Katastrophen der Menschheit – Das Feuer, das Los Alamos bedrohte
Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.
Im Mai 2000 brach in Los Alamos, New Mexico, USA, ein verheerendes Feuer aus, das als Cerro Grande Feuer bekannt wurde. Das Feuer begann als eine kontrollierte Verbrennung, die außer Kontrolle geriet, wegen starker Winde und Dürrebedingungen. Über 400 Familien in der Stadt Los Alamos verloren ihre Häuser in dem daraus resultierenden 43.000 Hektar großen Feuer. Auch Gebäude im Los Alamos National Laboratory wurden zerstört oder beschädigt, jedoch ohne Verlust oder Zerstörung des dort gelagerten speziellen nuklearen Materials. Es gab keinen Verlust von Menschenleben. Das US General Accounting Office schätzte den Gesamtschaden auf 1 Milliarde US-Dollar1.
Die Vorgeschichte
Obwohl Waldbrände ein natürlicher Teil des Ökosystems der westlichen Wälder sind, begann die Brandbekämpfung Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreitet zu werden, gerade als die Landnutzungsmuster (z.B. intensive Beweidung) die Vegetation einschränkten, die früher niedrigintensive Bodenfeuer unterstützt und erhalten hatte. Dicht stehende Bestände von kleinen Bäumen und dicker Unterwuchs ermöglichten es einem natürlichen periodischen Bodenfeuer, in ein hochintensives Kronenfeuer überzuspringen.
Es folgte ein Jahrhundert der Brandbekämpfung, in dem auf dem Pajarito Plateau etwa alle 20 Jahre große Brände auftraten: ein Feuer im Jahr 1896, mehrere Feuer in den 1920er Jahren, ein Feuer im Jahr 1946, das Water Canyon Feuer im Jahr 1954, das La Mesa Feuer im Jahr 1977 und das Dome Feuer im Jahr 1996. Das La Mesa Feuer im Jahr 1977 diente als Weckruf; es verbrannte 15.000 Hektar im Bandelier National Monument, beschleunigte aber eine Veränderung der Einstellung innerhalb des National Park Service gegenüber dem Management von Feuer. Im Bandelier National Monument wurden Brandschneisen verbessert, ebenso wie Brennstoffschneisen, und in einigen Gebieten wurden Bäume ausgedünnt.
Das Dome Feuer im Jahr 1996 verbrannte 16.500 Hektar in neun Tagen und bedrohte den südlichen Abschnitt des Los Alamos National Laboratory. Mit Flammenlängen von hunderten von Metern war das Dome Feuer spektakulär, und es unterstrich die Probleme der Passivität und Vernachlässigung. Das Interagency Wildfire Management Team wurde von Vertretern des Los Alamos National Laboratory, des Los Alamos County, des Bandelier National Monument, des Santa Fe National Forest, des Staates New Mexico und der Pueblo-Behörden gebildet.
Keine Planung konnte das Wetter kontrollieren, das in den frühen bis Mitte der 1990er Jahre abnormal hohe Niederschläge lieferte, gefolgt von mehreren Jahren schwerer Dürre. Bis 2000 waren die Bedingungen ideal für einen großen Waldbrand auf dem Plateau. Der Waldtotfall hatte einen Feuchtigkeitsgehalt, der niedriger war als der von gut abgelagertem Brennholz. Die starken Regen- und Schneefälle der Mitte der 1990er Jahre hatten einen üppigen Unterwuchs hervorgebracht, während der Beginn der Dürre gegen Ende des Jahrzehnts seine Entflammbarkeit erhöhte1.
Der Ausbruch
Das Cerro Grande Feuer wurde am 4. Mai 2000 von der National Park Service Feuerwehr im Bandelier National Monument als eine kontrollierte Verbrennung gestartet, um die Brennstofflast zu reduzieren und die Waldgesundheit zu verbessern. Die Verbrennung sollte 900 Hektar umfassen, aber die Wetterbedingungen änderten sich schnell und machten die Situation unkontrollierbar. Starke Winde fachten das Feuer an und trieben es in Richtung Los Alamos. Die Feuerwehr versuchte verzweifelt, das Feuer einzudämmen, aber es war zu spät. Das Feuer sprang über die Brandschneisen und erreichte den Cerro Grande, einen Berg, der die Stadt überragt. Das Feuer breitete sich rasch aus und bedrohte sowohl die Stadt als auch das Labor12.
Die Evakuierung
Am 10. Mai 2000 wurde die gesamte Stadt Los Alamos evakuiert, was etwa 18.000 Menschen betraf. Auch Teile des Labors wurden geräumt, und die Sicherheit des nuklearen Materials wurde verstärkt. Die Evakuierung verlief geordnet und ohne Panik, da die Bewohner schon vorher gewarnt worden waren. Viele Menschen suchten Zuflucht in der nahe gelegenen Stadt Santa Fe oder bei Verwandten und Freunden. Die Evakuierung dauerte etwa eine Woche, bis die Behörden die Situation für sicher genug hielten, um die Menschen zurückkehren zu lassen13.
Die Zerstörung
Das Cerro Grande Feuer verbrannte insgesamt 43.000 Hektar Land, davon 17.000 Hektar im Bandelier National Monument, 10.000 Hektar im Santa Fe National Forest und 16.000 Hektar im Los Alamos National Laboratory. Das Feuer zerstörte oder beschädigte 235 Gebäude im Labor, darunter einige historische Gebäude, die mit dem Manhattan-Projekt verbunden waren. Das Feuer zerstörte auch 260 Häuser in der Stadt Los Alamos und beschädigte weitere 160. Das Feuer verursachte auch erhebliche Umweltschäden, wie Erosion, Ascheablagerungen, Luftverschmutzung und Verlust von Lebensraum für Wildtiere. Das Feuer wurde erst am 20. Juli 2000 vollständig gelöscht13.
Die Folgen
Das Cerro Grande Feuer war eine der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte von New Mexico. Es löste eine Welle von Trauer, Wut und Solidarität aus. Die Bundesregierung erklärte den Notstand und stellte Mittel für die Wiederherstellung und den Wiederaufbau zur Verfügung. Das US-Kongress verabschiedete das Cerro Grande Fire Assistance Act, das eine Entschädigung für die Opfer des Feuers vorsah. Die National Park Service übernahm die Verantwortung für das Feuer und entschuldigte sich bei den Betroffenen. Das Los Alamos National Laboratory überprüfte seine Sicherheitsprotokolle und verbesserte seine Brandschutzmaßnahmen. Die Stadt Los Alamos erholte sich langsam von dem Schock und begann, ihre Häuser und ihre Gemeinschaft wieder aufzubauen. Das Feuer hinterließ jedoch tiefe Narben in der Landschaft und in den Herzen der Menschen13.
Die Lehren
Das Cerro Grande Feuer war ein tragisches Beispiel für die Risiken und Herausforderungen des Feuermanagements in den westlichen Wäldern. Das Feuer zeigte, wie wichtig es ist, die natürliche Rolle des Feuers im Ökosystem zu respektieren und zu nutzen, aber auch, wie schwierig es ist, die Bedingungen und das Verhalten des Feuers vorherzusagen und zu kontrollieren. Das Feuer zeigte auch, wie wichtig es ist, die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den verschiedenen Behörden und Interessengruppen zu fördern, die für die Verwaltung des Feuers verantwortlich sind. Das Feuer zeigte schließlich, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit über die Vorteile und Risiken des Feuers aufzuklären und sie in die Planung und Entscheidungsfindung einzubeziehen. Das Cerro Grande Feuer war eine schmerzhafte Lektion, aber auch eine Gelegenheit, aus den Fehlern zu lernen und die Zukunft besser zu gestalten13.
Quellen
: Cerro Grande Fire: A Retrospective. (2000). Los Alamos National Laboratory. [PDF] : Cerro Grande Fire. (n.d.). National Park Service. [Webseite] : Cerro Grande Fire. (n.d.). Wikipedia. [Webseite]
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