Weil sie Deutsche sind  – Luftangriff vom 17.12.1944 auf Ulm

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Am 17. Dezember 1944 erlebte Ulm den schwersten Luftangriff seiner Geschichte. Mehr als 300 britische Bomber warfen innerhalb von 25 Minuten rund 100.000 Spreng- und Brandbomben über der Stadt ab. Das Ziel war das historische Stadtzentrum mit seinen Fachwerkhäusern, die einen verheerenden Feuersturm entfachten. Hunderte Menschen starben, Tausende wurden obdachlos und 81 Prozent der Altstadt wurden zerstört. Nur das Ulmer Münster blieb wie ein Wunder stehen und ragte über den Trümmern empor.

Hintergrund

Ulm war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und ein Standort für kriegswichtige Industrien wie die LKW-Fabriken von Magirus-Deutz und Kässbohrer sowie mehrere Wehrmachtskasernen und Depots. Die Stadt wurde daher schon ab 1940 von alliierten Flugzeugen angegriffen, aber meist nur sporadisch und mit geringen Schäden. Ab 1944 nahmen die Luftangriffe jedoch zu, vor allem durch die USAAF, die tagsüber gezielte Angriffe auf Eisenbahnanlagen und Fabriken flog. Am 9., 10. und 13. September 1944 gab es drei schwere Angriffe, die zusammen 138 Todesopfer forderten.

Der Angriff

Der Angriff am 17. Dezember war der einzige Großangriff des britischen Bomber Command auf das Stadtzentrum von Ulm gemäß der Area Bombing Directive, die eine flächendeckende Zerstörung deutscher Städte vorsah. Der Angriff wurde von Luftmarschall Arthur Harris befohlen, der den Codenamen “Garfish” (Hornhecht) dafür wählte. Die Bomber starteten am Nachmittag von verschiedenen Basen in England und flogen in mehreren Wellen nach Süddeutschland.

Um 19:30 Uhr begann der Angriff mit dem Abwurf von Leuchtkörpern (sogenannten Christbäumen), die das Zielgebiet erhellen sollten. Dann folgten Mosquito-Schnellbomber, die rote und grüne Markierungskörper abwarfen, um das Kernzielgebiet abzugrenzen. Dieses lag um den Münsterplatz, wo die höchste Dichte an Holzbauten war, die einen Feuersturm auslösen sollten. Ein Masterbomber überwachte den Angriff aus großer Höhe und gab per Funk Anweisungen an die Markierungsflieger und die Bomberbesatzungen.

Dann begann der eigentliche Bombenhagel. Die Bomber flogen in einer Höhe von etwa 5.000 Metern über die Stadt und warfen ihre tödliche Fracht ab: Sprengbomben, um Dächer aufzureißen und Fenster zu zertrümmern, Brandbomben, um Feuer zu entfachen, Minenbomben, um Druckwellen zu erzeugen. Die Bomben fielen mit einem schrillen Pfeifen vom Himmel und explodierten mit ohrenbetäubendem Krachen auf dem Boden.

Die Menschen in Ulm hatten kaum eine Chance zu entkommen. Viele suchten Schutz in Luftschutzkellern oder Bunkern, andere rannten panisch durch die Straßen oder versuchten, ihre Habseligkeiten zu retten. Einige wurden von herabfallenden Trümmern erschlagen, andere von Feuer eingeschlossen oder erstickt. Manche sprangen aus Verzweiflung aus den Fenstern oder stürzten sich in die Donau.

Der Angriff dauerte nur 25 Minuten, aber er verwandelte Ulm in eine brennende Hölle. Die Feuer vereinigten sich zu einem gewaltigen Feuersturm, der Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius erreichte und einen Sog erzeugte, der alles in seine Richtung zog. Die Flammen fraßen sich durch die Altstadt und vernichteten fast alle historischen Gebäude wie das Rathaus, das Schwörhaus, die Metzgerturm, die Bibliothek, das Theater und viele Kirchen. Das Ulmer Münster blieb als einziges großes Gebäude stehen, obwohl es mehrere Treffer erhielt. Es wurde jedoch schwer beschädigt und verlor seine Fenster, seine Orgel und seine Glocken.

Die Folgen

Der Angriff am 17. Dezember war der schwerste und letzte Großangriff auf Ulm. Bis zum Kriegsende gab es noch einige kleinere Angriffe, die aber keine großen Schäden mehr anrichteten. Die Bilanz des Angriffs war verheerend: Nach offiziellen Angaben starben 707 Menschen, 613 wurden verletzt und 25.000 wurden obdachlos. Die Altstadt wurde zu 81 Prozent zerstört, nur 1.763 der 12.756 Gebäude in der Stadt blieben intakt. Die Gesamtzahl der Luftkriegsopfer in Ulm betrug 1.710.

Die Überlebenden standen vor einer trostlosen Zukunft. Viele mussten in Notunterkünften oder bei Verwandten unterkommen, andere flohen aus der Stadt. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Strom und Gas war unterbrochen, die medizinische Hilfe war knapp. Die Stadtverwaltung versuchte, die Trümmer zu beseitigen und die Toten zu bestatten, aber die Arbeit war überwältigend. Viele Leichen konnten nicht identifiziert werden oder blieben unter den Schuttbergen begraben.

Der Angriff hinterließ auch tiefe Spuren in der Erinnerung der Ulmer. Viele Zeitzeugen berichteten von dem Grauen, das sie erlebt hatten, und von dem Verlust ihrer Heimat und ihrer Lieben. Einige empfanden Hass oder Rachegefühle gegenüber den Alliierten, andere suchten nach einem Sinn oder einer Schuld für das Geschehene. Viele versuchten, das Erlebte zu verdrängen oder zu vergessen.

Schluss

Der Luftangriff auf Ulm am 17. Dezember 1944 war einer der schlimmsten in der Geschichte Deutschlands. Er zerstörte eine Stadt mit einer reichen Geschichte und Kultur und kostete Hunderte von Menschen das Leben. Er war aber auch ein Zeichen für das Ende des Krieges und des nationalsozialistischen Regimes, das Ulm und Deutschland in den Abgrund geführt hatte. Der Angriff war ein Trauma für die Ulmer, aber auch ein Anstoß für den Wiederaufbau und die Versöhnung.

Quellen

  • Luftangriffe auf Ulm – Wikipedia 1

  • Luftangriff vor 77 Jahren: Ulm liegt in Trümmern – SWR Aktuell 2

  • DeWiki > Luftangriffe auf Ulm 3

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