Buncefield – Raffinerieexplosion  2005

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Donnerstag, 02.10.2025 

Am 11. Dezember 2005 verwandelte sich das Hertfordshire Oil Storage Terminal in Hemel Hempstead in den Schauplatz einer der größten nicht-nuklearen Explosionen Europas. Kein Terroranschlag, keine Sabotage – nur eine Verkettung aus Technikversagen und menschlicher Routine, die zeigte, wie dünn die Linie zwischen „Normalbetrieb“ und Katastrophe sein kann. 

Tank 912 wurde in der Nacht befüllt, zunächst mit moderater Geschwindigkeit, später fast doppelt so schnell. Gegen 03:05 Uhr blieb die elektronische Füllstandsanzeige einfach stehen – als hätte sie beschlossen, dass Zeit und Realität nicht mehr ihr Problem sind. Die unabhängige Überfüllsicherung? Per Wartungsschalter deaktiviert. Ein Handgriff, der in der Praxis oft harmlos wirkt, hier aber den entscheidenden Schutz aushebelte. 

Ab 05:20 Uhr lief der Tank über. Innerhalb von 40 Minuten gelangten über 300 Tonnen Benzin ins ummauerte Tankfeld. Ein Teil verdampfte, bildete eine bodennahe Wolke, die sich über das Gelände hinaus ausbreitete. Um 06:01 Uhr: Alarm, Pumpenstart – und Sekunden später die erste Explosion. Mehrere Detonationen folgten, mit Druckwellen bis zu 1000 mbar. 43 Verletzte, 2000 Evakuierte, ein tagelanger Großbrand. 

Der Ablauf – präzise, aber leider in die falsche Richtung 

Die Chronologie liest sich wie ein Handbuch für „So geht’s schief“: 

  • Sensor bleibt stehen → keine Alarme 
  • Überfüllsicherung überbrückt → keine Abschaltung 
  • Benzin läuft über → Verdunstung und Durchmischung mit Luft 
  • Wolke breitet sich aus → Zündquelle gefunden → Explosion 

Die stationären Löschanlagen waren nach den ersten Explosionen weitgehend unbrauchbar. Die Feuerwehr musste auf mobile Großtechnik setzen, Schaummittel aus dem ganzen Land heranschaffen und über Tage arbeiten, um die Flammen zu ersticken. 

Wer glaubt, dass solche Szenarien nur in Actionfilmen vorkommen, sollte die Einsatzberichte lesen – sie sind nüchtern, detailliert und zeigen, wie schnell sich Theorie und Praxis voneinander entfernen können. 

Folgen und Lehren 

Buncefield war ein Weckruf für Betreiber, Behörden und Einsatzkräfte. Die britische Untersuchung betonte: 

  • Primärcontainment (der Tank selbst) ist entscheidend 
  • Unabhängige Überfüllsicherungen dürfen nicht deaktiviert werden 
  • Alarme müssen redundant und unabhängig sein 
  • Gasdetektion ist Pflicht, nicht Kür 
  • Löschtechnik muss auch mobil verfügbar sein 

In Deutschland griff die Kommission für Anlagensicherheit (KAS) ähnliche Punkte auf: mobile Hochleistungslöscheinrichtungen, realistischere Bemessung, stärkere Redundanz. 

Ironisch bleibt, dass viele dieser Maßnahmen erst nach einer Katastrophe umgesetzt werden – als ob man den Fallschirm erst packt, nachdem man gesprungen ist. 

Quellen 

  • Buncefield Major Incident Investigation Board – Abschlussbericht 
  • KAS 13 – Empfehlungen für Tanklager 
  • Wikipedia: Buncefield Fire 
  • Fachartikel im „Fire Safety Journal“ 

 

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