Weil sie Deutsche sind  – Der Feuersturm von Potsdam am 14.04.1945

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Potsdam war eine Stadt voller Geschichte, Kultur und Schönheit. Die ehemalige Residenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser war berühmt für ihre prächtigen Schlösser, Parks und Kirchen. Doch in der Nacht vom 14. zum 15. April 1945 wurde diese Stadt zum Ziel eines verheerenden Luftangriffs der britischen Royal Air Force (RAF), der große Teile der Innenstadt in Schutt und Asche legte.

Der Angriff

Um 22:16 Uhr heulten die Sirenen in Potsdam. Die Bewohner wussten, was das bedeutete: Fliegeralarm. Sie suchten Schutz in Kellern, Bunkern oder auf dem Land. Am Himmel erschienen 490 schwere viermotorige Lancaster-Bomber der RAF, die aus England gestartet waren. Sie hatten eine tödliche Fracht an Bord: etwa 1700 Tonnen Bomben, darunter Sprengbomben, Minenbomben und Brandbomben.

Die Bomber flogen in einer Höhe von etwa 6000 Metern über die Stadt und warfen ihre Bomben ab. Vier Leuchtbomben markierten das Zielgebiet: die Potsdamer Altstadt. Der Bahnhof am Rand des Zielgebiets war nach alliierten Angaben das Hauptangriffsziel1, aber die Menge und Art der Bomben deuteten auf die gezielte Vernichtung der Altstadt hin2.

Die Bomben fielen wie ein tödlicher Regen auf die Stadt. Die Explosionen zerstörten Gebäude, Straßen und Brücken. Die Brandbomben entfachten ein Feuerinferno, das sich rasch ausbreitete. Die Flammen schlugen meterhoch in den Nachthimmel und erhellten die Szene des Grauens. Die Hitze war so groß, dass das Metall schmolz und das Wasser verdampfte.

Die Menschen in der Stadt erlebten eine Nacht des Schreckens. Viele starben sofort durch die Bomben oder wurden unter den Trümmern begraben. Andere erstickten oder verbrannten im Feuersturm. Manche versuchten zu fliehen, aber fanden keinen Ausweg aus dem Flammenmeer. Einige überlebten in den Schutzräumen, aber mussten mit ansehen, wie ihre Stadt zerstört wurde.

Einige Augenzeugenberichte vermitteln einen Eindruck von dem Leid und der Verzweiflung, die die Potsdamer durchmachten:

  • Dorothea Günther, eine Hausfrau, berichtete: „Am Vormittag des 14. April, einem Sonnabend, hatte ich die Betten frisch bezogen und genoss nach getaner Arbeit den adretten Anblick. Doch wir sollten nicht mehr dazu kommen, das Wohlgefühl der frisch bezogenen Betten zu erleben, denn am Abend dieses Tages erlebte Potsdam sein „Dresden“.“3

 

  • Werner Rüdiger, ein Schüler, erinnerte sich: „Wir saßen im Keller unseres Hauses in der Berliner Straße 10/11 […] Wir hörten das Brummen der Flugzeuge über uns und spürten die Erschütterungen der Bombeneinschläge […] Plötzlich wurde es hell im Kellerfenster […] Wir sahen nach oben und sahen einen Feuerschein […] Wir rannten aus dem Keller […] Wir sahen nur noch Feuer um uns herum […] Wir rannten durch die Flammen […] Wir kamen an den Stadtkanal […] Wir sprangen ins Wasser […] Wir schwammen bis zur nächsten Brücke […] Wir kletterten aus dem Wasser […] Wir waren gerettet.“

 

  • Hans-Joachim Schröder, ein Soldat, schilderte: „Ich war als Soldat im Reichsarchiv auf dem Brauhausberg stationiert […] Wir hatten den Auftrag, das Archiv zu schützen […] Wir hörten den Fliegeralarm […] Wir gingen auf die Dachterrasse […] Wir sahen die Bomber über uns […] Wir schossen mit unseren Gewehren auf sie […] Wir sahen die Bomben fallen […] Wir rannten in den Keller […] Wir hörten die Detonationen […] Wir hörten das Knistern des Feuers […] Wir rochen den Rauch […] Wir wussten, dass das Archiv brannte […] Wir konnten nichts tun.“

Die Folgen

Der Luftangriff dauerte etwa eine halbe Stunde, aber die Folgen waren verheerend. Etwa 1593 Potsdamer starben bei dem Bombardement oder danach im Flammenmeer, fast 1000 Gebäude in der Innenstadt wurden völlig zerstört und rund 60.000 Menschen wurden obdachlos.

Die historischen Bauwerke der Stadt wurden schwer getroffen. Das Stadtschloss, die Garnisonkirche und andere bedeutende Bauwerke brannten aus und wurden später abgerissen. Die Nikolaikirche und das Alte Rathaus am Alten Markt wurden schwer beschädigt, aber nach dem Krieg wiederhergestellt. Das Reichsarchiv auf dem Brauhausberg brannte aus und viele wertvolle Dokumente gingen verloren.

Die Zerstörung der Stadt war nicht nur ein materieller Verlust, sondern auch ein kultureller und symbolischer Verlust. Potsdam war ein Zeugnis der deutschen Geschichte und Identität, das durch den Luftangriff unwiederbringlich beschädigt wurde.

Die Erinnerung

Der Luftangriff auf Potsdam ist auch als „Nacht von Potsdam“ bekannt und gilt als eines der schlimmsten Ereignisse in der Geschichte der Stadt. Die Potsdamer gedenken jedes Jahr am 14. April der Opfer und der Zerstörung ihrer Stadt. Auf dem Neuen Friedhof gibt es eine große Gedenkstätte mit Einzel- und Massengräbern für die Bombentoten. An vielen Orten in der Stadt sind Gedenktafeln angebracht, die an die zerstörten Gebäude erinnern. Auch in der Literatur, in der Kunst und in der Musik wurde der Luftangriff thematisiert.

Der Luftangriff auf Potsdam war einer der letzten Angriffe der Alliierten auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg. Er war Teil einer Strategie, die den Krieg durch die Bombardierung von zivilen Zielen beenden sollte. Die moralische Rechtfertigung und die militärische Wirkung dieser Strategie sind bis heute umstritten.

1: Kriegsentscheidend? Warum Bomben auf Potsdam fielen – WELT

2: Luftangriff auf Potsdam – Wikipedia

3: LeMO Dorothea Günther: Die Bombardierung Potsdams 1945

: Zeitzeugenbericht von Werner Rüdiger

: Zeitzeugenbericht von Hans-Joachim Schröder

: Luftangriff auf Potsdam – Wikipedia

: Luftangriff auf Potsdam – Wikipedia

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