Weil sie Deutsche sind – Das Massaker von Postelberg 1945 

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  1. Oktober 2025

Im Juni 1945, wenige Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ereignete sich im nordböhmischen Postelberg (tschechisch: Postoloprty) eines der schwersten Massaker an der deutschen Zivilbevölkerung in der Tschechoslowakei. Etwa 760 deutsche Zivilisten – Männer, Frauen und Jugendliche – wurden Opfer von Gewaltakten, die von tschechoslowakischen Militäreinheiten und lokalen Kräften verübt wurden. 

Historischer Hintergrund 

Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 stand die Tschechoslowakei vor der Herausforderung, die deutsche Minderheit im Land zu behandeln. Die sogenannte „wilde Vertreibung“ begann bereits vor den offiziellen Beschlüssen der Alliierten in Potsdam. In dieser Phase kam es vielerorts zu Übergriffen, Misshandlungen und Massakern an Deutschen, die als „Kollektivschuldige“ betrachtet wurden. Postelberg, eine Kleinstadt im Sudetenland, wurde zum Schauplatz eines besonders grausamen Kapitels dieser Nachkriegsgewalt. 

Der Ablauf der Ereignisse 

Im Juni 1945 wurden deutsche Zivilisten aus Postelberg und den umliegenden Orten zusammengetrieben. Unter den Opfern befanden sich vor allem Männer zwischen 13 und 65 Jahren, doch auch Frauen und Jugendliche wurden nicht verschont. Die Gefangenen wurden in improvisierten Lagern festgehalten, misshandelt und schließlich in mehreren Wellen erschossen. Zeitzeugen berichten von Massengräbern, die hastig außerhalb der Stadt angelegt wurden. Die Zahl der Opfer wird von Historikern auf rund 760 Menschen geschätzt. Exakte Zahlen sind schwer zu ermitteln, da viele Dokumente verloren gingen oder bewusst vernichtet wurden. 

Aufarbeitung und Erinnerung 

Lange Zeit wurde das Massaker von Postelberg in der tschechischen Öffentlichkeit verschwiegen. Erst in den 1990er-Jahren begann eine breitere historische Aufarbeitung. Erste Exhumierungen und Untersuchungen bestätigten die Dimension des Verbrechens. In den 2000er-Jahren veröffentlichten Historiker wie Tomáš Staněk und Adrian von Arburg Studien, die das Geschehen detailliert dokumentierten. Im Jahr 2010 fanden schließlich offizielle Gedenkveranstaltungen in Postoloprty statt, die erstmals öffentlich an die Opfer erinnerten. Heute gilt das Massaker von Postelberg als Symbol für die Gewalt der unmittelbaren Nachkriegszeit und die schwierige Erinnerungskultur zwischen Deutschen und Tschechen. 

Bedeutung 

Das Geschehen zeigt, wie tief Hass, Rache und politische Umbrüche in den Alltag der Nachkriegszeit eingriffen. Es verdeutlicht, dass das Ende des Krieges nicht automatisch Frieden bedeutete, sondern für viele Menschen eine neue Phase von Leid und Verlust einleitete. 

 

Quellenangaben 

  • Staněk, Tomáš: Verfolgung 1945. Die tschechischen Länder zwischen Vertreibung und Neubeginn, Prag 1991 

 

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