhe von etwa 18 Metern über dem Wasser. Er schaltete zwei Scheinwerfer ein, die ihm helfen sollten, die richtige Abwurfhöhe zu finden. Er ließ seine Rollbombe fallen, als er etwa 400 Meter vor der Mauer war.

Die Bombe prallte mehrmals auf dem Wasser auf und rollte dann an der Mauer entlang. Doch sie explodierte zu früh, bevor sie die optimale Tiefe erreicht hatte. Die Explosion beschädigte zwar die Mauer, aber nicht genug, um sie zum Einsturz zu bringen. Maudslay flog weiter und wurde kurz darauf von einer Flak getroffen. Sein Flugzeug stürzte ab und alle an Bord kamen ums Leben.

Der zweite Bomber war der von Flight Lieutenant John Hopgood. Er folgte Maudslay in geringem Abstand. Er hatte jedoch Probleme mit seinem Flugzeug, das bereits bei dem Angriff auf die Möhnetalsperre beschädigt worden war. Er verlor Treibstoff und Höhe und wurde ebenfalls von einer Flak beschossen.

Er ließ seine Bombe fallen, als er nur noch etwa 60 Meter über dem Wasser war. Die Bombe prallte nur einmal auf dem Wasser auf und schlug dann gegen die Mauer. Sie explodierte nicht, sondern blieb an der Mauer hängen. Hopgood versuchte, sein Flugzeug wieder in die Höhe zu bringen, aber es war zu spät. Er stürzte ab und nur zwei seiner Besatzungsmitglieder überlebten mit dem Fallschirm.

Der dritte und letzte Bomber war der von Pilot Officer Les Knight. Er hatte den Angriff von Maudslay und Hopgood beobachtet und entschied sich, einen anderen Kurs zu fliegen. Er flog etwas weiter südlich an und näherte sich der Talsperre in einem flacheren Winkel. Er ließ seine Bombe fallen, als er etwa 300 Meter vor der Mauer war.

Die Bombe prallte mehrmals auf dem Wasser auf und rollte dann an der Mauer entlang. Sie explodierte genau an der richtigen Stelle, etwa neun Meter unter der Wasseroberfläche. Die Explosion riss ein großes Loch in die Mauer, das sich schnell vergrößerte. Die Talsperre war zerstört.

Knight flog weiter und entkam dem deutschen Feuer. Er kehrte sicher nach England zurück und wurde für seine Tapferkeit ausgezeichnet.

Die Folgen der Zerstörung

Die Zerstörung der Edertalsperre hatte verheerende Folgen für die Menschen und die Landschaft unterhalb der Talsperre. Etwa 160 Millionen Kubikmeter Wasser strömten aus dem Edersee und bildeten eine gewaltige Flutwelle, die alles mitriss, was sich ihr in den Weg stellte.

Die Flutwelle erreichte eine Höhe von bis zu 12 Metern und eine Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde. Sie zerstörte Häuser, Brücken, Straßen, Eisenbahnschienen, Fabriken, Felder und Wälder. Sie riss Menschen, Tiere, Fahrzeuge und andere Gegenstände mit sich.

Die Flutwelle traf zuerst die Ortschaften am Ufer des Edersees, wie Asel, Bringhausen, Nieder-Werbe und Waldeck. Viele Menschen wurden im Schlaf überrascht und hatten keine Chance zu fliehen. Die Flutwelle setzte sich dann den Fluss Eder hinab fort und erreichte die Städte Fritzlar, Felsberg, Gensungen und Melsungen.

Die Flutwelle traf auch mehrere Kriegsgefangenenlager, in denen alliierte Soldaten festgehalten wurden. Viele von ihnen ertranken oder wurden von Trümmern erschlagen. Einige konnten sich retten oder wurden von deutschen Soldaten gerettet.

Die Flutwelle erreichte schließlich die Stadt Kassel, die etwa 50 Kilometer von der Talsperre entfernt lag. Dort traf sie auf die Fulda, einen Nebenfluss der Weser. Die Fulda trat über ihre Ufer und überflutete große Teile der Stadt. Die Flutwelle verursachte auch einen Kurzschluss in einem Umspannwerk, wodurch die Stromversorgung in der Stadt ausfiel.

Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt, da viele Leichen nie gefunden oder identifiziert wurden. Schätzungen zufolge kamen zwischen 1300 und mehr als 2400 Menschen ums Leben, davon ein erheblicher Anteil Zwangsarbeiter aus Osteuropa und alliierte Kriegsgefangene.

Die materiellen Schäden waren ebenfalls enorm. Etwa 700 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt, darunter Fabriken, Kraftwerke, Bahnhöfe und Kirchen. Die Infrastruktur wurde schwer beeinträchtigt, vor allem die Bahn- und Schifffahrtsverbindungen.

Die Zerstörung der Edertalsperre war ein schwerer Schlag für das nationalsozialistische Deutschland. Sie zeigte die Verwundbarkeit des Landes vor den alliierten Luftangriffen und schwächte die Rüstungsproduktion im Ruhrgebiet. Sie war auch ein psychologischer Schock für die Bevölkerung, die sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher fühlte.

Die Zerstörung der Edertalsperre war aber auch ein teurer Preis für die Alliierten. Sie kostete das Leben von 53 Soldaten und acht Flugzeugen.

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