Die vergessenen deutschen Übersee-Schutzgebiete – Bismarck-Archipel

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Die deutsche Kolonialgeschichte ist ein Thema, das leider im deutschen Bewusstsein gänzlich vergessen wurde. Der Grund ist die Verdrehung von Fakten über die deutsche Kolonialgeschichte im woken Zeitgeist. Dabei ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Die deutschen Kolonien waren nicht nur Überseegebiete, die dem Deutschen Reich wirtschaftliche Vorteile bringen sollten, sondern auch Orte fernab Deutschlands der Forschung und Geschichtsbildung, die den Kolonien Sicherheit und Kultur brachten und noch heute positive Auswirkungen auf diese ehemaligen Schutzgebiete bringen.

Der Bismarck-Archipel ist eine Inselgruppe im westlichen Pazifik, die heute zu Papua-Neuguinea gehört. Doch für mehr als drei Jahrzehnte war er Teil des deutschen Kolonialreichs, das sich über vier Kontinente erstreckte. Wie kam es dazu, dass Deutschland diese fernen Inseln eroberte, verwaltete und schließlich verlor? Und was ist aus dem Erbe der deutschen Kultur, Sprache und Religion auf dem Bismarck-Archipel geworden? Dieser Artikel versucht, diese Fragen zu beantworten und die Geschichte eines vergessenen Kapitels der deutschen Südsee zu beleuchten.

Die Entdeckung und Eroberung des Bismarck-Archipels

Der Bismarck-Archipel wurde zuerst 1616 von den niederländischen Seefahrern Jakob Le Maire und Willem Schouten gesichtet, die auf der Suche nach einer neuen Route nach Asien waren. Sie nannten die Inseln „Schouten-Inseln“ nach ihrem Kapitän. Später folgten weitere europäische Entdecker, wie der Engländer William Dampier, der die Inseln „Neubritannien“, „Neuirland“, „Neu-Hannover“ und „Duke-of-York-Inseln“ taufte. Diese Namen blieben bis 1884 bestehen, als der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck beschloss, die Inseln als Schutzgebiet zu beanspruchen und sie nach sich selbst zu benennen12

Der Anlass für das deutsche Interesse an dem Bismarck-Archipel war die Gründung der Neuguinea-Kompagnie, einer privaten Handelsgesellschaft, die 1884 die Hoheitsrechte über den Nordosten Neuguineas (Kaiser-Wilhelms-Land) erhielt. Die Kompagnie wollte auch die benachbarten Inseln unter ihre Kontrolle bringen, um ihre Handelsmöglichkeiten zu erweitern und die Konkurrenz von anderen europäischen Mächten, vor allem Großbritannien und Frankreich, abzuwehren3

Die deutsche Flagge wurde am 3. November 1884 auf der Insel Matupi in der Blanchebucht gehisst, wo die Kompagnie ihren Hauptsitz errichtete. Von dort aus wurden weitere Inseln des Archipels erkundet und besetzt, oft mit Gewalt gegen die einheimische Bevölkerung, die als feindselig und sogar als „Menschenfresser“ galt. Die Deutschen führten mehrere Strafexpeditionen durch, um die Widerstände der Einheimischen zu brechen und ihre Autorität zu festigen1

Die deutsche Herrschaft über den Bismarck-Archipel war jedoch nicht unangefochten. Die Briten und die Franzosen hatten ebenfalls Ansprüche auf einige Inseln erhoben, die zu diplomatischen Spannungen führten. Erst 1899 wurde ein Vertrag geschlossen, der die Grenzen der jeweiligen Einflusszonen festlegte. Die Deutschen erhielten die meisten Inseln des Archipels, mussten aber die südlichen Salomonen an die Briten und die nördlichen Neuen Hebriden an die Franzosen abtreten2

Die Verwaltung und Entwicklung des Bismarck-Archipels

Die Neuguinea-Kompagnie erwies sich bald als unfähig, die Kolonie effektiv zu verwalten und zu entwickeln. Sie litt unter finanziellen Schwierigkeiten, mangelnder Infrastruktur, schlechten Beziehungen zu den Einheimischen und dem Fehlen von Siedlern. Die Kompagnie bat daher die deutsche Regierung um Unterstützung, die 1899 die direkte Kontrolle über die Kolonie übernahm. Der Bismarck-Archipel wurde nun Teil von Deutsch-Neuguinea, dem größten deutschen Schutzgebiet in der Südsee3

Die deutsche Verwaltung versuchte, die Kolonie zu modernisieren und zu profitieren. Sie baute Straßen, Häfen, Schulen, Krankenhäuser und Telegraphenlinien. Sie förderte den Anbau von Kokosnüssen, Kaffee, Baumwolle und Chinin, die als Exportgüter dienten. Sie ermutigte auch die Ansiedlung von deutschen Pflanzern, Händlern, Missionaren und Beamten, die jedoch nie mehr als einige tausend Personen ausmachten. Die meisten Einwohner des Bismarck-Archipels blieben Melanesier, die ihre traditionellen Lebensweisen und Kulturen beibehielten1

Die deutsche Verwaltung war auch nicht immer erfolgreich. Sie hatte Schwierigkeiten, die Ordnung und Sicherheit auf den weit verstreuten und unzugänglichen Inseln aufrechtzuerhalten. Sie hatte auch Konflikte mit den Missionaren, die oft einen anderen Ansatz bei der Bekehrung und Erziehung der Einheimischen verfolgten. Sie hatte auch wenig Unterstützung von der deutschen Öffentlichkeit und dem Parlament, die wenig Interesse an den fernen und kostspieligen Kolonien zeigten3

Der Verlust und das Erbe des Bismarck-Archipels

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 bedeutete das Ende der deutschen Herrschaft über den Bismarck-Archipel. Die britischen und australischen Streitkräfte eroberten schnell die Inseln, die sie als strategisch wichtig für die Kontrolle des Pazifiks ansahen. Die deutschen Truppen leisteten nur wenig Widerstand und kapitulierten im September 1914. Die deutschen Zivilisten wurden entweder interniert oder ausgewiesen. Die deutschen Besitztümer wurden beschlagnahmt oder zerstört1

Nach dem Krieg wurde der Bismarck-Archipel vom Völkerbund als Mandatsgebiet an Australien übergeben, das ihn zusammen mit dem ehemaligen Kaiser-Wilhelms-Land als Territorium Papua-Neuguinea verwaltete. Die australische Verwaltung versuchte, die Entwicklung und das Wohlergehen der Einheimischen zu fördern, stieß aber auch auf Herausforderungen und Widerstände. Der Bismarck-Archipel wurde erneut zum Schauplatz von Krieg und Gewalt, als die japanischen Truppen ihn 1942 besetzten und erst 1945 von den alliierten Truppen vertrieben wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bismarck-Archipel erneut als Treuhandgebiet an Australien übergeben, das ihn bis zur Unabhängigkeit Papua-Neuguineas im Jahr 1975 verwaltete2

Was ist aus dem deutschen Erbe auf dem Bismarck-Archipel geblieben? Die deutschen Nachkommen wurden entweder assimiliert oder verließen die Inseln. Nur wenige Spuren der deutschen Kultur, Sprache und Religion sind heute noch sichtbar. Die meisten deutschen Namen wurden durch englische oder einheimische ersetzt. Die deutsche Sprache wurde von der englischen oder der Tok Pisin verdrängt. Die deutsche Religion wurde von der katholischen oder der protestantischen übernommen. Die deutschen Gebäude, Denkmäler und Artefakte wurden entweder zerstört oder verfallen gelassen1

Einige Beispiele für das deutsche Erbe auf dem Bismarck-Archipel sind:

Der Bismarck-Archipel ist heute ein Teil von Papua-Neuguinea, einem unabhängigen und vielfältigen Land, das aus mehr als 600 Inseln und 800 Sprachen besteht. Die Menschen auf dem Bismarck-Archipel haben ihre eigene Identität und Geschichte, die von verschiedenen Einflüssen geprägt wurde, einschließlich der deutschen. Obwohl das deutsche Erbe auf dem Bismarck-Archipel vergessen oder verloren gegangen sein mag, ist es dennoch ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Südsee23

Quellen:

1: Bismarck-Archipel 1884 – 1919 – deutsche-schutzgebiete.de 2: Bismarck-Archipel – Wikipedia 3: Deutsche Schutzgebiete in der Südsee – Wikipedia

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