Katastrophen der Menschheit – Massenpanik im Kanjuruhan-Stadion in Indonesien

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Es war ein Fußballspiel, das in die Geschichte eingehen sollte – aber nicht wegen des sportlichen Ereignisses, sondern wegen der schrecklichen Tragödie, die sich danach abspielte. Am 1. Oktober 2022 kam es im Kanjuruhan-Stadion in Malang, Indonesien, zu einer der schwersten Stadion-Katastrophen aller Zeiten. Mindestens 135 Menschen starben, als eine Massenpanik ausbrach, die durch den Einsatz von Tränengas durch die Polizei ausgelöst wurde. Hunderte weitere wurden verletzt, viele davon schwer. Unter den Opfern waren auch zahlreiche Kinder und Jugendliche, die mit ihren Familien oder Freunden das Spiel verfolgt hatten.

Was war passiert? Das Spiel zwischen Arema Malang und Persebaya Surabaya war ein sogenanntes Ostjava-Super-Derby, das heißt, ein Aufeinandertreffen zweier Erzrivalen aus der gleichen Region. Arema Malang hatte seit mehr als zwei Jahrzehnten kein Heimspiel gegen Persebaya Surabaya verloren, doch an diesem Tag sollte sich das ändern. Persebaya Surabaya gewann das Spiel mit 3:2 und fügte Arema Malang eine bittere Niederlage zu. Die Fans von Arema Malang waren wütend und enttäuscht, einige von ihnen stürmten das Spielfeld, um ihrem Unmut Luft zu machen.

Die Polizei, die für die Sicherheit im Stadion zuständig war, reagierte mit Gewalt. Sie setzte Tränengas ein, um die Randalierer zu vertreiben, schoss aber auch in Richtung der Tribünen, wo sich die meisten Zuschauer befanden.

Das Tränengas verursachte bei vielen Menschen Atemnot und Sauerstoffmangel. Sie gerieten in Panik und versuchten, das Stadion zu verlassen. Doch es gab nur einen Ausgang, der offen war, und der war schnell überfüllt. Die Menschen drängten sich, schubsten sich, trampelten sich nieder. Viele kamen nicht mehr heraus, sie erstickten oder wurden zu Tode gequetscht. Die Rettungskräfte hatten große Mühe, zu den Verletzten und Toten vorzudringen. Die Bilder, die von dem Unglücksort gezeigt wurden, waren erschütternd. Überall lagen leblose Körper, manche noch in ihren Trikots oder Schals. Die Überlebenden weinten, schrien, beteten.

Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Die Ursachen sind vielschichtig und komplex. Zum einen war das Kanjuruhan-Stadion nicht für eine solche Situation gerüstet. Es war veraltet, baufällig und überfüllt. Die Kapazität des Stadions betrug offiziell 38.000 Zuschauer, doch an diesem Tag waren mindestens 42.000 Menschen anwesend. Die Sicherheitsvorkehrungen waren unzureichend, die Notausgänge waren verschlossen oder blockiert.

Zum anderen war die Polizei unprofessionell und brutal. Sie hatte die Lage falsch eingeschätzt und das Tränengas unverhältnismäßig und rücksichtslos eingesetzt. Sie hatte die Menschen in eine Falle getrieben, aus der es kein Entkommen gab. Zum dritten waren die Fans von Arema Malang teilweise selbst schuld an dem Desaster. Sie hatten ihre Emotionen nicht im Griff und provozierten die Polizei mit ihrem Verhalten. Sie hatten die Gewalt auf dem Spielfeld ausgelöst und die Situation eskalieren lassen.

Die Reaktionen auf die Tragödie waren weltweit von Trauer, Entsetzen und Wut geprägt. Der Weltfußballverband FIFA, der UN-Generalsekretär António Guterres und Papst Franziskus sprachen ihr Beileid aus und forderten eine lückenlose Aufklärung der Hintergründe. Die indonesische Regierung setzte eine unabhängige Untersuchungskommission ein, die die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen sollte.

Der Polizeichef von Malang und neun weitere Beamte wurden entlassen, gegen mindestens 28 Polizisten wurden Ermittlungen eingeleitet. Die Opfer und ihre Angehörigen erhielten finanzielle und psychologische Unterstützung. Der indonesische Staatspräsident Joko Widodo kündigte an, dass das Kanjuruhan-Stadion abgerissen und mit Hilfe der FIFA neu aufgebaut werden sollte. Der Spielbetrieb der ersten Liga wurde für mehr als zwei Monate ausgesetzt und erst im Dezember wieder aufgenommen.

Die Massenpanik im Kanjuruhan-Stadion in Indonesien war eine der schlimmsten Katastrophen der Menschheit, die sich im Zusammenhang mit einem Fußballspiel ereignet hat. Sie hat viele unschuldige Leben gekostet und unzählige Familien zerstört. Sie hat auch die Schattenseiten des Fußballs gezeigt, die von Fanatismus, Gewalt und Korruption geprägt sind. Sie hat aber auch die Solidarität und das Mitgefühl der Menschen geweckt, die sich für eine bessere Zukunft des Sports und der Gesellschaft einsetzen. Sie hat uns daran erinnert, dass Fußball mehr ist als ein Spiel, sondern eine Leidenschaft, die verbindet, aber auch trennt.

Quellen:

Massenpanik in Indonesien: Polizeichef und weitere Beamte nach Stadion-Katastrophe entlassen – WELT

Massenpanik im Kanjuruhan-Stadion 2022 – Wikipedia

Indonesien: Die unausweichliche Katastrophe – DW – 03.10.2022 – dw.com

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