Die vergessenen deutschen Übersee-Schutzgebiete – Deutsch-Neuguinea

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Die deutsche Kolonialgeschichte ist ein Thema, das leider im deutschen Bewusstsein gänzlich vergessen wurde. Der Grund ist die Verdrehung von Fakten über die deutsche Kolonialgeschichte im woken Zeitgeist. Dabei ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Die deutschen Kolonien waren nicht nur Überseegebiete, die dem Deutschen Reich wirtschaftliche Vorteile bringen sollten, sondern auch Orte fernab Deutschlands der Forschung und Geschichtsbildung, die den Kolonien Sicherheit und Kultur brachten und noch heute positive Auswirkungen auf diese ehemaligen Schutzgebiete bringen.

Deutsch-Neuguinea war der Name eines kaiserlichen Schutzgebiets in Ozeanien, das von 1899 bis 1914 vom Deutschen Reich verwaltet wurde. Es umfasste, abgesehen von Deutsch-Samoa, die Gesamtheit aller im Südpazifik gelegenen deutschen Kolonien bzw. „Schutzgebiete“ (die sogenannte „ Deutsche Südsee “)12 Deutsch-Neuguinea war die größte und bevölkerungsreichste deutsche Kolonie, die eine Fläche von etwa 2,6 Millionen Quadratkilometern und eine Einwohnerzahl von etwa 480.000 Menschen hatte13 Doch wie kam es dazu, dass Deutschland sich in dieser entlegenen Region der Welt niederließ? Und was geschah mit diesem Kolonialreich nach dem Ersten Weltkrieg? Dieser Artikel versucht, diese Fragen zu beantworten und die Geschichte von Deutsch-Neuguinea zu beleuchten, die oft in Vergessenheit gerät.

Die Anfänge von Deutsch-Neuguinea (1883-1899)

Die deutschen Interessen in der Südsee waren zunächst vor allem wirtschaftlicher Natur. Deutsche Kaufleute, Plantagenbesitzer und Missionare waren seit dem 19. Jahrhundert in der Region aktiv und suchten nach neuen Absatzmärkten, Rohstoffen und Seelen45 Sie konkurrierten dabei mit anderen europäischen Mächten, vor allem mit Großbritannien und Frankreich, die ebenfalls ihre Einflusssphären in Ozeanien ausdehnten. Um ihre Handels- und Schifffahrtsinteressen zu schützen, forderten die deutschen Händler und Siedler die Unterstützung der Reichsregierung, die zunächst zögerlich war, sich in die „fernen und fremden“ Gebiete einzumischen.

Die Situation änderte sich jedoch im Jahr 1883, als die australische Kolonie Queensland versuchte, die gesamte Insel Neuguinea zu annektieren, die damals noch nicht von den Niederlanden beansprucht wurde. Dies löste einen diplomatischen Konflikt zwischen Deutschland und Großbritannien aus, der nur durch einen Kompromiss gelöst werden konnte: Die Briten erkannten die deutsche Hoheit über den nordöstlichen Teil von Neuguinea an, während sie selbst den südöstlichen Teil besetzten. Dies war der Beginn von Deutsch-Neuguinea, das zunächst unter der Verwaltung der privaten Neuguinea-Kompagnie stand, die vom Deutschen Reich eine Charta erhalten hatte.

Die Neuguinea-Kompagnie war jedoch nicht in der Lage, die riesige und unerschlossene Kolonie effektiv zu kontrollieren und zu entwickeln. Sie hatte nur wenige Mitarbeiter, die oft in Konflikte mit den einheimischen Völkern verwickelt waren, die ihre traditionellen Rechte und Lebensweisen verteidigten. Die Kompagnie war auch finanziell angeschlagen, da sie kaum Gewinne aus dem Handel und den Plantagen erzielen konnte. Sie musste sich daher immer mehr auf die Unterstützung der Reichsregierung verlassen, die schließlich 1899 die Kolonie übernahm und sie zu einem kaiserlichen Schutzgebiet erklärte.

Die Blütezeit von Deutsch-Neuguinea (1900-1914)

Unter der direkten Verwaltung des Deutschen Reiches erlebte Deutsch-Neuguinea eine Phase der Expansion und Erschließung. Die Kolonie wurde in mehrere Bezirke gegliedert, die von einem Gouverneur mit Sitz in Herbertshöhe (heute Kokopo) geleitet wurden. Die Schutztruppe wurde verstärkt, um die innere Sicherheit zu gewährleisten und die Grenzen zu sichern. Die Infrastruktur wurde verbessert, indem Straßen, Häfen, Telegraphenlinien und Schulen gebaut wurden. Die wirtschaftliche Entwicklung wurde gefördert, indem neue Plantagen, Minen, Fabriken und Handelsstationen errichtet wurden. Die wissenschaftliche Erforschung wurde vorangetrieben, indem Expeditionen, Kartierungen, Vermessungen und ethnologische Studien durchgeführt wurden. Die kulturelle und religiöse Einflussnahme wurde verstärkt, indem deutsche Sitten, Sprache und Gesetze verbreitet und christliche Missionen unterstützt wurden.

Deutsch-Neuguinea war jedoch nicht nur eine Kolonie, sondern auch ein Teil eines größeren deutschen Kolonialreiches in der Südsee, das sich über mehrere Inselgruppen erstreckte. Zu Deutsch-Neuguinea gehörten neben Kaiser-Wilhelms-Land und dem Bismarck-Archipel auch die nördlichen Salomon-Inseln, die Karolinen, die Marianen, Palau, Nauru und die Marshallinseln. Diese Inseln waren oft weit voneinander entfernt und hatten unterschiedliche geographische, klimatische, ethnische und kulturelle Merkmale. Die deutsche Verwaltung versuchte, diese Vielfalt zu respektieren und anzuerkennen, indem sie den Inselbewohnern gewisse Autonomie und Mitsprache gewährte. Die deutsche Präsenz war jedoch nicht immer willkommen und stieß auf Widerstand und Unzufriedenheit, die sich manchmal in offenen Aufständen äußerten.

Deutsch-Neuguinea war also eine Kolonie voller Herausforderungen und Widersprüche, aber auch voller Möglichkeiten und Potenziale. Es war eine Kolonie, die von vielen Deutschen als ein Ort der Abenteuer, der Entdeckungen, der Arbeit und der Zivilisation angesehen wurde.

Das Ende von Deutsch-Neuguinea (1914-1920)

Deutsch-Neuguinea hatte nur eine kurze Existenz als deutsche Kolonie, die abrupt durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 beendet wurde. Das Deutsche Reich sah sich plötzlich mit einer Übermacht von feindlichen Mächten konfrontiert, die nicht nur seine europäischen Gebiete bedrohten, sondern auch seine überseeischen Besitzungen angriffen. Die deutschen Südseegebiete waren besonders verwundbar, da sie isoliert und schlecht verteidigt waren. Die alliierten Streitkräfte, vor allem aus Australien, Neuseeland, Japan und Großbritannien, begannen eine systematische Eroberung von Deutsch-Neuguinea, die bis 1915 abgeschlossen war. Die deutschen Truppen und Siedler leisteten teilweise heftigen Widerstand, mussten sich aber schließlich ergeben oder fliehen. Die einheimischen Bevölkerungen reagierten unterschiedlich auf den Machtwechsel, je nachdem, ob sie die Deutschen als Verbündete, Feinde oder Gleichgültige betrachteten.

Deutsch-Neuguinea hörte damit auf, eine deutsche Kolonie zu sein, aber es blieb noch unklar, was aus dem ehemaligen Schutzgebiet werden sollte.

Die alliierten Siegermächte konnten sich zunächst nicht auf eine gemeinsame Verwaltung von Deutsch-Neuguinea einigen, da sie unterschiedliche Interessen und Ansprüche hatten. Sie beschlossen daher, das ehemalige Schutzgebiet unter sich aufzuteilen und als Mandatsgebiete des Völkerbunds zu verwalten. Dies bedeutete, dass sie die Souveränität über die Gebiete formal an den Völkerbund abtraten, aber in der Praxis die volle Kontrolle über sie behielten. Sie verpflichteten sich jedoch, die Gebiete im Sinne des Wohls der einheimischen Bevölkerungen zu regieren und ihnen schrittweise mehr Selbstbestimmung zu gewähren.

Die Aufteilung von Deutsch-Neuguinea erfolgte nach geographischen und strategischen Kriterien. Japan erhielt die nördlichen Inseln, die Karolinen, die Marianen und Palau, die als Südseemandat bezeichnet wurden. Australien erhielt den größten Teil von Neuguinea, den Bismarck-Archipel und Nauru, die als Territorium von Papua und Neuguinea bzw. Territorium von Nauru bezeichnet wurden. Neuseeland erhielt die nördlichen Salomon-Inseln, die als Britisches Westpazifik-Territorium bezeichnet wurden. Großbritannien erhielt die südlichen Salomon-Inseln, die bereits zuvor unter seiner Kontrolle standen.

Die Mandatsverwaltung von Deutsch-Neuguinea war jedoch nicht immer zum Vorteil der einheimischen Bevölkerungen, die oft unter der Ausbeutung, der Diskriminierung, der Unterdrückung und der Vernachlässigung ihrer Bedürfnisse und Rechte litten. Die Mandatsmächte verfolgten oft ihre eigenen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Interessen, ohne Rücksicht auf die Wünsche und Meinungen der Einheimischen. Die Mandatsmächte förderten auch oft die Spaltung und den Konflikt zwischen den verschiedenen ethnischen, religiösen und kulturellen Gruppen, um ihre Herrschaft zu sichern und zu legitimieren. Die Mandatsmächte versagten auch oft, die Gebiete für die Unabhängigkeit vorzubereiten, indem sie die Bildung, die Gesundheit, die Infrastruktur und die Demokratie vernachlässigten.

Deutsch-Neuguinea war also nicht nur eine vergessene deutsche Kolonie, sondern auch eine vergessene Südseekolonie, die von verschiedenen ausländischen Mächten beherrscht und ausgebeutet wurde.

Fazit

Deutsch-Neuguinea war eine deutsche Kolonie in der Südsee, die von 1899 bis 1914 bestand. Sie war die größte und bevölkerungsreichste deutsche Kolonie, die eine Vielzahl von Inseln und Völkern umfasste.

Quellen

: Deutsch-Neuguinea – Wikipedia : Deutsche Kolonien: Deutsch-Neuguinea | ZEIT ONLINE : Deutsch-Neuguinea – Deutsche Kolonien : Deutsch-Neuguinea: Die vergessene Kolonie | DW | 09.11.2017 : Deutsch-Neuguinea – Geschichte kompakt

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