Deutsche Sagen und Legenden: Die Winselmutter

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Deutschland und die deutschsprachigen Länder Österreich, Liechtenstein und die Schweiz sind reich an Sagen und Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Viele dieser Erzählungen haben einen gemeinsamen Kern, der je nach Region unterschiedlich ausgeschmückt wurde. Leider sind viele Sagen und Legenden im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten oder nur noch in Bruchstücken erhalten.

Die Winselmutter ist eine Sagengestalt, die in verschiedenen Regionen Deutschlands vorkommt, vor allem im Erzgebirge, im Vogtland und in Ostthüringen1. Sie wird meist als ältere Frau beschrieben, die keine Ruhe findet, weil sie ihren Sohn verloren hat12. Sie erscheint als weiße Gestalt, als wandelndes Licht oder als klagende Stimme an unheimlichen Orten oder im Haus Schwerkranker12. Die Begegnung mit einer Winselmutter gilt als böses Vorzeichen für den Tod eines Menschen12.

Eine bekannte Erzählung über die Winselmutter ist die vom Oswaldbach bei Grünhain13. Diese überlieferte Sage geht so:

Es war einmal eine Mutter, die ihren einzigen Sohn über alles liebte. Er war ein hübscher und fleißiger Jüngling, der sich in ein Mädchen aus dem Nachbardorf verliebt hatte. Die beiden schmiedeten Pläne für eine gemeinsame Zukunft und tauschten oft Liebesbriefe aus. Doch eines Tages erhielt der Jüngling einen Brief von seiner Geliebten, in dem sie ihm mitteilte, dass sie einen anderen Mann heiraten würde. Sie bat ihn um Verzeihung und um Vergessen.

Der Jüngling war tief erschüttert und verzweifelt. Er konnte nicht glauben, dass seine Liebe so schnell verraten worden war. Er fühlte sich einsam und verlassen und sah keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er beschloss, seinem Leid ein Ende zu setzen. Er ging zum Oswaldbach, einem reißenden Fluss, der in der Nähe seines Dorfes floss. Er suchte sich eine tiefe Stelle aus und sprang ins Wasser. Die Strömung riss ihn mit sich fort und er ertrank.

Die Mutter ahnte nichts von dem Schicksal ihres Sohnes. Sie wartete jeden Tag auf seine Rückkehr und machte sich Sorgen, als er nicht mehr nach Hause kam. Sie fragte die Nachbarn und die Freunde ihres Sohnes, ob sie etwas von ihm wussten, aber niemand konnte ihr Auskunft geben. Sie beschloss, selbst nach ihm zu suchen. Sie folgte dem Oswaldbach stromaufwärts und stromabwärts, in der Hoffnung, einen Hinweis auf seinen Verbleib zu finden. Sie rief seinen Namen und bat ihn, zu ihr zurückzukehren.

Sieben Tage lang suchte sie unermüdlich nach ihrem Sohn. Sie aß nichts, sie trank nichts, sie schlief nicht. Sie hatte nur ein Ziel vor Augen: ihren Sohn zu finden. Doch sie fand ihn nicht. Sie fand nur sein Grabtuch, das er am Ufer zurückgelassen hatte, bevor er ins Wasser sprang. Sie erkannte es sofort und begriff, was geschehen war. Sie brach in Tränen aus und klagte Gott an, ihr ihren Sohn genommen zu haben. Sie schwor, nicht eher zu ruhen, bis sie ihren Sohn gefunden hätte.

Doch sie ruhte nie mehr. Sie starb an Erschöpfung und gebrochenem Herzen am Ufer des Oswaldbachs. Doch weil sie mit Gott gehadert und gegen seinen Willen geschworen hatte, blieb ihr auch nach dem Tod keine Ruhe. Sie wurde zu einer Winselmutter, einer unglücklichen Seele, die jede Nacht am Bach umhergeht und unter Wehklagen nach dem Leichnam ihres Kindes sucht. Sie erscheint als weiße Gestalt oder als wandelndes Licht oder als klagende Stimme an unheimlichen Orten oder im Haus Schwerkranker. Die Begegnung mit einer Winselmutter gilt als böses Vorzeichen für den Tod eines Menschen.

So geht die Winselmutter noch heute um und sucht nach ihrem Sohn. Und niemand kann ihr helfen oder trösten.

Die Winselmutter hat Ähnlichkeiten mit anderen Sagengestalten aus der keltischen Mythologie, wie der Banshee, der Gwrach y Rhibyn, der Mallt-y-Nos oder der Cailleach2. Diese werden ebenfalls als weinende oder schreiende Frauen dargestellt, die den Tod ankündigen oder betrauern2.

Quellenangaben:

Bing-Abfrage vom 19.07.2023

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