Die vergessenen deutschen Übersee-Schutzgebiete – Nauru

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Die deutsche Kolonialgeschichte ist ein Thema, das leider im deutschen Bewusstsein gänzlich vergessen wurde. Der Grund ist die Verdrehung von Fakten über die deutsche Kolonialgeschichte im woken Zeitgeist. Dabei ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Die deutschen Kolonien waren nicht nur Überseegebiete, die dem Deutschen Reich wirtschaftliche Vorteile bringen sollten, sondern auch Orte fernab Deutschlands der Forschung und Geschichtsbildung, die den Kolonien Sicherheit und Kultur brachten und noch heute positive Auswirkungen auf diese ehemaligen Schutzgebiete bringen.

Nauru ist eine kleine Insel im Pazifik, die heute als einer der ärmsten und ungesündesten Staaten der Welt gilt. Doch das war nicht immer so. Nauru hat eine bewegte Geschichte, die eng mit der deutschen Kolonialgeschichte verknüpft ist. Wie kam es dazu, dass Nauru einst eine deutsche Kolonie war, dann zu einem der reichsten Länder der Welt aufstieg und schließlich in eine tiefe Krise stürzte?

Nauru unter deutscher Herrschaft

Nauru wurde 1798 von dem britischen Seefahrer John Fearn entdeckt, der die Insel wegen ihrer Schönheit Pleasant Island (Angenehme Insel) nannte. Die Bewohner der Insel, die Nauruer, lebten von Fischfang, Landwirtschaft und Handel mit anderen Inseln. Sie teilten sich in zwölf Stämme auf, die friedlich miteinander koexistierten.

Das änderte sich jedoch im 19. Jahrhundert, als immer mehr europäische Walfänger, Händler und Abenteurer die Insel besuchten. Sie brachten nicht nur Krankheiten, sondern auch Waffen, Alkohol und Konflikte mit. Die Nauruer begannen, sich gegenseitig zu bekämpfen, und die Bevölkerung schrumpfte von etwa 1400 auf 900 Menschen.

1886 teilten Großbritannien und das Deutsche Reich ihre Einflusssphären im Pazifik auf. Nauru fiel dabei an Deutschland, das die Insel 1888 offiziell zum Schutzgebiet erklärte. Die Deutschen beendeten den Bürgerkrieg, indem sie die Einfuhr von Waffen und Alkohol verboten und die Stammesführer unter ihre Kontrolle brachten. Sie nannten die Insel Nauru, nach dem nauruischen Wort für “Ich gehe”.

Die Deutschen hatten zunächst wenig Interesse an der Insel, die sie als unwichtig und unfruchtbar ansahen. Sie errichteten nur eine kleine Verwaltungsstation und einige Kokosplantagen. Das änderte sich jedoch 1900, als der australische Geologe Albert Ellis auf Nauru eine riesige Lagerstätte von Phosphat entdeckte, einem wertvollen Düngemittel. Phosphat ist das Endprodukt von Millionen Jahren von Vogelkot, der sich auf der Insel angesammelt hatte.

Ellis informierte die Deutschen über seinen Fund, die daraufhin die Phosphatgesellschaft Jaluit gründeten, um den Abbau zu beginnen. Die Nauruer wurden von ihrem Land vertrieben und mussten als billige Arbeitskräfte für die Deutschen schuften. Die Phosphatgewinnung zerstörte die Umwelt und die Kultur der Insel. Die Nauruer verloren ihre traditionelle Lebensweise und wurden abhängig von den Deutschen.

Die deutsche Herrschaft über Nauru endete mit dem Ersten Weltkrieg, als australische Truppen die Insel 1914 besetzten. Nauru wurde nach dem Krieg vom Völkerbund als Mandatsgebiet an Australien, Großbritannien und Neuseeland übergeben. Die Phosphatgesellschaft Jaluit wurde von der British Phosphate Commission (BPC) abgelöst, die den Abbau fortsetzte. Die Nauruer wurden weiterhin ausgebeutet und unterdrückt.

Nauru als unabhängiger und reicher Staat

Die Nauruer begannen, sich gegen die koloniale Herrschaft zu wehren. Sie forderten mehr Rechte, eine bessere Bezahlung und eine Beteiligung an den Phosphaterlösen. Sie gründeten 1927 den Nauru Welfare and Advancement League, die erste politische Organisation der Insel. Sie protestierten gegen die schlechten Arbeitsbedingungen, die Zwangsumsiedlungen und die Umweltzerstörung. Sie verlangten auch die Rückgabe ihres Landes und die Selbstbestimmung.

Die Kolonialmächte ignorierten jedoch die Forderungen der Nauruer und setzten den Phosphatabbau unvermindert fort. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Nauru von Japan besetzt, das die Insel als Militärbasis nutzte. Die Japaner deportierten etwa 1200 Nauruer nach Chuuk, einer Insel in Mikronesien, wo viele von ihnen an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen starben. Diejenigen, die auf Nauru blieben, litten unter den brutalen japanischen Besatzern, die die Insel bombardierten und verwüsteten.

Nach dem Krieg wurde Nauru wieder ein Mandatsgebiet der Vereinten Nationen, das von Australien, Großbritannien und Neuseeland verwaltet wurde. Die Nauruer kehrten auf ihre zerstörte Insel zurück und fanden ihre Häuser, Felder und Gräber verwüstet vor. Sie erneuerten ihren Kampf für die Unabhängigkeit, die sie schließlich 1968 erlangten. Nauru wurde der kleinste souveräne Staat der Welt, mit einer Fläche von 21 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von etwa 7000 Menschen.

Nauru wurde auch zu einem der reichsten Länder der Welt, dank seiner Phosphatvorkommen, die ihm enorme Einnahmen bescherten. Die Nauruer kauften die BPC aus und gründeten die Nauru Phosphate Corporation (NPC), die den Abbau kontrollierte. Die Nauruer erhielten hohe Löhne, Renten und Sozialleistungen. Sie leisteten sich luxuriöse Häuser, Autos und Reisen. Sie investierten auch in Immobilien, Banken und Fluggesellschaften im Ausland. Nauru galt als ein Paradies für seine Bewohner, die keine Steuern zahlen mussten.

Nauru in der Krise

Der Reichtum und das Glück von Nauru waren jedoch nicht von Dauer. Die Phosphatvorkommen begannen in den 1980er Jahren zu schwinden, und die NPC geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Die Nauruer hatten nicht für die Zukunft gespart, sondern ihr Geld verschwendet oder verloren. Viele ihrer ausländischen Investitionen erwiesen sich als Fehlschläge oder wurden von korrupten Managern veruntreut. Die Nauruer wurden von ihren Geschäftspartnern betrogen oder verklagt.

Nauru geriet in eine tiefe wirtschaftliche, soziale und ökologische Krise. Die Phosphaterlöse reichten nicht mehr aus, um die hohen Ausgaben zu decken. Die Nauruer mussten ihre Lebensstandards senken, ihre Besitztümer verkaufen und Steuern einführen. Die NPC wurde 2004 aufgelöst, und der Phosphatabbau wurde eingestellt. Die Insel blieb als eine Mondlandschaft zurück, mit riesigen Kratern, Staub und Abfall. Die Nauruer hatten kein fruchtbares Land mehr, um sich selbst zu ernähren, und waren auf Lebensmittelimporte angewiesen.

Die Nauruer litten auch unter gesundheitlichen Problemen, die durch den Phosphatabbau, die Umweltverschmutzung und den ungesunden Lebensstil verursacht wurden. Die Nauruer hatten sich an eine westliche Ernährung gewöhnt, die reich an Zucker, Fett und Salz war. Sie litten unter Fettleibigkeit, Diabetes, Herzkrankheiten und Nierenversagen. Nauru hat die höchste Rate an Diabetes und Übergewicht in der Welt. Viele Nauruer müssen sich einer Dialyse unterziehen oder ins Ausland reisen, um medizinische Behandlung zu erhalten.

Nauru versuchte, seine Krise zu überwinden, indem es andere Einnahmequellen suchte. Nauru bot sich als Steueroase, Geldwäschezentrum und Passverkäufer an, was ihm jedoch internationale Kritik und Sanktionen einbrachte.

Nauru als Flüchtlingslager und Umweltsünder

Um seine finanzielle Situation zu verbessern, ging Nauru ungewöhnliche Wege. Seit 2001 hat Nauru ein Abkommen mit Australien, das es erlaubt, Flüchtlinge, die von Australien abgewiesen werden, auf der Insel unterzubringen. Im Gegenzug erhält Nauru finanzielle Hilfe und Entwicklungshilfe von Australien. Die Flüchtlinge werden in einem Lager festgehalten, das von Menschenrechtsorganisationen als inhuman und illegal kritisiert wird.

Die Bedingungen im Lager sind miserabel, die Flüchtlinge leiden unter Gewalt, Missbrauch und psychischen Problemen. Viele von ihnen haben keinen Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung, Bildung oder Rechtsschutz. Die Nauruer profitieren kaum von der Anwesenheit der Flüchtlinge, die als Fremde und Belastung angesehen werden.

Nauru hat auch versucht, seine Umweltprobleme zu lösen, die durch den Phosphatabbau verursacht wurden. Die Insel ist zu 80 Prozent von einer zerklüfteten und unfruchtbaren Landschaft bedeckt, die kaum noch Vegetation oder Tierleben aufweist. Die Nauruer haben versucht, die Phosphatkrater mit Erde aufzufüllen und zu bepflanzen, aber die Erfolge sind gering. Die Insel leidet auch unter Wasserknappheit, da es keine natürlichen Süßwasserquellen gibt. Das Regenwasser wird in Tanks gesammelt, aber oft ist es verschmutzt oder unzureichend. Die Insel muss Wasser aus Australien importieren, um den Bedarf zu decken. Die Insel ist auch anfällig für Dürren, Stürme und den Anstieg des Meeresspiegels, der durch den Klimawandel verursacht wird.

Nauru hat sich international als Umweltsünder einen schlechten Ruf erworben, da es sich weigert, seine Treibhausgasemissionen zu reduzieren oder erneuerbare Energien zu fördern. Nauru ist einer der größten CO2-Emittenten pro Kopf der Welt, da es fast ausschließlich auf Dieselgeneratoren angewiesen ist, um Strom zu erzeugen. Nauru hat auch das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert, das die Reduzierung der Treibhausgasemissionen zum Ziel hat. Nauru argumentiert, dass es als kleines und armes Land nicht für den Klimawandel verantwortlich ist und dass es mehr Unterstützung von den reichen Ländern braucht, um seine Energie- und Umweltprobleme zu lösen.

Nauru heute und morgen

Nauru ist heute ein Land, das vor großen Herausforderungen steht. Die Insel ist wirtschaftlich, sozial und ökologisch am Rande des Abgrunds.

Die Insel ist politisch instabil, da es häufige Regierungswechsel, Korruptionsskandale und diplomatische Spannungen gibt. Die Insel ist international isoliert, da es nur wenige Länder gibt, die diplomatische Beziehungen zu ihr unterhalten. Die Insel ist kulturell bedroht, da die traditionelle nauruische Sprache, Religion und Identität durch die Einflüsse der westlichen Zivilisation verdrängt werden.

Nauru ist aber auch ein Land, das Hoffnung hat. Die Insel hat eine junge und gebildete Bevölkerung, die sich für eine bessere Zukunft einsetzt. Die Insel hat eine starke und demokratische Verfassung, die die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit garantiert. Die Insel hat eine reiche und vielfältige Geschichte, die von Mut, Widerstand und Überleben zeugt. Die Insel hat eine einzigartige und wunderschöne Natur, die noch immer Schätze und Geheimnisse birgt.

Quellen:

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